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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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auch in seiner Straße, gefeiert. Als er Jerushas Gesichtsausdruck sah, wurde er sorgt. »Was ist passiert?«
    Sie lächelte mit schmalen Lippen. »Ich wünschte Sie würden mich nicht ständig mit diesen Worten b grüßen, sobald Sie mich unverhofft sehen, BZ.«
    Lachend führte er sie ins Wohnzimmer. »Sie habe recht, das ist wirklich immer das erste, was mir bei solchen Gelegenheiten einfällt.« Er bot ihr einen Platz an und setzte sich in einen Sessel. Der Raum wurde durch Lampen beleuchtet; die schweren Fenstervorhänge waren zugezogen, um neugierige Augen und das ewige Kunstlicht Karbunkels draußen zu halten. Auf diese Weise konnte er seinen Körper täuschen, es sei Nacht, und fand endlich Ruhe. Seufzend lehnte er sich zurück. »Was haben Sie zu berichten? Gibt es Aufstände? Bombendrohungen? Hat man versucht, den Premierminister zu ermorden?«
    Jerusha schüttelte den Kopf und senkte den Blick. »So simpel ist das leider nicht.« Sie schaute wieder hoch. »Es fällt mir schwer, es zu sagen. Tammis steckt in Schwierigkeiten. Er ist auf der Wache.«
    »Bei allen Göttern!« Gundhalinu setzte sich gerade hin. »Hat man ihn verhaftet?«
    Beschwichtigend hob sie Hand. »Nein. Er wurde zusammengeschlagen und beraubt, als er versuchte, einen Strichjungen aufzugabeln. Offenbar war er an den falschen geraten ...« Sie zuckte die Achseln.
    »Aber er ist doch ...«
Verheiratet.
Gundhalinu sprach den Satz nicht zu Ende; schlagartig begriff er, wieso Tammis' Ehe nicht klappte.
    »Ich habe ihn auf der Wache behalten, weil er nicht Ins Medizinische Zentrum gehen will.«
    »Seine Frau arbeitet dort.«
    Sie nickte und kämmte sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich dachte mir, Sie wüßten sicher gern Bescheid.«
    Er seufzte und konnte ihrem mitfühlenden Blick nicht langer standhalten. »Bringen Sie ihn hierher.«
     
    Er wartete; die Zeit schien nicht zu vergehen, doch endlich klopfte es an der Tür. Er machte auf. Tammis stand Im schützenden Alkoven, und Jerusha lauerte hinter Ihm wie ein Schatten. Als Gundhalinu ihm zunickte, betrat er mit steifen Bewegungen das Stadthaus; die Lippe war geschwollen, ein Auge blauunterlaufen. Zum Abschied hob Jerusha die Hand und verschwand zwischen den Passanten.
    »Danke, daß du gekommen bist«, sagte Gundhalinu und schloß die Tür.
    »Hatte ich denn eine Wahl?« Tammis furchte die Stirn.
    »Nein; aber trotzdem danke ich dir.« Gundhalinu führte ihn ins Wohnzimmer und bot ihm einen Platz an.
    Vorsichtig und offenbar unter Schmerzen, setzte Tammis sich hin. »Wieso bin ich hier, Richter Gundhalinu?« fragte er, wobei er rot wurde; Gundhalinu befürchtete, der Junge wüßte bereits Bescheid, und er sorgte sich um die Konsequenzen.
    Er setzte sich Tammis gegenüber. »Weil wir uns darüber unterhalten müssen, weshalb du nicht ins Medizinische Zentrum gehen willst.« Verstohlen beobachtet er das Gesicht des Jungen und begegnete seinem trotzigen Blick; er suchte nach körperlichen Ähnlichkeiten und fand sie auch. Er betrachtete das Kleeblatt, da Tammis trug, und das sich glänzend von seine schmutzstarrenden Hemd abhob; danach schaute e kurz sein eigenes Sibyllenabzeichen an.
    »Wie kommen Sie darauf, daß meine Weigerung Si etwas angehen könnte, Richter?« fragte Tammis, jede Zoll der Sohn einer Königin. Doch seine Stimme klang nicht so sicher, wie er es sich bestimmt wünschte. »Wei Sie mit meiner Mutter schlafen?«
    Gundhalinu erstarrte; eine Weile sagte er nichts, sondern versuchte, seine Gedanken zu ordnen und seine Entschluß zu festigen. »So kann man das nicht sagen«, entgegnete er dann. »Ich schlafe nicht mit deiner Mutter – aber ich bin dein Vater.«
    Nach diesen Worten war Tammis wie gelähmt, obwohl die Enthüllung ihn nicht zu überraschen schien. Er fragte nicht einmal nach Beweisen. Das Schweigen zwischen ihnen dauerte an, während sich die unterschiedlichsten Gefühlsregungen auf den Zügen des Jungen malten.
    Schließlich stand Gundhalinu auf, durchquerte das Zimmer und stellte sich vor Tammis hin. Mit geschultem Auge betrachtete er das zerschlagene, gespannte Gesicht. »Ich nehme an, das tut höllisch weh«, sagte er und streichelte flüchtig über Tammis' verletzte Wange. Der Junge zuckte zurück. »Aber du wirst es überleben.« Damit meinte er nicht nur die äußeren Wunden.
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte Tammis gereizt.
    »Ich habe auch schon manches überlebt«, antwortete er freundlich. Tammis blickte zu ihm hinauf. »Wenn du dich selbst

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