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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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an. »Blöder Köter«, murmelte er. Als er in die Hocke ging, sprang der Welpe an ihm hoch und wurde mit einer festen Umarmung belohnt. »Du bist jetzt mein Hund.«
     
    Anna sagte sich, daß die Einladung zum Abendessen geschäftlich war. Sie hatte den informellen Besuch mit Marilou abgeklärt, um ihm einen offiziellen Anstrich zu geben. Die Wahrheit war, daß sie Seth und Cam gern wiedersehen wollte, beide jedoch aus verschiedenen Gründen. Sie wußte, sie konnte Herz und Verstand trennen. Es war ihr
bisher immer gelungen, die verschiedenen Bereiche ihres Lebens zu trennen und einen befriedigenden Kompromiß zu finden. Diesmal würde es nicht anders sein.
    Sie hatte ihr Autoradio angestellt und hörte Musik von Verdi. Sie drehte ihr Fenster nur so weit herunter, daß der Wind ihr nicht das Haar zerzauste. Anna hoffte, daß die Quinns sie eine Zeitlang mit Seth allein lassen würden, damit sie sich, ohne äußere Beeinflussung, ein Urteil über sein Befinden bilden konnte. Und sie hoffte, auch kurz mit Cam allein sein zu können, um herauszufinden, wie sie sich dabei fühlte. Sie war nervös und voller Sehnsucht.
    Aber es war nicht immer ratsam, seinen Gefühlen zu folgen, wie stark sie auch sein mochten. Wenn sie es nach dem Wiedersehen mit ihm für richtig hielt, einen großen Schritt zurückzugehen, dann würde sie das tun. Sie zweifelte nicht daran, daß dieser Mann über einen eisernen Willen verfügte. Aber Anna Spinelli war ihm ebenbürtig. In diesem Punkt konnte sie Cameron Quinn jederzeit das Wasser reichen und sogar als Siegerin vom Platz gehen.
    Noch während sie sich das versprach, lenkte Anna ihren hübschen kleinen Wagen in die Einfahrt. Und Cam kam nach draußen auf die Veranda.
    Sie sahen sich einen Moment lang nur an. Als er dann von der Veranda auf den Gehweg trat – dieser gutaussehende Mann mit dem widerspenstigen dunklen Haar und den undurchdringlichen rauchblauen Augen –, begann ihr Herz wie wild zu rasen. Sie wollte diesen harten Mund auf ihren Lippen spüren, ebenso wie seine rauhen Hände. Sie wollte mit diesem so männlichen Körper schlafen, ihn auf sich spüren. Es wäre dumm, das zu leugnen. Aber sie würde ihn schon in den Griff kriegen, und sie hoffte, daß sie auch sich selbst unter Kontrolle halten konnte.
    Anna stieg aus. Sie trug ein brav geschnittenes Kostüm. Ihr Haar war aufgesteckt und radikal gebändigt. Auf ihren ungeschminkten Lippen lag ein höfliches, ein wenig distanziertes Lächeln, unter dem Arm hielt sie ihre Aktenmappe.
    Zu seiner Verblüffung reagierte Cam auf ihren Anblick genauso wie an jenem regnerischen Abend, als sie in High Heels auf ihre Wohnung zugeeilt war. Mit einem Ansturm rasender Lust. Als er auf sie zuging, legte sie den Kopf auf die Seite, nur ein wenig, gerade genug, um ein Warnsignal auszusenden. Die Botschaft ›Hände weg‹ war so unmißverständlich, als hätte sie sie laut ausgesprochen.
    Doch als er bei ihr anlangte, beugte er sich vor und schnupperte an ihrem Haar. »Das haben Sie mit Absicht gemacht.«
    »Was denn?«
    »Das Rühr-mich-nicht-an-Kostüm mit dem Sexgöttinnen-Parfüm zu kombinieren, um mich um den Verstand zu bringen.«
    »Hören Sie auf das Kostüm, Quinn. Träumen Sie von dem Parfüm.« Sie wollte an ihm vorbeigehen und blickte kühl, als sich seine Hand um ihren Arm schloß. »Sie hören mir nicht zu.«
    »Ich spiele ebensogern Spielchen wie jeder andere Mann, Anna.« Er drehte sie herum, bis sie einander gegenüberstanden. »Aber vielleicht haben Sie für dieses hier den falschen Zeitpunkt gewählt.«
    Da war etwas in seinen Augen, bemerkte sie, etwas anderes als nur Verlangen und Ärger. Schmerz. »Ist etwas passiert? Was ist schiefgelaufen?« fragte sie nachgiebiger.
    »Was ist überhaupt gutgelaufen?« gab er zurück.
    Sie berührte seine Hand, die noch ihren Arm gepackt hielt, und drückte sie sanft. »Schlimmer Tag?«
    »Ja. Nein. Mist.« Er gab auf, ließ sie los und lehnte sich gegen die Motorhaube ihres Wagens. Es war ein Beweis für ihr Mitgefühl, daß sie nicht zusammenzuckte. Sie hatte ihn gerade erst waschen und wachsen lassen. »Da war diese Sache heute morgen in der Schule.«
    »Diese Sache?«
    »Sie werden vermutlich einen offiziellen Bericht bekommen, deshalb möchte ich es Ihnen aus unserer Perspektive schildern.«
    »Oje, Perspektiven. Na schön, lassen Sie hören.«
    Also erzählte er ihr die Geschichte und merkte, daß er wieder in Fahrt kam, als es um die Blutergüsse an Seths Arm ging.

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