Tief atmen, Frau Doktor!
Energie.
»Du bist ganz der alte, Adam, mein Liebling.«
»Deine Brüste regen mich noch immer auf wie Laserstrahlen. «
»Nie werde ich unsere Woche in Sorrent vergessen.«
»Einfach sensationell.«
»O Adam...« Ihre Augen wurden groß vor Schreck. »Bitte mach Fay gegenüber nicht die leiseste Andeutung über Sorrent. Sie ist schrecklich eifersüchtig auf mich, weißt du.«
»Nicht ohne Grund«, murmelte er, während er ihren Thorax massierte.
»Natürlich ist sie ein wundervolles Mädchen, aber völlig stumpfsinnig und macht leicht boshafte Bemerkungen, wenn sie einen wunden Punkt in meinem Charakter findet, wo sie ansetzen kann.«
Er preßte ihren Mund auf seinen wie ein Orchestermusiker der auf der Tuba Wilhelm Tell bläst. Sie fuhren auseinander. Die Tür ging auf.
»Er wollte nur ein Rezept gegen Schlaflosigkeit«, verkündete Fay. »Ich gab ihm etwas mit einem langen Namen, aber schwach wie ein Glas Milch. Ich habe entdeckt, daß es suggestiv wirkt, und zwar genauso gut.«
Adam Vane klappte seine Tasche auf. »Ich hätte dir die letzte Errungenschaft geben können - Superschnarch, wir betreiben gerade eine Werbekampagne um eine Million Pfund. Ich bin mit ihrer Abwicklung in Westengland betraut«, sagte er stolz. »Hier ist ein Vorrat davon - probiert ihn an euren Patienten aus und macht sie damit augenblicklich zu Murmeltieren. Nun mache ich mich besser aus dem Staub... ich meine, ich muß noch zwanzig weitere Ärzte auf suchen, bevor ich ins Büro zurückfahre.«
»Wiedersehen, Adam«, sagte Lucy.
»Wiedersehen, Adam«, sagte Fay.
»Darf ich?« fragte er ehrerbietig. Die beiden jungen Ärztinnen boten ihm züchtig die Wange, und er küßte sie keusch.
17
»Mörder«, sagte Lucy. Es war am nächsten Morgen, und sie war gerade vom ersten Stockwerk herabgekommen.
»Was machst du da mit Pasteur?« fragte Fay scharf vom Treppenabsatz her.
»Ich halte ihn davon ab, sich ein Fischfrühstück zu Gemüte zu führen.« Sie hielt eine große gefleckte Katze mit narbigem Fell und eingerissenen Ohren auf Armlänge von sich weg. Sie hatte sich in die Praxis verirrt, hatte gefunden, daß es dort warm und gemütlich sei und daß man ihr genug zu fressen gebe, und war geblieben. »Gibst du ihr denn nicht genug von diesem ekelhaften Katzenfutter?«
»Komm zu Frauchen.« Fay schloß sie zärtlich in die Arme.
Lucy musterte sie kalt. »Fay, im Lauf der Jahre habe ich aus nächster Nähe beobachten können, wie du dich in verschiedene männliche Wesen verliebt hast, aber deine Leidenschaft für dieses schlechtgelaunte, lärmende, stinkende und aufdringliche Katzenvieh ist mir ein völliges Rätsel.«
»Und mir ist es ein Rätsel, warum du mehr als hundert Pfund vom Geld der Praxis dafür ausgeben konntest.«
Neben dem Telefon stand auf Mr. Windows antikem Schreibtisch ein offener, beleuchteter Behälter, in dem tropische Fische hin- und herschossen.
»Es beruhigt die Patienten«, sagte Lucy unbeugsam.
»Unsinn. Es ist nur eine Tapete mit einem Schuppenmuster.«
»Glücklicherweise konnte ich diesen vierbeinigen Meuchelmörder davon abhalten, mit seinen Pfoten einen wertvollen malaiischen Tigerfisch zu erwischen.«
»Pasteur hat eben Instinkt.«
»Und Pasteur hat Flöhe.« Lucy fuhr mit der Hand über den Ärmel ihrer Bluse.
»Bei aktiven Katzen ist das etwas völlig Normales.« Fay küßte den Kopf der Katze. »Ich besprühe ihn mit DDT, wenn du willst. Aber ich muß schon sagen, daß du lachhaft zimperlich bist.«
»Ich befolge eben gern die elementarsten Regeln der Hygiene. «
»Vielleicht solltest du in einem sterilen Zelt wohnen, wie jemand mit einem verpflanzten Herzen?«
»Guten Morgen, die Damen.« Mr. Windows kam gerade vom Aufenthaltsraum, wo er den Tisch gedeckt hatte. »Zum Abschluß der Sprechstunde sind zwei Privatpatienten vorgesehen.«
»Ich hätte zum Friseur gehen sollen«, sagte Lucy respektlos.
»Die Fanshawes. Mit einem >e<. Ein in Mitrebury sehr bekanntes Ehepaar. Mrs. Fanshawe möchte die Frau Doktor um 9.45 Uhr konsultieren und Mr. Fanshawe um zehn.«
»Kommen sie denn nicht gemeinsam?« fragte Fay überrascht.
»Sie sind Eheleute, die ihre eigenen Wege gehen.« Mr. Windows warf ihr einen bedeutsamen Blick zu. »Ihre Morgenpost, Frau Doktor. Und Ihre.«
Lucy nahm den üblichen Stoß von medizinischen Fachzeitschriften und Prospekten von pharmazeutischen Firmen, die man achtlos weglegt, entgegen. Sie erkannte die Handschrift auf einem Briefumschlag. »Ich lege
Weitere Kostenlose Bücher