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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schließlich stieß er sich vom Wagen ab und ging um ihn herum, während er berichtete, welche Lösung gefunden worden war.
    »Das haben Sie sehr gut gemacht«, sagte Anna leise und mußte fast lachen, als er stehenblieb und sie mißtrauisch anstarrte. »Natürlich war es nicht die richtige Antwort, den anderen Jungen zu schlagen, aber …«
    »Ich finde, es war eine verdammt gute Antwort.«
    »Das weiß ich, aber lassen wir das mal dahingestellt sein. Was ich meine, ist, daß Sie sich verantwortungsbewußt verhalten und Seth unterstützt haben. Sie sind hingegangen, Sie haben zugehört, Sie haben Seth dazu überredet, die Wahrheit zu sagen, und dann sind Sie für ihn eingetreten. Ich bezweifle, daß er damit gerechnet hat.«
    »Wieso sollte ich nicht? Er war im Recht.«
    »Glauben Sie mir, nicht jeder setzt sich so für seine Kinder ein.«
    »Er ist nicht mein Kind. Er ist mein Bruder.«
    »Nicht jeder setzt sich so für seinen Bruder ein«, berichtigte sie sich. »Daß Sie heute morgen alle drei hingegangen sind, war genau das Richtige, und wiederum mehr, als andere tun würden. Sie alle haben eine Schallmauer durchbrochen, und ich vermute, das wissen Sie. Ist es das, was Ihnen zu schaffen macht?«
    »Nein, das ist Kleinkram. Es sind andere Dinge. Ach, was soll’s.« Er konnte ihr ja kaum von den Nachforschungen, die den Tod seines Vaters betrafen, oder von dem Dorfklatsch erzählen. Und ganz gewiß würde es nicht für ihn und seine Brüder sprechen, wenn er gestand, daß er sich eingesperrt fühlte und von Flucht träumte.
    »Wie nimmt Seth es auf?«
    »Er geht ganz cool damit um. Wir waren gestern segeln, haben geangelt. Wir haben den Tag verbummelt.«
    Sie lächelte wieder, und diesmal war sie mit dem Herzen
dabei. »Ich hatte ja gehofft, daß ich es miterleben würde. Sie verlieben sich allmählich in ihn.«
    »Wovon reden Sie da?«
    »Sie fangen an, sich für ihn zu interessieren. Persönlich. Er wird langsam mehr als nur eine reine Verpflichtung, ein Versprechen, das Sie halten müssen. Er bedeutet Ihnen etwas.«
    »Ich sagte doch, daß ich mich um ihn kümmern würde.«
    »Er bedeutet Ihnen etwas«, wiederholte sie, »und das bereitet Ihnen solches Kopfzerbrechen, Cam. Weil Sie dieses Gefühl kennen, wenn Sie an einem Menschen hängen, und weil Sie es verhindern wollen.«
    Er sah in ihre Augen, die warm und dunkel in seine blickten. Ja, vielleicht machte er sich Sorgen, und nicht etwa nur wegen seiner Gefühle für Seth. »Ich bringe immer zu Ende, was ich einmal angefangen habe, Anna. Und ich lasse meine Familie nicht im Stich. Sieht so aus, als gehörte der Kleine jetzt dazu. Aber ich bin ein selbstsüchtiger Mistkerl. Fragen Sie, wen Sie wollen.«
    »Manchen Dingen gehe ich lieber selbst auf den Grund. Also, bekomme ich jetzt Krebse zum Abendessen oder nicht?«
    »Ethan müßte den Topf schon aufgesetzt haben.« Er trat vor, doch anstatt ins Haus voranzugehen, riß er sie in seine Arme und gab ihr einen heißen Kuß, der ihr Herz rasen ließ.
    »Sehen Sie, das war nur für mich«, murmelte er, als sie sich atemlos und zitternd voneinander lösten. »Was ich will, nehme ich mir. Ich habe Sie ja vor meiner Selbstsucht gewarnt.«
    Anna wich zurück, brachte ihre zerknitterte Jacke in Ordnung und betastete ihr Haar, um sicherzugehen, daß es noch richtig saß. »Tut mir leid, aber ich fürchte, das habe ich ebenso genossen wie Sie. Also läßt sich das wohl schwerlich als rein egoistische Handlung auslegen.«
    Er lachte, und sein Puls ging schneller. »Lassen Sie es mich noch mal versuchen. Diesmal schaffe ich es.«
    »Den Rest verschieben wir auf ein anderes Mal. Ich will mein Abendessen.« Damit schlenderte sie die Stufen hoch, klopfte kurz und schlüpfte ins Haus.
    Cam blieb draußen stehen und grinste. Er wußte, daß er diese Frau nicht vergessen würde. Als er ihr folgte und die Küche betrat, plauderte Anna bereits mit Phillip, der ihr ein Glas Wein reichte.
    »Zu Krebsen trinkt man Bier«, erklärte Cam und holte sich eine Flasche aus dem Kühlschrank.
    »Im Augenblick esse ich ja noch keine. Und Phillip hat mir versichert, daß dies ein vorzüglicher Wein ist.« Sie trank einen Schluck, überlegte und lächelte dann. »Er hat völlig recht.«
    »Es ist eine meiner Lieblingssorten.« Da sie sich anerkennend geäußert hatte, schenkte Phillip ihr nach. »Weich, und nicht zu schwer.«
    »Phil ist ein Snob, was Weine betrifft.« Cam öffnete die Bierflasche und führte sie an die Lippen. »Aber wir

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