Tief im Hochwald - Kriminalroman
Volkes Meinung. Ich brauche sofort eine Kleinigkeit zu essen, der Viez steigt mir in den Kopf. Möchtest du auch etwas?«
Sie bestellte eine gemischte Schlachtplatte mit zwei Tellern, und beide langten kräftig zu, als Hajo an ihren Tisch trat.
»Nimm dir gern auch von unserer Schlachtplatte, wir sind langsam pappsatt«, bot Vanessa an. Der zweite Viez hatte die Anspannungen des Tages merklich bei ihr gelockert.
»Na, wie kommt ihr bei euren Ermittlungen voran?«, fragte Hajo.
Vanessa machte eine abwehrende Geste. »Lass uns morgen darüber sprechen, für heute habe ich genug gearbeitet«, bat Vanessa und bestellte für alle noch etwas zu trinken.
ELF
Vanessa hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich im Bett herumgewälzt. Alle Überlegungen schienen sich im Kreis zu drehen. Gunter hatte bereits mit der Kriminalpolizei in Speyer und Nürnberg telefoniert und verabschiedete sich gerade von dem Kollegen im Saarland. Sie hatten sich erneut die Bestätigung geholt, dass es weder bei Zilk noch bei Winter Tatverdächtige im privaten oder beruflichen Umfeld gab.
»Um wie viel Uhr kommt Pastor Feldmann denn?«, wandte sich Vanessa an Landscheid. Der sah sie verständnislos an und zuckte mit den Schultern.
»Sagen Sie mal, Kollege Landscheid, haben Sie meine SMS nicht bekommen?«, fragte sie.
»Ach, Frau Müller-Laskowski, mein Handy steckt noch in der Jacke, die ich gestern im Wald anhatte. War etwas Wichtiges?«
»Wie man’s nimmt. Ich hatte Sie heute Morgen schon sehr früh gebeten, Pastor Feldmann irgendwann nach halb elf auf die Dienststelle zu bestellen, und habe Ihnen mitgeteilt, dass ich um acht in Trier Bericht erstatten werde und anschließend mit den Kollegen von der Kriminaltechnik und der Rechtsmedizin spreche. Entscheiden Sie selbst, ob das wichtig war!«
»Und gab es etwas Neues?« Landscheid zeigte sich unbeeindruckt.
»Der Finger gehörte zweifelsfrei dem Metzger. Der wiederum wurde ohne Zweifel mit der Schaufel erschlagen, ist bewusstlos mit einem angebrochenen Halswirbel zusammengebrochen und hat bei dem Sturz in die Grube einen Genickbruch erlitten. Durch die Zerstörung der für Atmung und Blutkreislauf zuständigen Nervenzentren war er sofort tot. Dafür spricht auch, dass keine Erde in seinen Lungen gefunden wurde. Der Finger dürfte ihm vorher abgeschnitten worden sein; die Verletzung wurde nicht post mortem zugefügt. Den Rosenkranz hat mir die Kriminaltechnik wieder mitgegeben, vielleicht finden wir den vorherigen Besitzer, Jungblut hat er laut seiner Mutter bestimmt nicht gehört.« Vanessa legte die Kette mit den rosafarbenen Perlen auf Landscheids Schreibtisch.
»Bernadette Schubert schreibt in ihrem Bericht: ›Auf den Perlen fanden sich lediglich Fingerabdrücke des Toten, Finger zum Vergleich anbei‹«, zitierte Vanessa.
Landscheid schien sich vor Abscheu bei dem Gedanken an den gestrigen Fund zu schütteln. »Aber was hat das alles mit dem Pastor zu tun? Wenn Sie ihn wegen des Rosenkranzes befragen wollen, können wir eben zu ihm rübergehen«, schlug er vor.
»Herr Kollege, Sie rufen sofort Herrn Feldmann an und bestellen ihn hierher. Ich erkläre Ihnen danach die Zusammenhänge. Sagen Sie ihm, er soll in einer halben Stunde auf der Dienststelle sein!«
Landscheid griff zum Telefon, verständigte Josef Feldmann und bat ihn, aus ermittlungstaktischen Gründen auf die Dienststelle zu kommen.
»Setzen Sie sich«, forderte Vanessa den älteren Kollegen auf, nachdem dieser aufgelegt hatte. »Ich weiß, Herr Landscheid, Sie werden nicht hören wollen, was ich Ihnen jetzt erzähle, aber es besteht die Möglichkeit, dass der Pastor in Gefahr ist. In einer Gefahr, in die er sich selbst gebracht hat.« Verlegen zupfte Vanessa am Saum ihres kurzen Rockes, den sie sich heute Morgen für den Besuch in Trier gegönnt hatte, was sie aber angesichts der Temperaturen im Hochwald längst bitter bereute. »Ist die Heizung noch gar nicht an? Ich friere hier immer, es ist immerhin vier Grad kälter als in Trier. Gibt es im Hochwald nur Sommer und Winter?«, fragte Vanessa zitternd und drehte den Schalter des Heizkörpers.
»Nein, wir haben vier Jahreszeiten wie alle anderen auch: Januar, Februar, Herbst und Winter«, eröffnete Heiner Landscheid Vanessa und lachte laut über seinen eigenen schlechten Witz.
»Das Thema ist nicht ganz so einfach«, begann Vanessa. Landscheid löste den obersten Knopf seines Uniformhemdes, lockerte seinen Gürtel und ließ sich ächzend in seinen
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