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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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fleckenlose Weste zu behalten.«
    »Du bist überheblich.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Gar nicht.«
    »Wer ist jetzt streitsüchtig?« fragte Lucy.
    »Hippokrates«, sagte Fay mürrisch.
    Sie schauten einander an. Lucy schnippte mit den Fingern. »Liz Arkdale!«
    »Sie operiert gerade im Krankenhaus. Rufen wir sie an«, sagte Fay eifrig.
    Lucy zögerte. »Ist es fair, sie in diese Sache hineinzuziehen?«
    »War es fair, den heiligen Georg in die Sache mit dem Drachen hineinzuziehen? Sie wird uns dieselbe Antwort geben.«
    In diesem Augenblick klopfte der Kaplan im Palais auf der anderen Seite des Kirchhofs an die Tür des Bischofs und unterbrach dessen Gespräch mit Erzdiakon Bellwether.
    »Entschuldigen Sie bitte, Peter. Ich habe gehofft, es würde sich Gelegenheit bieten, Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    »Bitte gern«, machte sich Mr. Bellwether freundlich erbötig. Der Bischof war gerade dabei, begeistert Pläne für seine Fernsehshow zu schmieden. Mr. Bellwether bekam es mehr und mehr mit der Angst zu tun, daß der Bischof vorhatte, ihn darin auftreten zu lassen, genau wie er ihm die tödliche Diät verordnet hatte. »Ich muß zum Mittagessen zu Hause sein. Sicher wird die Aufführung großartig, Peter, und Sie werden bald im ganzen Land ebenso bekannt sein wie dieser streitlustige Typ mit der Brille und der Fliege.«
    »Es ist meine Pflicht, es auch Ihnen zu sagen, Bill«, sagte der Kaplan. »Da Sie ein Patient der alten Stiftspraxis sind.«
    »Was ist damit nicht in Ordnung?« fragte Mr. Bellwether knapp. »Sie sind zwei äußerst tüchtige junge Damen. Sie haben mein verletztes Bein bestens behandelt. Obwohl es noch immer nicht in Ordnung ist, noch lange nicht«, sagte er zum Bischof gewandt und umklammerte seine Wade.
    »Der Grund für meine Bedenken ist nicht medizinischer, sondern moralischer Natur.«
    »Moralischer Natur?« Der horizontale Balken der bischöflichen Brauen verzog sich zu einem Stirnrunzeln.
    »Sie haben noch nicht davon gehört, Peter? Offensichtlich nicht. Sie kennen Mrs. Fanshawe?«
    Der Bischof nickte.
    »Sie ist meine Nachbarin in Fenny Bottom«, setzte der Kaplan fort. »Selbstverständlich war ihr Vater ein anständiger Bürger von Mitrebury und hat der Kathedrale ansehnliche Summen gestiftet. Mrs. Fanshawe will beim Ärztekollegium gegen Dr. Drake wegen berufswidrigen Verhaltens mit ihrem Ehemann Meldung erstatten.«
    Der Bischof starrte den Kaplan an. Der Erzdiakon starrte den Bischof an. Er entsann sich einer Zeile von Trollope ->Der Bischof pfiff nicht anzüglich; wir sind der Meinung, daß sie mit ihrer Weihe das Vermögen dazu verlieren. < Um ein Haar hätte der Bischof von Mitrebury »Allmächtiger!« ausgerufen.
    »Was für eine bizarre Situation«, rief der Bischof aus. »Obwohl man in dieser Zeit sexueller Gleichberechtigung wohl nichts anderes erwarten darf.«
    »Ich weigere mich, das zu glauben«, sagte der Erzdiakon fest.
    »Ich bin bekümmert darüber, daß Sie glauben, ich verbreite Lügen«, entgegnete der Kaplan.
    »Wie tragisch für die junge Ärztin«, sagte der Bischof. »Ist es die eine, die kein - wie heißt es schon - trägt?«
    Der Kaplan schüttelte den Kopf. »Doch bestimmt auch tragisch für Mrs. Fanshawe? Sie erfreut sich keiner guten Gesundheit. Ihre Aufopferung für das Unternehmen ihres Vaters gibt einem Ehemann offensichtlich reichlich Gelegenheit, anderen Frauen den Hof zu machen.«
    »Wenn wirklich etwas Wahres daran ist«, setzte der Erzdiakon nachdrücklich fort. »Ich wette, die Schuld liegt bei dieser charakterschwachen Ratte.«
    »Möglicherweise«, sagte der Bischof. »Aber es ist nun einmal so, daß er seine Handlungen nicht vor dem Ärztekollegium zu verantworten hat.«
    »Das ist höchst unfair«, schnaubte der Erzdiakon wütend.
    Der Kaplan beugte sich über den Schreibtisch. »Ein so ungewöhnlicher Fall, in den eine so attraktive Dame verwickelt ist, wird großes Aufsehen erregen, wenn er in London vor Gericht kommt. Ich fürchte, Mitrebury wird eine schlechte Presse bekommen.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, sagte der Bischof.
    »Peter«, fuhr der Kaplan eifrig fort, »erinnerst du dich an den traurigen Fall mit der überdachten Bushaltestelle? Wochenlang war das Wirtshaus Zum Goldenen Ochsen voll von schrecklichen Männern und Frauen aus der Fleet Street, die zu beweisen versuchten, daß Mitrebury ein greulicher Sündenpfuhl ist.«
    »Das wäre höchst bedauerlich, wo doch die Fernsehshow bevorsteht«, gab der Bischof

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