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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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stammte. Das Seehaar, mit dem die Kissen gepolstert waren, verströmte einen feinen Duft nach Ozean; er atmete tief durch. Plötzlich fiel ihm auf, daß er diesen sonderbaren Duft beruhigend fand. Er legte die Füße hoch, schloß die Augen, und schaltete Musik ein. Die vertrauten Klänge eines Kharemoughi-Kunstlieds füllten den Raum, während das analgetische Pflaster zu wirken begann; er spürte, wie die Schmerzen abflauten, bis nur noch ein erträglicher Druck hinter den Augen war, und er wieder denken konnte.
    Doch die Gedanken, die ihm dann in den Sinn kamen, verursachten nur eine andere Art von Schmerz: er fühlte sich frustriert, nutzlos, einsam und traurig.
    Er setzte sich aufrecht hin und sagte sich ärgerlich, daß er genau damit hätte rechnen müssen. War er wirklich so ein Einfaltspinsel geworden, daß er seiner eigenen Presse glaubte – glaubte, die Hegemonie würde ihm jeden Wunsch erfüllen, nur weil er ihr einmal von Nutzen gewesen war? Oder daß Mond Dawntreader sich insgeheim nach seiner Rückkehr gesehnt hatte, daß sie all die Jahre über an ihn dachte, so wie er an sie? In seinen törichten Phantasien hatte er davon geträumt, sie würden sich in die Arme fallen, wie die Liebenden in den historischen Schmökern aus der Zeit des Alten Imperiums, die er in seiner Jugend verschlungen hatte.
    Er preßte sich die Handballen gegen die Augen. Götter ... fühlte er sich erschöpft; er sollte lieber zu Bett gehen, anstatt sich in Selbstmitleid zu suhlen. Er hatte immer gewußt, wie sich die Realität auf Tiamat gestalten würde; er hatte es nur nie wahrhaben wollen. Nach ei. ner Weile öffnete er die Augen und betrachtete die ein wenig fremdartige Einrichtung des Zimmers; in Gedanken stellte er sich den Grundriß des Stadthauses vor, das zu den besten Gebäuden in der City gehörte: zehn Zimmer, deren Wände mit wunderschönen Meeres-und Gebirgsmotiven bemalt waren; ganz allein wohnte er in diesem leeren, hallenden Kasten – und daran würde sich in absehbarer Zeit nichts ändern, es sei denn ... es sei denn ...
    Jählings stand er auf und schaltete per Befehl die Musik ab. Er hatte sich sein Schicksal selbst gewählt; nun mußte er damit leben.
    Als er das Zimmer durchquerte, fiel sein Blick auf das Päckchen, das er auf dem soliden, konventionellen Tisch neben der Couch abgelegt hatte. Er setzte sich wieder hin und brach die Siegel, die die Verpackung aus Korbgeflecht zusammenhielten. Dann klappte er die beiden Hälften auf, und starrte staunend auf das Ding, das in einem Nest aus Seegras lag.
    Es war eine Maske – eine traditionelle Festmaske, handgefertigt und von erlesenster Qualität; sie glich den Masken, die er während des letzten Festivals auf Tiamat gesehen hatte, und nicht den hastig zusammengeschusterten, phantasielosen Massenartikeln, die nun, da die nächste Nacht der Masken näherrückte, massenhaft in den Geschäften auslagen. Er hatte sich keine gekauft, sie nicht mal eines zweiten Blicks gewürdigt.
    Trotzdem war diese Maske neu, kein antikes Stück, das eine Generation lang in irgendeinem Schrank gelegen hatte. Vorsichtig befingerte er sie und staunte; er betrachtete die glitzernden, diamantenen Punkte, die Sterne darstellen sollten, die zarten Schleier, die sich wie Nebelschwaden über die schwarzseidenen Horizonte des Universums ausbreiteten; die absolute Fin sternis, wie sie im Zentrum einer Schwarzen Pforte herrscht ... oder im Transfer ... in den Augen einer blinden Frau ... in ihrem Herzen.
    Ein Gesicht aus Licht, die Welt in all ihrer Vielfalt reflektierend ... und wenn er hineinschaute, erkannte er sich selbst. Plötzlich wußte er, wessen Hände dieses Kunstwerk angefertigt hatten; wer ihm die Maske schickte, und warum.
    Lächelnd nahm er sie in die Hand, hob sie vorsichtig aus dem Korbgeflecht heraus und hielt sie hoch, um sie besser anschauen zu können. Nachdem er sie lange Zeit betrachtet hatte, legte er sie an ihren Platz zurück; dann stand er auf und streckte sich.
    »Morgen«, murmelte er; er spürte, wie seine Perspective wieder zurechtgerückt war. Ein eigenartiges Gefühl des Friedens überkam ihn, als er die Treppe hinaufstieg, um ins Bett zu gehen.
     

TIAMAT
Karbunkel
    J erusha.« BZ Gundhalinu trat zur Seite u ließ Jerusha PalaThion in sein Stadthaus. Hastig knall er die Tür wieder zu, um den Lärm der ausgelassen tobenden Festteilnehmer auszuschließen. Seit die Hegemonische Gesellschaft vor drei Tagen eingetroffen war, wurde überall in der Stadt,

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