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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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den vergangenen Tagen viele nicht aus dem Haus getraut hatten, schien es heute einen Anlass zur Freude zu geben, denn alle waren in ausgelassener, positiver Stimmung.
    »Hajo, was willst du trinken? Du bist mein Gast! Und Sie selbstverständlich auch, Frau Kommissarin!«, tönte ihnen die Stimme von Bürgermeister Justinger entgegen.
    »Ist Hellersberg ›Dorf der Region‹ geworden?«, fragte Vanessa.
    »Nein, nicht ganz, wir sind das zweitbeste Dorf. Aber das ist auch ein Grund zum Feiern, meinen wir. Seien Sie mein Gast, was trinken Sie?«
    Vanessa war sich sicher, dass der Bürgermeister heute schon viele Hellersberger eingeladen und jeweils eine Runde mitgetrunken hatte.
    »Da gratuliere ich. Hellersberg ist wirklich ein ganz zauberhafter Fleck, umgeben von viel unberührter Natur. Wissen Sie denn, warum es nicht für den ersten Platz gereicht hat?«
    »Die Stüber war’s, die hat uns um unseren Sieg gebracht! Mit ihrer bodenlosen Arroganz macht sie immer wieder alles kaputt«, rief der Förster in den Raum. Er schien jede Runde mit dem Bürgermeister mitgetrunken zu haben. Vanessa versuchte, ihn zu überhören, weil es für sie nichts Schlimmeres gab als Dorftratsch und haltlose Vermutungen. Andererseits hatte ihr das bei ihrer Polizeiarbeit häufig schon geholfen – und sie vermutlich ebenso häufig auf falsche Fährten geschickt.
    »Kennen Sie die Konkurrenz?«, fragte sie den Bürgermeister und stieß mit ihm mit einem Krug Viez an.
    »Irgend so ein Dorf an der Mosel. Ist mir auch egal. Wir sind immerhin das zweitschönste Dorf der Region. Das ist ebenfalls ein Grund zum Feiern, oder?«, lallte der Bürgermeister und versuchte, Vanessa in den Arm zu nehmen. Die erblickte in einer Ecke Philipp Ott, machte sich vom Bürgermeister los und ging zu dem Jugendlichen hinüber, woraufhin Justinger Hajo am Arm festhielt und auf ihn einredete.
    »Hallo, war das den ganzen Nachmittag schon so?«, fragte Vanessa lachend und ließ sich neben Philipp auf der Bank nieder mit Blick in die Gaststube.
    »Diana bedient heute allein, ich bin nur mitgekommen, um auf sie zu warten. Heute Mittag kam der Bürgermeister und mit ihm einige andere, die zu diesem Festkomitee gehört haben. Sie hatten gerade die offizielle Urkunde mit der Urteilsbegründung bekommen, und statt sich über den zweiten Platz zu freuen, suchten sie wie üblich nach Schuldigen, die den ersten Platz verhindert hätten.«
    »Und hat man wenigstens in dieser Sache schon einen Schuldigen gefunden, wenn schon wir im Dunkeln tappen?«
    »Meine Oma sagte immer, Erfolg habe viele Väter, aber Misserfolg scheint noch mehr zu haben. Man kann es fast schon Hass nennen, was Alexandra …« Er stockte, als überlege er den Nachnamen.
    »Alexandra Stüber, die Frau des Chorleiters? Warum gerade sie?«, wunderte sich Vanessa.
    »Hat sie einen Hund?«
    »Er heißt Blacky, soweit ich weiß.«
    »Ja, der hat wohl die Gutachterin der Prüfungskommission angesprungen. Einige sehen das als Grund für die ›Niederlage‹, wie sie es bezeichnen. Andere waren sofort der Meinung, es läge an den Morden, wieder andere sehen in diesen undurchschaubaren Skulpturen den Grund. Nicht einer fasst sich an die eigene Nase und denkt, er könnte auch dazu beigetragen haben, dass Hellersberg nicht die Nummer eins ist. Und noch weniger scheint man in Erwägung zu ziehen, dass ein anderes Dorf tatsächlich besser ist, schöner, zukunftsträchtiger oder warum auch immer erfolgreicher.« Philipp schüttelte den Kopf und nippte an seiner Cola.
    »Entschuldige meine Neugier, aber hörst du hier auch die Vermutungen der Leute zu den Morden?«
    »Wenn man jedem Verdacht nachgehen würde, müssten es so etwas wie Bandenmorde gewesen sein. Ich glaube, ich habe heute mindestens acht Namen gehört, die den einzigen möglichen Täter bezeichnet haben. Angefangen beim Pastor bis hin zu Alexandra Stüber. Ich bin schon froh, wenn ich mich mit meinem Aufenthalt in Hellersberg nicht verdächtig mache. Haben Sie immer noch keine Idee?«
    »Wahrscheinlich haben wir so viele Ideen, wie hier Namen durch den Raum geistern, aber im Gegensatz zu den lieben Hellersbergern müssen wir unsere Ideen auf Herz und Nieren prüfen, und da fallen einige sofort wieder weg. Ich habe den Eindruck, es gibt im Ort einige, die man gern als Täter sehen würde, und einige, deren Täterschaft man aus Prinzip nicht einmal in Erwägung zieht. Ich wäre dir jedenfalls dankbar, wenn du ein wenig die Ohren offen halten könntest für

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