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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hinüber. »Du hast eine gute Aussicht auf Wasser und Bäume. Du kannst die Vögel beobachten. Als ich von Washington herzog, habe ich mir ein Buch über Wasservögel gekauft, um
sie unterscheiden zu lernen. Es muß schön sein, jeden Tag die Reiher zu sehen.«
    »Schätzungsweise.«
    »Es gefällt mir hier. Das ist nicht schwer, hm?«
    Er zuckte die Achseln, entschied sich für den Weg der Vorsicht. »Es ist in Ordnung. Ich hab’ keine Probleme damit.«
    Sie drehte sich und warf einen Blick auf sein Notizheft. »Der gefürchtete Aufsatz?«
    »Ich hab’ damit angefangen.« Trotzig zog er das Notizheft näher zu sich heran, dabei fegte er das andere auf den Boden. Ehe er es an sich nehmen konnte, ging Anna in die Knie und hob es auf.
    »Oh, schau sich das einer an!« Es hatte sich geöffnet, und sie sah eine Skizze des Welpen, nur seinen Kopf, von vorn, und sie fand, daß der Künstler den lieben und albernen Ausdruck perfekt eingefangen hatte. »Hast du das gezeichnet?«
    »Ist doch nichts dabei.«
    Seine Antwort hätte ihr vielleicht einen Seufzer entlockt, aber sie war zu hingerissen von der Skizze. »Wunderschön. Er ist hundertprozentig getroffen.« Sie hatte große Lust weiterzublättern, um zu sehen, wen Seth sonst noch gezeichnet haben mochte. Aber sie gab der Versuchung nicht nach und legte das Notizheft aus der Hand. »Ich kann nicht mal ein halbwegs anständiges Strichmännchen malen.«
    »Es ist nichts. Bloß so hingekritzelt.«
    »Wenn du es nicht willst, kann ich es dann vielleicht haben?«
    Zuerst hielt er es für einen Trick. Schließlich trug sie wieder ihre Jacke und hatte ihre Aktenmappe unter dem Arm. Sie sah wieder wie eine Sozialarbeiterin aus, nicht wie die Frau, die er kurz vorher ganz anders erlebt hatte. »Wozu?«
    »Ich darf in meiner Wohnung keine Haustiere halten, was eigentlich auch nicht schlimm ist«, fügte sie hinzu.
»Es wäre nicht fair, ein Tier den ganzen Tag einzuschließen, während ich arbeite, aber …« Dann lächelte sie und warf einen Blick auf den schlafenden Welpen. »Ich mag Hunde sehr gern. Sobald ich mir ein Haus mit Garten leisten kann, werde ich mindestens zwei Hunde haben. Aber bis dahin muß ich mit den Lieblingen anderer Leute spielen.«
    Das erschien ihm merkwürdig. In Seths Vorstellung nahmen Erwachsene oftmals keine Rücksicht, taten, was sie wollten, und wann sie es wollten. »Warum ziehen Sie nicht einfach um?«
    »Meine Wohnung liegt in der Nähe meines Arbeitsplatzes, und die Miete ist erschwinglich.« Sie schaute wieder aus dem Fenster. »Ich werde mich damit abfinden müssen, bis ich mir das Haus mit Garten leisten kann.« Sie sah den ersten Stern am Himmel und hätte sich beinahe etwas gewünscht. »Irgendwo in der Nähe des Wassers. So wie das hier. Wie dem auch sei …«
    Sie drehte sich um und setzte sich aufs Bett. »Ich wollte nur kurz vorbeikommen, bevor ich gehe, um dich zu fragen, ob du irgend etwas auf dem Herzen hast, worüber du dich aussprechen möchtest, oder ob du eine Frage an mich hast.«
    »Nein. Nichts.«
    »Na schön.« Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er sich ihr öffnen würde. Noch nicht. »Vielleicht möchtest du ja wissen, was ich hier sehe, was ich denke.« Sie legte sein Schulterzucken als Zustimmung aus. »Ich sehe ein Haus voller Männer, die einen Weg suchen, wie sie zusammenleben können, und die daran arbeiten, daß es funktioniert. Vier grundverschiedene Männer, die sich oft in die Quere kommen. Und ich glaube, sie werden so einige Fehler machen, es wird oftmals Mißverständnisse geben, und sie werden sich gegenseitig auf die Nerven fallen. Aber ich glaube auch, daß sie es schaffen werden – mit der Zeit. Weil sie es alle wollen«, fügte sie lächelnd hinzu. »Jeder verfolgt auf seine Art dasselbe Ziel.«
    Sie stand auf und holte eine Visitenkarte aus ihrer Aktenmappe. »Du kannst mich jederzeit anrufen. Ich schreibe meine Privatnummer auf die Rückseite. Ich wüßte keinen Grund, warum ich in der nächsten Zeit wiederkommen sollte – in offizieller Funktion. Aber vielleicht komme ich ja mal den Welpen besuchen. Viel Glück mit dem Aufsatz.«
    Als sie zur Tür ging, riß Seth spontan die Skizze aus seinem Notizheft. »Sie können sie haben, wenn Sie wollen.«
    »Wirklich?« Sie nahm das Blatt und schaute es strahlend an. »Gott, er ist so niedlich. Danke.« Seth fuhr zurück, als sie sich bückte, um ihm einen Kuß auf die Wange zu geben, doch sie streifte ihn nur leicht mit den Lippen. Dann richtete sie

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