Tief im Hochwald - Kriminalroman
aufnimmt.«
Vanessa zeigte Bernadette, wo sie die Dose gefunden hatten, wobei bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit feststand, dass an dieser Stelle mitten auf dem Weg nicht das ursprüngliche Versteck gewesen sein konnte. Fußspuren waren keine mehr auszumachen, da die Wildschweine alles umgepflügt hatten. Selbstverständlich waren die Fingerabdrücke von Heiner Landscheid auf der Dose, nach weiteren würde Bernadette im Labor suchen müssen.
»Ich stimme dir zu, der Finger dürfte dem ersten Anschein nach Thomas Jungblut gehört haben«, sagte Bernadette. »Was ist mit dieser albernen Kette, die darumgewickelt ist?«
»Ich weiß es auch noch nicht, aber möglicherweise erkennt jemand sie wieder«, erwiderte Vanessa. »Gib sie mir bitte zurück, sobald du sie untersucht hast, vielleicht kann sie uns irgendwie weiterhelfen. Das Stück ist so hässlich, daran müsste sich eigentlich jemand erinnern können.«
Ingo hatte sich in der näheren Umgebung nach dem ursprünglichen Versteck des Caches umgesehen, aber wenn das Versteck ein Hohlraum unter einem Baum oder Ähnliches gewesen war, war dies nach dem Einfall der Waldtiere nicht mehr zu erkennen.
Ingo warf einen Blick auf die Kette, die seine Freundin in Händen hielt. »War der Rosenkranz auch in der Dose?«, fragte er.
Vanessa schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Aber klar, Rosenkranz! Als Protestant hatte ich so ein Ding noch nie in der Hand, aber natürlich ist mir das ein Begriff. Da hätte ich auch draufkommen können.«
Bernadette sah beide irritiert an. »Entschuldigt, ich bin nicht christlich erzogen worden, könnt ihr mich bitte mal aufklären?«
»Der Rosenkranz ist ein Hilfsmittel, um beim Rosenkranzgebet nicht durcheinanderzukommen«, klärte Ingo sie auf. »Man muss für jede der großen Perlen ein Vaterunser und jede der kleinen ein anderes Gebet sprechen, aber ich wurde auch nicht tiefgläubig erzogen, ich habe das nie selbst getan. Ich erinnere mich nur daran, dass meine Oma ihren Rosenkranz immer dabeihatte.«
»Somit könnte die Kette als Beweismittel umso wichtiger sein. Widme ihr bitte all deine Aufmerksamkeit«, bat Vanessa Bernadette.
Wenig später gingen sie gemeinsam zurück zum Parkplatz. Bernadette hatte gründlich gearbeitet, hatte aber dennoch den Eindruck, es sei nicht viel verwertbares Material zusammengekommen. Sie hatte Bodenproben genommen, um sie gegebenenfalls mit Schmutz an Schuhen eines möglichen Verdächtigen abgleichen zu können. Außerdem hatte sie etwas Laub aufgesammelt. Wie sie erklärte, fanden sie immer wieder welke Blätter auf den Fußmatten der Autos, die bei Straftaten genutzt worden waren und die vielleicht Bäumen zugeordnet werden konnten, die es nur in bestimmten Regionen gab.
»Wo hast du eigentlich geparkt?«, fragte Ingo Vanessa.
»Ich war mit dem Polizeihauptmeister und seinem Sohn unterwegs. Ich hoffe, ihr könnt mich nach Hellersberg mitnehmen. Die beiden habe ich nach Hause geschickt, dem Sohn war speiübel. Ich hatte befürchtet, er würde am Ende noch alle Spuren vernichten.«
Ingo und Bernadette warfen sich einen Blick zu, der Vanessa stutzen ließ. »Gibt es ein Problem?«
Aber in dem Moment bogen sie bereits auf den Parkplatz ein, und Vanessa wusste sofort, worin das Problem lag: Vor ihnen stand ein kupferfarbener Mazda MX 5, ein sportlicher Zweisitzer ohne Notsitze. Vanessa seufzte und sah auf die Uhr.
»Kein Problem, es ist noch zwei Stunden lang hell, ich laufe zurück. Wenn ich mich an der Straße halte, kann ich mich gar nicht verlaufen.«
»Nein, auf keinen Fall, vielleicht ist der Mörder noch im Wald, und wir lassen dich allein. Das geht nicht«, wandte Bernadette ein.
Ingo sagte: »Für die Strecke nach Hellersberg brauchen wir mit dem Auto rund zehn Minuten. Bernadette bringt dich zurück und kommt mich anschließend holen. Und wenn wir das nächste Mal im Hochwald cachen, nehmen wir den Kombi.«
Vanessa dankte Ingo noch einmal für die Unterstützung und stand zehn Minuten später wieder auf dem Platz vor der Gaststätte »Zur Post«. Sie sah, dass Hajo gerade vor der Tür stand.
»Gehst du, oder kommst du?«, fragte sie und drückte Hajo, der ihr ein wertvoller Freund geworden war.
»Johannes war bis eben da. Er hat mich hergefahren, mir fällt zu Hause die Decke auf den Kopf. Ich wollte nur einen Viez trinken. Trinkst du einen mit?« Hajo öffnete die Tür, und Lärm und Gelächter schwollen ihnen entgegen.
Die Wirtsstube war erstaunlich voll. Während sich in
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