Tief im Herzen: Roman (German Edition)
lassen ihn trotzdem bei uns wohnen.«
»Und wie läßt sich hier alles an?« Sie überlegte, ob ihnen bewußt war, wie männlich dieser Haushalt wirkte. Blitzsauber, ja, aber ohne den kleinsten weiblichen Akzent. »Es muß für Sie eigenartig sein, alle wieder im selben Haus zu wohnen.«
»Na ja, umgebracht haben wir uns noch nicht.« Cam lächelte seinem Bruder grimmig zu. »Bis jetzt.«
Lachend ging sie zum Fenster hinüber. »Und wo ist Seth?«
»Er ist bei Ethan«, sagte Phillip. »Sie bereiten auf dem heißen Stein die Krebse zu.«
»Dem heißen Stein?«
»Neben dem Haus.« Cam nahm ihre Hand und zog sie zur Tür. »Mom ließ nicht zu, daß wir Krebse im Haus kochten. Sie war zwar Ärztin, aber sie konnte sehr empfindlich sein. Sie sah ungern dabei zu.« Er zog sie die Stufen hinunter, während er sprach. »Dad baute seitlich vom Haus eine Kochstelle aus Backstein. In meinem ersten
Sommer stürzte die Umrandung ein, weil er nicht wußte, wie man richtig mauerte. Aber wir haben sie wieder aufgebaut.«
Als Anna und Cam um die Ecke bogen, sahen sie Ethan und Seth vor einem riesigen Kessel stehen, der über einem offenen Feuer in einer von windschiefen Backsteinen eingefaßten Senke hing. Rauch stieg auf, und aus einem großen Stahlfaß, das auf dem Boden stand, ertönte das Schaben und Klappern von Scheren.
Anna blickte vom Faß zum Kessel. »Wissen Sie was, ich glaube, ich bin auch empfindlich.«
Sie trat zurück und drehte sich zum Wasser um. Es machte ihr nichts aus, daß Cam über sie lachte. Dann hörte sie die aufgeregte Stimme von Seth, die sich fast überschlug.
»Werft ihr sie jetzt rein? O Mann, Scheiße, ist das eklig.«
»Ich hab’ ihm gesagt, er soll heute abend auf seine Sprache achten, aber er weiß noch nicht, daß Sie da sind.«
Sie schüttelte nur den Kopf. »Er klingt ganz normal.« Sie zuckte leicht zusammen, als sie ein Klappern und Seths wilde Freuden- und Entsetzensschreie hörte. »Und ich denke, was da hinter der Hausecke passiert, ist barbarisch genug, um ihn in wildes Entzücken zu versetzen.« Schnell hob sie die Hand, um ihr Haar zu schützen, als sie ein Ziehen spürte.
»Ich mag es offen.« Cam warf die Haarklammer weg, die er herausgezogen hatte.
»Ich will es hochgesteckt haben«, sagte sie sanft und ging aufs Wasser zu.
»Wetten, daß wir uns wegen allem möglichen in die Haare kriegen werden?« Er trank von seinem Bier und warf ihr im Gehen einen Seitenblick zu. »Müßte eigentlich interessant werden.«
»Ich bezweifle, daß einer von uns sich langweilen wird. Aber Seth steht an erster Stelle, Cam. Das ist mein Ernst.« Sie hielt inne und horchte auf das melodische Plätschern des Wassers, das gegen die Boote und das abfallende Ufer
schwappte. Auf einem der Pfosten thronte ein Vogelnest. Bojen schaukelten in der Strömung.
»Ich kann ihm helfen, und es ist unwahrscheinlich, daß wir uns immer einig darüber sein werden, was das Beste für ihn ist. Es ist wichtig, daß wir dies haarscharf voneinander trennen können, wenn wir eines Tages im Bett landen.«
Er war froh, daß er nicht noch einen Zug aus der Flasche genommen hatte. Zweifellos hätte er sich verschluckt. »Das kann ich schaffen.«
Sie hob den Kopf, als ein Reiher vorbeiflog, und fragte sich, ob das Nest wohl ihm gehörte. »Wenn ich weiß, daß auch ich es schaffen kann, nehmen wir mein Bett. In meiner Wohnung wären wir ungestörter als in Ihrem Haus.«
Er preßte die Hand auf seinen Magen, um sich zu beruhigen. Vergeblich. »Lady, Sie sind ganz schön direkt, wie?«
»Was hätte es für einen Zweck, verschämt zu tun? Wir sind beide erwachsen und ungebunden.« Sie warf ihm einen Blick zu – ein Wimpernschlag, eine hochgezogene Braue. »Aber falls Sie der Typ Mann sind, der es liebt, wenn ich mich ziere, bis Sie mich verführen, pardon.«
»Nein, ich finde es so in Ordnung. Keine Spielchen, keine Heuchelei, keine Versprechungen … Woher kommen Sie eigentlich?« schloß er fasziniert.
»Aus Pittsburgh«, sagte sie leichthin und steuerte wieder auf das Haus zu.
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Ich weiß. Aber wenn Sie mit mir schlafen wollen, sollten Sie sich für ein paar wichtige Fakten interessieren: keine Spielchen, keine Heuchelei, keine Versprechungen. Geht in Ordnung. Aber ich mag keinen Sex mit Fremden.«
Er legte die Hand auf ihren Arm, bevor sie das Haus betreten konnte. Er wollte noch einen Augenblick mit ihr allein sein. »Na gut, was sind die wichtigen Fakten?«
»Ich bin
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