Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
der Königin überhaupt zustande? Arienrhod schickte ihren Starbuck los, zusammen mit Dillyp-Jägern von Tsieh-pun ...«
»Ich stellte den Leuten sämtliche Geräte zur Verfügung, die sie zum Gelingen der Jagd brauchten.«
»Bei allen Göttern! Das habt Ihr getan?« Gundhalinu war fassungslos und merkte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. »Wer hat Euch dazu ermächtigt? Verflucht, NR, wieso habt Ihr mich hintergangen?«
»Weil ich wußte, daß Ihr eine Jagd kategorisch ablehnen würdet.« Vhanu furchte die Stirn, und seine Hände zuckten nervös. »Im Namen von tausend Göttern, BZ, wenn wir uns auch weiterhin die Unterstützung einflußreicher Persönlichkeiten auf Kharemough sichern wollen, müssen wir einen guten Eindruck machen. Wir müssen beweisen, daß wir unseren Dienst ernstnehmen, daß wir hier was zu sagen haben, und uns nicht von einer Enklave aus abergläubischen Eingeborenen bevormunden lassen. Verdammt noch mal, Ihr mit eurer fixen Idee von eine ›aufgeklärten Regierung‹ steht uns nur im Weg.« Gundhalinu sah sein eigenes, bekümmertes Gesicht in den Pupillen des anderen Mannes und wandte den Blick ab. »Ihr wart dabei, Euch selbst die Kehle durchzuschneiden. Diese Aktion tat ich nur für Euch.«
»Sie taten es für sich selbst«, schnauzte Gundhalinu In plötzlich aufwallendem Zorn. »Mir scheint, Sie verwechseln da etwas!«
Bei dem formellen ›Sie‹ kniff Vhanu die Lippen zusammen. »Also gut, dann tat ich es eben für uns beide - für uns alle, wie Tilhonne.« Seine Miene veränderte sich; mit sanftem Druck legte er die Hände auf Gundhalinus Schultern. »BZ, Ihr wißt, daß ich Euch immer sehr geschätzt habe. Ihr seid mein Freund. Es gibt niemanden, den ich mehr bewundere. Doch egal, aus welchen Gründen Ihr hier seid, ich versichere Euch, sobald Ihr einmal in Ruhe darüber nachgedacht habt, werdet Ihr uns für das, was wir heute getan haben, dankbar sein.«
Gundhalinu schwieg und sah zu, wie der letzte Rest vom Wasser des Lebens in den gierigen Schlünden der Leute verschwand. »Man geht jetzt zu Tisch«, sagte er dann und wandte sich wieder Vhanu zu. »Sollen wir uns anschließen?«
Vhanu nickte, und ohne ein weiteres Wort zu sage gingen sie los.
Als Gundhalinu endlich ermattet und allein sein Stadthaus erreichte, schimmerte bereits das rosenfarbene Licht der Morgendämmerung durch die Sturmwälle am Ende der Azur-Allee. Er beobachtete den anbrechend Tag, der den Beweis dafür bildete, daß es außerhalb d ewig gleichen Wände und der nie erlöschenden Licht Karbunkels noch eine andere Welt und ein Universum gab. Gefühllos, vor Müdigkeit zu abgestumpft, um sich an dem Anblick erfreuen zu können, wandte er den Blick vom heller werdenden Himmel ab; ihm fehlte Kraft, um das simple Tageslicht mit einem falschen Symbolismus zu befrachten.
Nur verschwommen erinnerte er sich noch an den Verlauf der letzten Nacht, nachdem das Wasser des Lebens aufgetaucht und die Königin das Fest verlas hatte; eine endlose Folge von Speisen, von denen kaum eine angerührt hatte, zudem löcherte ihn der Erste Sekretär mit immer neuen Fragen. Er hatte geantwortet, so gut er konnte, während er ständig dar dachte, daß Sirus nichts weiter als ein machtloser Strohmann war, was Sirus genausogut wußte wie er; im übrigen würde kein Protest etwas nützen, egal, wie einflußreich derjenige sein mochte, der ihn vorbrachte.
Mond hatte den Sternenhafen verlassen, ohne ihm eine Gelegenheit für Erklärungen zu geben. Und nun, er vor seiner Haustür stand, wußte er nur noch, daß schreckliche Kopfschmerzen hatte und kaum noch d Türschloß öffnen konnte.
Er stolperte über etwas, das im dunklen Hauseingang lag; fluchend verlor er die Balance und stieß sich Schulter an der Mauer. Als er sich bückte, fand er der Treppenstufe ein großes, flaches Paket. Vorsichtig betastete er es mit den Fingern. Es wog nicht viel, und als er es schüttelte, raschelte es drinnen. Kein Brief dabei, nicht einmal sein Name stand drauf; aber aus einem unerklärlichen Grund spürte er, daß von dem Päckchen keine Gefahr ausging. Er hob es hoch und klemmte es sich unter den Arm, während er das Sicherheitssystem deaktivierte und ins Haus trat. Das Paket legte er auf einen Tisch, dann ging er sich ein medizinisches Pflaster gegen seine Kopfschmerzen holen.
Durch den weiten Türbogen kam er zurück, lockerte seinen Kragen und warf sich auf die Couch, die in Naturfarben gehalten war und von einem einheimischen Handwerker
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