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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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glich dem des ruhelosen Ozeans; immer tiefer sank sie in die Fluten der Leidenschaft ein, ohne Furcht, gewillt, in den Tiefen ihrer Wonnen zu ertrinken.
    Sie schrie auf, als eine Woge der Ekstase sie auf den Höhepunkt trug; er stöhnte und erschauerte vor Lust. Der Orgasmus klang ab, doch der Rhythmus blieb und steigerte sich zu einem neuen Gipfelpunkt.
    »O ihr Götter ...«, flüsterte Gundhalinu staunend. »O ihr Götter!« Er murmelte noch etwas auf Sandhi, es waren Verse, die klangen wie ein Gebet, das an irgend etwas in ihm selbst gerichtet war. Seine Lippen senkten sich erneut auf die ihren, seine Hände massierten ihre Brüste, und er fuhr fort, sich in ihr zu bewegen; es war, als sei es schon immer so gewesen, als hätten sie stets zueinandergehört.
    Ihre körperliche Liebe war so endlos wie das Meer, und mit jedem Auf und Ab der Wogen versank sie tiefer in das schwarzgoldene Wasser. Plötzlich wußte sie, daß sie dazu geboren war, in diesen Tiefen zu ertrinken, sich neu zu beleben, um abermals hinabgezogen zu werden. Ihr Leben lang hatte sie auf diesen Augenblick gewartet, um diesem Mann ihr Herz und ihre Seele zu schenken, damit seine Liebe sie erfüllte. Jetzt konnte sie nicht mehr vor ihm geheimhalten: nicht ihre Liebe ... nicht, daß die Kinder, die sie geboren hatte, die seinen waren ... Selbst das Geheimnis, das sie niemandem anvertrauen durfte, wollte sie mit ihm teilen, und wenn man ihr dafür die Zunge herausrisse!
    In der hallenden, goldschimmernden Schwärze, wo es nichts gab außer dem Meer ihrer gemeinsamen Empfindungen, wo die körperlichen Grenzen in der Glut der Leidenschaft zerschmolzen, träumte ihr, sie schwämme zusammen mit den Mers, den Kindern des Ozeans. Sie .gürte, wie die See ihre seidig-pelzigen Leiber liebkoste, ‘de fühlte das dumpf brennende Feuer ihrer Inbrunst, während sie sich durch das heimliche Herz der Sibyllenmaschinerie bewegten, das tief unter dem Ort lag, an dem sie ihren Liebhaber umarmte. Der Geist der Sibyllen wohnte unter Karbunkel, der uralten Stadt im Norden, die einer Nadel glich, die jemand in die Landkarte der Zeit gestoßen hatte ... Sie hörte die Gesänge der Mers, eine dahinplätschernde goldene Vision, und ihr wurde bewußt, daß ihre Lieder dieses geheime, verletz. liehe, lebenswichtige Organ, das ihnen anvertraut worden war, zu heilen und instandzusetzen vermochten, Endlich verstand sie, wieso die Botschaft der Lieder nicht entschlüsselt werden konnte – die Schöpfer der Mers waren die einzigen gewesen, die die volle Wahrheit kannten ...
bis jetzt.
    Gefangen in einer Euphorie, die sie über jeden be- wußten Gedanken hinwegtrug, die selbst die Grenze der Zeit sprengte, war sie dennoch auf eine erschreckende Weise frei. Nichts verbarg sich vor ihrem Blick; alles, was ihrem Körper und ihrem Geist innewohnte, durfte sie mit ihm teilen, während sie in der Dünung aus Lichtmusik dahindrifteten, vollkommen miteinander vereint.
    Und als auch er die Wahrheit erkannte, verklärte sich sein Rausch zu einer Andacht, die ihn befreite. Seine Erlösung teilte sich ihrem Körper mit, Wellen aus Licht rasten durch ihre Nervenstränge, verstärkten die Lust, ihn in sich zu fühlen, seine Lippen auf ihrem Hals zu spüren; sein Schrei erstarb, als sie vor Wonne schluchzten Sie preßte ihn an sich, bis sie jedes Atom seines Körpers wahrnahm, und langsam ebbte der Eindruck ab, sie selbst bestünde gleichsam aus flüssigem Licht.
    Es dauerte lange, bis sie wieder sprechen konnten; aber es bedurfte keiner Worte, wenn ihre Lippen, ihre Zungen, mit wichtigeren Aufgaben beschäftigt waren, und sie ihren Atem sparen mußten; ineinander verschlungen, kreiselten sie langsam auf die Erde zurück.
    »Ich verstehe«, sagte er nach einer Weile, erfüllt von Ehrfurcht und Staunen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, Angst und Qual malten sich auf seinen Zügen, als er sich vergegenwärtigte, welche Erkenntnis ihm zuteil geworden war – jetzt wußte er, wieso sie alles tun würde, um die Jagd auf die Mers zu verhindern; wieso sie ihm nie die volle Wahrheit gesagt hatte – und wieso er sein Wissen an keinen anderen weitergeben durfte.
    »Alles wird gut werden«, flüsterte er und hielt sie fest. Doch sie gab keine Antwort; der Ausdruck in seinen Augen erschreckte sie. Sie schlang die Arme um ihn. »Nein«, flüsterte sie, »es wird ein entsetzliches Ende nehmen.«
    Er sah sie an und streichelte sanft ihre Wange; aber er widersprach ihr nicht.
     
    Funke durchquerte den

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