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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Er sprang auf wie einmal der Bischof, als er während eines Einwurfs beim Rugby in Twickenham nach dem Ball gegriffen hatte.
    »Können Sie nicht darauf achten, wohin Sie gehen, anstatt herumzuwatscheln wie ein schwangerer Pinguin?« ließ sich eine ärgerliche Stimme aus einem niedrigen, glänzenden, scharlachroten Ferrari vernehmen. »Na so etwas, das ist ja der Erzdiakon. Guten Morgen, Mr. Bellwether«, sagte Mrs. Elisabeth Arkdale, ihres Zeichens Dozentin für Gynäkologie. - Der Erzdiakon verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Er schützt seine Schäflein«, murmelte er mit einem dankbaren Blick gen Himmel. »Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe.«
    »Vorwürfe? Ich mache mir nicht die geringsten Vorwürfe. Sie sind mir direkt vor den Kühler gelaufen. Was führt einen Mann wie Sie, offensichtlich vor lauter Gesundheit berstend, zum Arzt?«
    Das Lächeln ging in einen Ausdruck des Selbstmitleids über. »Meine Gicht. Sie plagt mich ständig.«
    »Gicht? Meinen Glückwunsch. Es gibt ein Heilmittel dagegen. Leben Sie von sechs Pennys am Tag und verdienen Sie es sich mit Ihrer Hände Arbeit. Verordnet von Mr. Abernethy vom St. Bartholomäus-Krankenhaus im vorigen Jahrhundert, unübertroffen.« Sie schlug die Autotür zu. »Wie geht's dem Bischof?«
    »Er will, daß wir morgens waldlaufen, als ob wir Schuljungen wären.«
    »Großartige Idee. Es wird ihre Arterien zum Dröhnen bringen wie Orgelpfeifen.«
    Liz Arkdale fegte wie ein Sturm durch den blauen Himmel der Gesellschaft von Mitrebury. Sie war Konsiliargynäkologin und Geburtshelferin im Krankenhaus. Sie war schlank und hübsch, ihre Haare hatten die Farbe neugeprägter Pennymünzen, ihre Beine waren in ihrer rein anatomischen Funktion als Gehwerkzeuge völlig in ihrem Wert herabgesetzt, ihre Persönlichkeit zog dieselbe Aufmerksamkeit auf sich wie die Sirene eines Rettungsautos.
    Niemand in Mitrebury hatte sich je wirklich an Liz Arkdale gewöhnt. Sie kannte jeden, der in der Grafschaft zählte, vom Grafen von Westshire bis zum Leiter des am leichtesten erreichbaren Wettbüros. Sie konnte alles organisieren - von Einladungen zur Gartenparty des Bischofs bis zu einem Installateur bei einem unvorhergesehenen Malheur an einem Sonntag. Sie behauptete, fünfunddreißig zu sein, so daß böswillige Personen, die unter ihrem Namen im Ärzteregister der öffentlichen Bücherei nachschlugen, herausfanden, daß sie erstaunlicherweise die Arztausbildung mit sechzehn Jahren abgeschlossen hatte.
    Der Warteraum war leer bis auf Mr. Windows.
    »Oh! Die gnädige Frau Doktor. Ich bin völlig durcheinander. Die anderen beiden Doktoren sagen, daß Dr. Carmichael krank ist, und er glaubt ihnen nicht.«
    »Vernünftiger Mensch. Wo sind sie?« Sie ging auf den Aufenthaltsraum zu, in dessen Richtung Mr. Windows' Zeigefinger sie wies. Wieder ließ man den Erzdiakon nervös auf der Schwelle stehen.
    »Ich komme nur, um mir ein Krankheitsattest ausstellen zu lassen«, erklärte er Mr. Windows demütig. »Unser neuer, ernergiegeladener Bischof, wissen Sie... er hegt eine solche Begeisterung für körperliche Ertüchtigung.«
    »Wir nennen das einen Gesundheitsfimmel«, pflichtete Mr. Windows ihm gewichtig bei.
    »Genau. Er verlangte, daß der Klerus in phosphoreszierenden Streifen herumläuft und sich von gekochtem Reis ernährt - und ich habe das Gefühl, daß beides meine anfällige Gesundheit ruinieren würde.«
    »Oh, Sie wollen >krankgeschrieben< werden, wie wir Ärzte das nennen?«
    »Ich möchte einen Dispens«, stimmte Mr. Bellwether zu. »Der lateinische Ausdruck erschien mir würdevoller.« Hoffnungsvoll fuhr er fort: »Da ich ja durch meine Mitgliedschaft im Komitee für Gesundheitsdienst in der Familienpraxis selbst mit diesem Stand verbunden bin —«
    »Nehmen Sie doch auf einer Bank Platz«, forderte Mr. Windows ihn auf. »Es könnte aber sein, daß Sie länger warten müssen, weil der arme Dr. Carmichael anscheinend an hepatischer Leber leidet.«
    Im bequemen, schäbigen Aufenthaltsraum starrten alle vier Ärzte einander düster an.
    »Also eines steht fest, Roland«, entschuldigte sich Mrs. Arkdale und drückte ihm die Hand. »Ich als Gynäkologin kann an dir nichts diagnostizieren.«
    Sie saß auf der Lehne von Rolands Lehnsessel und hielt ein Glas Tomatensaft in der Hand. Sie trug eine scharlachrote, goldbestickte Bauernbluse, einen schwarzen Samtrock, schwarze Strümpfe und Schuhe mit Goldspangen. »Ich kam nur vorbei, weil... nun ja, ich habe gerade eine jung

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