Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
achtundzwanzig, Single, italienischer Herkunft. Meine Mutter … starb, als ich zwölf war, und ich wurde überwiegend von meinen Großeltern aufgezogen.«
    »In Pittsburgh.«
    »Genau. Sie sind wunderbar – altmodisch, energiegeladen, liebevoll. Ich kann eine tolle rote Sauce zaubern, das Rezept wurde in meiner Familie von einer Generation zur anderen weitergereicht. Gleich nach dem College zog ich nach Washington, arbeitete dort und absolvierte dann ein Aufbaustudium. Aber Washington paßte nicht zu mir.«
    »Zu politisch?«
    »Ja, und zu großstädtisch. Ich stellte mir etwas anderes vor, also landete ich hier.«
    Cam schaute auf den kleinen Hinterhof, auf das ruhige Wasser. »Anders als Washington ist es auf jeden Fall.«
    »Mir gefällt’s. Außerdem mag ich Gruselromane, Kitschfilme und alle Arten von Musik, ausgenommen Jazz. Ich lese Zeitschriften von hinten nach vorn und weiß nicht warum, und obgleich ich mit fast jedem gut auskomme, mag ich große gesellschaftliche Ereignisse nicht besonders.«
    Sie hielt inne und dachte nach. Sie würde ja sehen, wieviel er später noch wissen wollte. »Ich glaube, das reicht erst mal, und mein Glas ist fast leer.«
    »Dies alles entspricht nicht im geringsten meinem ersten Eindruck von Ihnen.«
    »Nein? Ich finde, Sie entsprechen dem meinen vollkommen.«
    »Sprechen Sie italienisch?«
    »Fließend.«
    Er beugte sich vor und flüsterte ihr leise einen heißen, eindeutig sexuellen Antrag ins Ohr. Manche Frauen hätten ihm eine schallende Ohrfeige gegeben, andere hätten gekichert, manch eine wäre sicherlich rot geworden. Anna summte nur.
    »Ihre Aussprache ist mittelprächtig, aber Ihre Fantasie außergewöhnlich.« Sie gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm. »Fragen Sie mich später noch mal danach, aber nicht vergessen.«
    »Das werde ich ganz bestimmt tun«, murmelte Cam und sah ihr ungezwungenes, offenes Lächeln, als Seth um die Hausecke geflitzt kam.
    »Hallo, Seth.«
    Er blieb abrupt stehen. Der argwöhnische, distanzierte Ausdruck trat wieder in seine Augen. Er ließ die Schultern hängen. »Ja, hi. Ethan sagt, wir können jetzt essen.«
    »Gut, ich bin halbverhungert.« Obwohl sie wußte, daß er sich vor ihr fürchtete, ging sie auf ihn zu. »Ich hab’ gehört, du warst gestern segeln.«
    Seths Blick ging an ihr vorbei und heftete sich vorwurfsvoll auf Cam. »Ja. Und?«
    »Ich hab’ das noch nie gemacht.« Sie sprach schnell, da sie spürte, daß Cams scharfes Luftholen als Warnung für Seth gedacht war. Seth sollte auf seine Manieren achten. »Cam hat mir angeboten, mich euch irgendwann mal anzuschließen.«
    »Es ist sein Boot.« Als er Cams finstere Miene sah, zuckte Seth die Schultern. »Klar, das wäre cool. Ich soll einen Stapel Zeitungen holen und sie auf der Veranda ausbreiten. So ißt man nämlich Krebse.«
    »Gut.« Bevor er davonstürzen konnte, bückte sie sich und flüsterte ihm ins Ohr: »Nur gut, daß Cam sie nicht gekocht hat.«
    Das entlockte ihm ein Kichern und ein flüchtiges Grinsen, bevor er sich umdrehte und ins Haus lief.

10. Kapitel
    Eigentlich war sie gar nicht so übel für eine Sozialarbeiterin. Zu dieser wohlüberlegten Meinung über Anna gelangte Seth, nachdem er sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, um angeblich seinen Aufsatz zu schreiben. Statt dessen zeichnete er rasch hingeworfene kleine Skizzen von Gesichtern. Er hatte eine blöde Woche Zeit, um das
blöde Ding niederzuschreiben, oder? Würde nicht länger als zwei Stunden dauern, wenn er sich ernsthaft an die Arbeit machte. Was ein durch und durch schlechtes Geschäft war, aber immer noch besser, als wegen Schwabbelgesicht Robert ausgeschlossen zu werden.
    Wenn er die Augen schloß, gelang es ihm, sich die drei Quinns im Büro der Direktorin vorzustellen. Alle drei standen neben ihm und nahmen es mit der übermächtigen Moorefield auf. Es war so … so cool, dachte er und begann, den Augenblick in seinem Notizheft festzuhalten.
    So … da war Phillip in seinem feinen Anzug mit der tadellosen Frisur und seinem eher schmalen Gesicht. Er sah wie ein Mann aus einer Zeitschriftenreklame aus, dachte Seth, eine Reklame, die für Dinge warb, die sich nur reiche Leute kaufen konnten.
    Als nächstes zeichnete er Ethan mit ernstem Gesicht. Sein Haar war ein wenig zottelig, obwohl Seth sich daran erinnerte, wie er sich gekämmt hatte, bevor sie zur Schule gefahren waren. Er sah genau danach aus, was er war. Ein Mann, der im Freien lebte und dort seinen Lebensunterhalt

Weitere Kostenlose Bücher