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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Während der Fahrt hierher hatte er sich alles sorgfältig zurechtgelegt und eine logische Argumentation aufgebaut. Er war entschlossen, völlig sachlich zu bleiben. »Ich habe nichts dagegen, wenn es Ihnen etwas genützt hat. Aber Sie können nicht alle über einen Kamm scheren. Sie müssen sich die näheren Umstände und die jeweiligen Personen ansehen und erst danach vorgehen.«
    Anna bekam ihre Atmung nicht unter Kontrolle und gab schließlich jeden Versuch auf. »Ich schere die Menschen, denen ich helfen soll, nicht über einen Kamm. Ich beobachte und bilde mir eine Meinung, denn sie bedeuten mir etwas. Ich bin kein Provinzbürokrat, der null Ahnung hat. Ich bin ausgebildete Sozialarbeiterin mit über sechs Jahren Berufserfahrung, und diese Ausbildung und Erfahrung habe ich mir erworben, weil ich genau weiß, wie es
ist, auf der anderen Seite zu stehen, verletzt und ängstlich zu sein, allein und ohnmächtig. Und niemand, dessen Fall mir übertragen wird, ist für mir einfach nur ein Name auf einem Formular.«
    Ihre Stimme brach, worauf sie schockiert verstummte. Rasch trat sie zurück, hielt die Hand vor den Mund und hob die andere, um ihn von sich fernzuhalten. Sie spürte es hochkommen und wußte, daß sie es nicht aufhalten konnte. »Gehen Sie«, brachte sie heraus. »Verschwinden Sie von hier.«
    »Tun Sie das nicht.« Panik schnürte ihm die Kehle zu, als ihr die ersten heißen Tränen übers Gesicht liefen. Mit aufgebrachten Frauen konnte er umgehen, er konnte sie verstehen. Aber gegen weibliche Tränen war er machtlos. »Auszeit. Foul. Gott, tun Sie das nicht.«
    »Lassen Sie mich einfach in Frieden.« Sie wandte sich ab, dachte nur noch an Flucht, doch er legte die Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    »Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid.« Er hätte sich für einfach alles entschuldigt, wenn sie dadurch nur wieder zu ebenbürtigen Gegnern werden konnten. »Ich hatte unrecht. Ich habe Mist gebaut. Wein doch nicht, Kleines.« Er drehte sie zu sich herum und hielt sie. Dann drückte er seine Lippen auf ihre Stirn, ihre Schläfen. Seine Hände streichelten ihr Haar, ihren Rücken. Schließlich umschloß er ihren Mund mit seinen Lippen, zuerst sanft, um zu trösten und zu lindern, sinnlose Bitten und Versprechen flüsternd. Doch sie hob die Arme, schlang sie um seinen Nakken, preßte ihren Körper an den seinen und öffnete sehnsüchtig die Lippen.
    Die Veränderung kam plötzlich, und er verlor sich in ihr, ertrank in ihr. Die Hand, die ihr sanft übers Haar gestreichelt hatte, griff zu, als der Kuß sie beide erregte.
    Bring mich fort, konnte sie nur denken. Laß mich nicht vernünftig sein, nicht nachdenken. Nimm mich einfach. Sie wollte seine Hände auf sich spüren, seinen Mund, sie wollte, daß ihr Körper unter seinen Fingern vor Verlangen
erbebte. Erfüllt von seinem intensiven, wildherben Geschmack, würde sie alles andere loslassen können.
    Sie erschauerte in seinen Armen, und der Laut, den sie ausstieß, hätte auch ein Wimmern sein können. Er fuhr zurück, und obwohl seine Hände zitterten, hielt er sie fest.
    »Das war nicht …« Er mußte innehalten und sich erst fangen. Er würde bestimmt nicht klar denken können, wenn sie ihn weiter mit diesem leidenschaftlichen Blick ansah. »Ich kann selbst nicht glauben, daß ich es bin, der das jetzt sagt, aber das ist keine gute Idee.« Er streichelte ihre Arme, während er um Selbstbeherrschung kämpfte. »Sie sind durcheinander, können nicht nachdenken …« Er konnte sie noch schmecken, ihre Zunge hatte wildes Verlangen in seinem Körper aufsteigen lassen. »Gott, ich brauche was zu trinken.«
    Verärgert über sich und ihn, fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Wange, um die Tränen abzuwischen. »Ich mache Kaffee.«
    »Ich habe nicht von Kaffee gesprochen.«
    »Ich weiß, aber wenn wir vernünftig sein wollen, bleiben wir lieber dabei.«
    Sie ging in die Kochnische und lenkte sich mit den vertrauten Handgriffen wie Bohnen zu mahlen und Kaffee aufzubrühen ab. Jeder Nerv ihres Körpers prickelte. Jedes Bedürfnis, das sie jemals gekannt oder sich vorgestellt hatte, war brutal geweckt worden.
    »Hätten wir es beendet, Anna, dann hätten Sie vielleicht gedacht, daß ich die Situation ausnutze.«
    Sie nickte, machte sich jedoch weiter mit dem Kaffee zu schaffen. »Oder ich hätte mich das zumindest gefragt. Es ist besser so. Für mich ist es wichtig, Sex niemals mit Schuldgefühlen zu vermischen.« Dann sah sie ihn

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