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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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»Ich hatte ja vorige Woche wirklich vor, unsere chirurgischen Bestände zu ergänzen.«
    »Nun, binden Sie doch irgend etwas herum.« Liz richtete diesen Auftrag an Lucy und Fay. »Warum trägt er keine Krawatte?«
    Lucy hatte ihre kobaltblaue Jacke abgestreift. Sie riß sich ihre weiße Bluse vom Leib und band sie fest um den Oberschenkel des Patienten.
    »Also so etwas!« rief Biggin aus und sah sie mit großen Augen an. »Erinnert mich an die alten aufblasbaren Schwimmwesten, die wir früher trugen.«
    »Noch einen Verband.« Lucy sah Fay fest in die Augen.
    »Aber ich habe keinen BH -«
    »Sittsamkeit ist hier fehl am Platz.«
    Fay streifte ihr T-Shirt über den Kopf.
    Der Erzdiakon öffnete die Augen und fiel in Ohnmacht.
    »Soll ich eine Dosis vom Hausmittel verordnen, Doktor?« fragte Mr. Windows Freddie diskret.
    »Schnaps, meinen Sie? Eine Runde, würde ich sagen. Meinen besten Grande Champagne aus dem Bücherschrank. Außer für den Patienten natürlich. Für ihn genügt Hirschhornsalz.«
     

6
     
    Das nächste Mal traf Liz Mr. Bellwether drei Wochen später. Es war kurz vor Ostern. Sie hatte ihren Ferrari quietschend auf einer doppelten Sperrlinie vor dem Rathaus von Mitrebury zum Halten gebracht und ihn auf seinem Dreirad nur knapp verfehlt.
    »Der Bischof besteht darauf, daß wir auf das Auto verzichten«, erklärte er verdrossen. »Und ich habe das Fahren auf der zweirädrigen Ausführung nie gelernt. Ich habe das kleine Dreirad meiner Nichte ausprobiert, aber ich bin dauernd heruntergefallen.«
    »Ist von unserem letzten kleinen Zusammentreffen noch etwas zu sehen?« fragte sie vorsichtig und schlug die Autotür zu.
    » Gott sei Dank völlig geheilt. Es sah viel schlimmer aus, als es war.«
    »Was für ein Glück für Sie, daß Ihnen diese beiden begabten und mit Leib und Seele ihrem Beruf verschriebenen Ärztinnen beigestanden sind.«
    »Ja«, sagte der Erzdiakon mürrisch.
    »Sind Sie vom Bischof noch immer auf Diät gesetzt?«
    Er nickte unglücklich. »Ich fühle mich ganz erbärmlich dabei. Dr. Fellows-Smith zeigt auch kein Mitgefühl. Er meint, ich müsse einen Bandwurm haben - wie mein Hund.«
    »Weibliche Ärzte werden es mit Krankheitsattesten bei weitem nicht so genau nehmen wie gefühllose Männer«, fuhr sie einschmeichelnd fort.
    Der Erzdiakon blickte streng. »Mrs. Arkdale, Sie zwingen mich, Ihnen zu sagen, daß ich nicht glaube, daß Frauen jemals Priesterinnen, Polizistinnen oder Ärztinnen werden sollten. Oder Premierminister.«
    »Nur schwanger, nehme ich an.«
    »Sie passen einfach nicht nach Mitrebury«, sagte er müde. »Erinnern Sie sich an die Aufregung mit den Politessen? Und wohin sind Sie unterwegs?«
    »Zum Pferderennen. Aber zuerst noch zum Familienpraxiskomitee. Wegen des Interviews mit den beiden Nachfolgern der Alten Stiftspraxis.«
    Der Erzdiakon runzelte die Stirn. »Aber Mrs. Arkdale, Sie gehören ihm doch nicht an.«
    »Unsinn! Ich bin Mitglied jedes Krankenkassenkomitees in Mitrebury.«
    Sie betrat vor ihm das Rathaus.
    Man zeigte ihnen den Weg zu einem kalten, kahlen Zimmer mit einem langen Tisch, der mit grünem Velours überzogen und mit Schriftstücken belegt war. Mr. Bellwether nahm auf dem Sessel des Vorsitzenden Platz. »Viel Entschuldigungen wegen Abwesenheit«, murmelte er und hob ein Päckchen Briefe auf. »Das ist wohl das Pferderennen, nicht wahr?«
    »Bitte sehen Sie zu, daß Sie bis um drei Uhr dreißig fertig sind.« Liz nahm mit drei weiteren Komiteemitgliedern Platz. »Ich weiß zufällig, wer der Sieger ist.«
    Auch alle Besitzer von Rennpferden in der näheren Umgebung beteten sie an.
    »Mrs. Arkdale, sind Sie sicher —«
    »Mein Lieber, Sie sind wirklich ermüdend. Natürlich gehöre ich diesem Komitee an. Aber da ich gestehen muß, daß ich ein persönliches Interesse an den beiden Kandidatinnen habe, werde ich während der ganzen Sitzung kein Wort von mir geben.«
    »Ärztinnen?« brummte der Oberst i. R. zu ihrer Rechten. »Könnte Probleme schaffen, verstehen Sie. Seit ich Brüssel befreit habe, habe ich mich nicht mehr vor einer fremden Frau ausgezogen.«
    Das Paar wurde aufgerufen. Lucy in Marineblau. Fay trug einen langen Baumwollrock und eine Batikbluse, ihr dunkles Haar war von einem karminroten Stirnband zurückgehalten. Sie saßen zurückhaltend auf zwei harten Stühlen. Zunächst befragte sie ein dicker Mann in einem teuren Anzug zu ihrer Meinung über die pharmazeutische Industrie.
    »Da Ihnen ja der pharmazeutische Betrieb

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