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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihren Augen, an den Klang ihrer Stimme, als sie sagte, sie wisse, wie es sei, Angst zu haben, sich zu schämen. Sie war zutiefst verletzt worden, erkannte er. Und in diesem Augenblick trat alles andere in den Hintergrund.
     
    Anna knallte ihre Wohnungstür hinter sich zu und schleuderte die Schuhe von den Füßen. Es entsprach nicht ihrem Temperament, schnell aufzubrausen. Es köchelte erst lange, dann schäumte und sprudelte es, um schließlich überzukochen. Die Heimfahrt hatte sie kein bißchen beruhigt; sie hatte den aufsteigenden Gefühlen nur genügend Zeit gegeben, ihren Höhepunkt zu erreichen.
    Sie warf ihre Aktenmappe aufs Sofa, zog ihre Kostümjacke aus und ließ sie achtlos fallen. Dieser ignorante, starrsinnige, bornierte Mensch. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug sich an die Schläfen. Wie hatte sie nur glauben können, daß sie sich ihm begreiflich machen konnte?
    Als sie das Klopfen an der Tür hörte, biß sie die Zähne zusammen. Sicherlich wollte ihre Nachbarin mit ihr plaudern, den neusten Klatsch austauschen. Dazu war sie nicht in der Stimmung. Entschlossen, es zu ignorieren, bis sie sich wieder einigermaßen zivilisiert verhalten konnte, begann sie, die Klammern aus ihrem Haar zu zerren. Es klopfte erneut, diesmal lauter. »Kommen Sie schon, Anna. Öffnen Sie die Tür.«
    Sie starrte zur Tür hinüber. Er war ihr bis nach Hause gefolgt. Er besaß die Stirn, hier vor ihrer Tür aufzutauchen, vielleicht erwartete er, daß sie ihn mit offenen Armen
empfing. Wahrscheinlich nahm er an, sie sei derart von Begierde überwältigt, daß sie sich auf ihn stürzen und auf dem Fußboden des Wohnzimmers zügellosen Sex mit ihm haben würde. Nun, er würde sein blaues Wunder erleben. Sie ging mit großen Schritte zur Tür und riß sie auf. »Sie Mistkerl.«
    Cam warf einen Blick auf ihr gerötetes, zorniges Gesicht, sah das offene, herabfallende Haar, die Augen, die vor Rachsucht funkelten, und dachte, daß es pervers war, diesen Anblick erregend zu finden.
    Aber was sollte er dagegen tun?
    Er blickte auf ihre geballten Fäuste hinunter. »Nur zu«, forderte er sie auf. »Aber wenn Sie mich schlagen, werden Sie einen Aufsatz mit fünfhundert Wörtern über die Gewalt in unserer Gesellschaft schreiben müssen.«
    Sie stöhnte laut auf und wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. Schnell hob er die Hand und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. »Ich wollte mich nur überzeugen, daß Sie wohlbehalten nach Hause gekommen sind«, begann er, als sie um die Tür kämpften.
    »Ich will, daß Sie gehen. Ganz weit weg. Ja, ich will sogar, daß Sie zur Hölle gehen.«
    »Das ist angekommen. Aber bevor ich diese Reise antrete, geben Sie mir noch fünf Minuten.«
    »Ich habe Ihnen schon viel zuviel von meiner Zeit geopfert, das sehe ich jetzt ein.«
    »Was bedeuten dann noch fünf weitere Minuten?« Er drückte die Tür schließlich auf und kam herein, was sie empörend fand.
    »Wenn Seth nicht wäre, würde ich sofort die Cops anrufen und Sie einbuchten lassen.«
    Er nickte. Er hatte schon öfter mit aufgebrachten Frauen zu tun gehabt und wußte, wann es galt, vorsichtig zu sein. »Das ist ebenfalls angekommen. Hören Sie zu …«
    »Ich brauche Ihnen nicht zuzuhören.« Mit der flachen Hand gab sie ihm einen kräftigen Stoß gegen die Brust. »Sie sind ebenso beleidigend wie starrsinnig, und Sie haben
unrecht, deshalb brauche ich Ihnen nicht zuzuhören.«
    »Ich habe recht«, konterte er. »Sie haben unrecht. Ich weiß …«
    »Einfach alles«, unterbrach sie. »Sie tauchen hier auf, nachdem Sie sich in der Welt herumgetrieben und überall den Supermacho gespielt haben, der vor nichts Angst hat. Und plötzlich wissen Sie genau, was das Beste für einen zehnjährigen Jungen ist, den Sie noch nicht mal vier Wochen kennen.«
    »Ich habe nicht den furchtlosen Supermacho gespielt. Rennen zu fahren, ist mein Beruf!« explodierte er. Seine Absicht, sich mit ihr zu versöhnen und Frieden zu schließen, war vergessen. »Und ich bin darin sehr gut. Und ich weiß in der Tat, was das Beste für den Kleinen ist. Ich bin es, der Tag und Nacht für ihn da ist. Sie verbringen ein paar Stunden mit ihm und glauben, daß Sie die Weisheit gepachtet haben. Das ist doch völliger Schwachsinn.«
    »Es ist mein Job, es zu wissen.«
    »Dann sollten Sie auch wissen, daß jeder Fall anders gelagert ist. Vielleicht nützt es manchen Menschen, sich bei einem Fremden auszusprechen und die Träume analysieren zu lassen.«

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