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Tief atmen, Frau Doktor!

Tief atmen, Frau Doktor!

Titel: Tief atmen, Frau Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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»Wie dem auch sei, sie unbemerkt an unsere Stelle treten zu lassen, ist genauso undurchführbar, wie unbemerkt ein Privatkrankenhaus in unseren Hintergarten zu schmuggeln. Bei den Krankenkassen Bürokraten kämen wir damit nie durch.«
    »In meiner Jugend«, sann Freddie, »herrschte im Ärztestand die wohlerzogene Vertraulichkeit eines Herrenklubs. Man lud seinen zukünftigen Partner einfach zum Essen ein und setzte ihm Spargel vor. Daraus, wie jemand mit Spargel umgeht, läßt sich viel über ihn sagen«, fügte er kryptisch hinzu.
    Liz verfiel in Schweigen. Die Bestimmungen der Krankenkasse fürchtete sie nicht. Der Regionalvorsitzende hatte sie gleichfalls jahrelang angebetet. Die beiden jungen Mediziner ausfindig zu machen, sollte keine Schwierigkeiten bereiten. Der Dekan der Ärzteschaft von St. Bonifaz betete sie seit ihrer gemeinsamen Studienzeit an.
    »Vielleicht könnte ich bei dieser Angelegenheit behilflich sein«, schlug sie vor. »Ich bin morgen in London, um Prüfungen über Geburtshilfe abzunehmen. Ich schaue im St. Bonifaz-Krankenhaus vorbei. Der Sekt in der Ärztebar ist ohnehin das Beste, was in der Stadt für gutes Geld zu haben ist.«
    Sie wurde durch lautes Klopfen unterbrochen. »Der Herr Reverend«, verkündete Mr. Windows, »wird langsam lästig.«
    »Ich muß weiter«, erklärte Liz. »Ich operiere im Krankenhaus und mein Anästhesist ist nervös veranlagt und beginnt oft ohne mich.«
    »Sind Sie noch immer damit beschäftigt, Mrs. Arkdale«, bemerkte der Erzdiakon mit einem gewinnenden Lächeln
    an der Schwelle, »der Frauenwelt Freude zu bringen, indem sie ihre kleinen Bündel der Liebe zur Welt bringen?«
    »Anscheinend bringe ich manchmal mehr Freude, lieber Erzdiakon, wenn ich sie im Frühstadium aus der Gebärmutter heraushole. Wiedersehen.«
    »Was ist?« fragte Freddie Mr. Bellwether unfreundlich. »Ich bin schon hungrig.«
    »Ich hätte gern gewußt, Dr. Fellows-Smith, ob ich eine... äh... ärztliche Entschuldigung haben könnte? Meine Gicht -«
    »Gicht? Seit Mariä Lichtmeß vor drei Jahren haben Sie keinen Gichtanfall mehr gehabt. Wollen sie mich zu einem Meineid anstiften?«
    »Natürlich nicht«, rief der Erzdiakon aus. »Aber Sie haben dem Kaplan des Bischofs eine gegeben -«
    »Wie können Sie es wagen, mein Herr! Mich dazu verführen, meinen Hippokratischen Eid zu brechen und die Geheimnisse des einen Patienten mit dem anderen zu erörtern.«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte der Erzdiakon unglücklich. »Vielleicht würde mir Morgensport wirklich nicht schaden.«
    »Das ist genau das, was ich Ihnen verordnen würde. Eine Leber wie die Ihre muß regelmäßig durchgeschüttelt werden, wie ein Cocktail.«
    Biggin ging zur Tür. »Die Zeit drängt. Wir sehen uns wie immer bei der ersten Abschlagstelle?«
    Roland zog sich langsam aus seinem Stuhl hoch. »Der junge Liston und der junge Drake«, sann er. »Ich frage mich, was für Fehler sie wohl haben.«
     

4
     
    Die Straße aus London führte pfeilgerade nach Mitrebury hinein, eine Chaussee durch die hügelige grüne Landschaft, im Sommer von einem Dickicht von Kerbelkraut gesäumt.
    Über diese Straße waren die römischen Legionen in Gewaltmärschen aus Wales gekommen, um Königin Boadicea zu schlagen. Das Heer des Grafen Wilhelm von der Normandie war auf ihr von Hastings hermarschiert, um die schmähliche Kapitulation von Winchester zu erzwingen. Von Waterloo bis Dünkirchen waren die Stiefel britischer Rekruten über sie hingestampft. Amerikaner in ihren mit weißen Sternen bemalten Jeeps und Lastwagen rollten auf ihr dem Tag der Landung der Alliierten entgegen. Wie glücklich ist England, daß es eine so bequeme Ehe mit seiner Vergangenheit führt.
    Früh am nächsten Morgen wurde sie von Liz Arkdales scharlachrotem Ferrari aus ihrer Ruhe aufgeschreckt. Sie machte keine Umstände mit Geschwindigkeitsbeschränkungen. Sie hatte nur einen einzigen Ehrgeiz. Nicht, daß sie Elisabeth Freifrau von Arkdale werden wollte — das wäre nur recht und billig, fand sie, da sie doch die Babys von aufstrebenden jungen Politikern zur Welt zu bringen suchte. Ihr Ziel war unerreichbar. Sie wollte den Grand Prix von Monza gewinnen.
    Liz Arkdale war oft in London. Sie mußte Studenten prüfen, an Komitees teilnehmen, Vorträge halten und sich solche anhören. Ihr Stern hätte diejenigen aller Spezialisten, die Londons berühmte und altehrwürdige Universitätsklinik erhellten, überstrahlt. Von ihrer Privatpraxis in der

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