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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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der Nacht eingerahmt war.
    Mond rührte sich nicht vom Fleck, während der Mann durch die Menge auf sie zusteuerte. Wie hypnotisiert von ihrem eigenen Bild, das im Spiegel immer deutlicher und klarer auftauchte, wartete sie auf ihn. Und plötzlich wußte sie, wer er war, sie erkannte ihn an seinem Gang und an der Art, wie er sich bewegte.
    »BZ«, sagte sie ohne den geringsten Zweifel, obwohl er keine Uniform trug. Sie hob die Hand.
    »Mond.« Mitten aus ihrem eigenen, bizarren Spiegelbild blickten seine Augen sie an. Er nahm ihre Hand und drückte die seine fest dagegen. Dann umschlossen seine Finger ihre Hand, und er ließ sie nicht mehr los.
    »Ich dachte schon, du seist gar nicht hier«, murmelte sie. »Das Fest ist gleich vorbei.«
    »Eigentlich wollte ich gar nicht kommen.« Er schüttelte den Kopf, und seine Maske raschelte, wie wenn sie leise lachte. »Doch dann schickte mir Fate diese Maske; es wäre eine Mißachtung ihres Geschenks, wenn ich si in dieser Nacht nicht tragen würde.«
    Sie blickte auf seine Hand, die sie immer noch fest hielt und offenbar gar nicht mehr freigeben wollt Dann hob sie den Kopf und schaute in seine Augen .. in ihre Augen ... in das dunkle Universum und in di üppige Fülle des Frühlings, die alles umgab.
    »Wo ist Funke?« fragte er, und auf einmal bekam sie Herzklopfen. »Ist er nicht auf dem Ball?«
    »Er wollte die Zeit mit seinem Vater verbringen.« »Ausgerechnet die heutige Nacht?«
    »Morgen reist sein Vater ab.«
    »Ach so«, sagte er. »Trotzdem, heute ist die Nacht d Masken!«
    »Ich weiß.« Wieder schaute sie auf ihre Hände hinab, die eng ineinander verschlungen waren. Sie versucht seine Umklammerung zu lösen.
    BZ hob seine freie Hand und ergriff die ihre. »Dann tanz mit mir. Die Musik spielt noch – uns bleibt noch etwas Zeit.«
    Sie erstarrte; mit einemmal fühlte sie sich linkisch und provinziell. Doch beharrlich zog er sie an sich. »Ich kenne eure Tänze nicht.«
    »Einmal brachte ich dir in Gedanken bei, wie man tanzt«, flüsterte er. Er legte die Arme um sie und begann zu führen. »Es ist mir egal, was wir tun, solange ich dich dabei nur umarmen kann.«
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Arm um ihn zu legen. Als sie durch den dünnen, seidigen Stoff seines Hemds seine Rückenmuskeln fühlte, durchlief sie ein Schauer. »Das paßt überhaupt nicht zu dir«, murmelte sie; sie hätte gelacht, wenn seine Nähe ihr nicht den Atem geraubt hätte.
    Er gab einen sonderbaren Laut von sich, der fast wie ein Lachen klang. »Was paßt denn zu mir? Wer bin ich überhaupt? Ein armer Kerl, der dich in den letzten Tagen nur angestarrt hat und Angst hatte, mehr zu sagen als ›Guten Tag, Herrin‹? Bin ich der Oberste Richter Gundhalinu – kein Kharemoughi mehr und noch kein Tiamataner, nicht Fisch, noch Fleisch? – Oder bin ich ein Mann, der zwölf Jahre seines Lebens damit verbracht hat, von dir zu träumen, der deinetwegen bis ans Ende der Welt ging und die Tücken der Raumzeit bezwungen hat, nur um dich wieder in seinen Armen zu halten?« Seine Stimme klang gehetzt, wie wenn er von etwas besessen sei; sie erinnerte sich an eine andere Nacht während des Festivals vor langer Zeit, als er ähnliche Worte zu ihr gesprochen hatte.
    Sie sah ihn an, und in ihrem Blick lag die Antwort, die er wissen wollte. Als sie die Hand hob, um sein Gesicht zu berühren, streifte sie gleichzeitig ihr eigenes Spiegelbild. Sie vergegenwärtigte sich, daß dies die Nacht der Masken und die Zeit des Wechsels war.
    »Ich will hier raus«, sagte er beinahe verzweifelt.
    »Laß uns woanders hingegen – in allen Straßen wird gefeiert.«
    »Nein«, flüsterte sie, während sie den köstlichen, un erträglichen Druck seines Körpers spürte. »Komm lieber mit mir.«
    Sie hörte auf zu tanzen, nahm ihn an die Hand und führte ihn die wenigen Schritte bis zum Treppenaufgang. Sie schaute sich nicht um, denn unter de wenigen Gästen, die noch geblieben waren, befand si keiner, der zählte oder der sich um sie kümmerte. Worte los, ohne zu zögern, folgte er ihr die Kaskade aus wei ßen Stufen hinauf. Sie schritten durch die dunklen Kor ridore der oberen Etage, bis sie an ihr Schlafzimmer ge langten, das sie schon viel zu lange mit keinem Ma mehr geteilt hatte.
    Vor der Tür blieb sie stehen; dann entfernte sie un- endlich behutsam seine Maske. Sie mußte sein Gesich sehen – sofort –, ehe sie die Schwelle zu einer unb kannten Zukunft überschritten. »Das ist die Zeit d Wechsels, wenn

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