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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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den Anschein, mit großem Hass vorzugehen, aber falls ihre Vermutung stimmte, dass der Pastor das Verbindungsglied zwischen allen Morden war, dann war vielleicht nicht der Hass auf die jeweiligen Opfer von entscheidender Bedeutung, sondern vielmehr Hass aufgrund des erlittenen Unrechts in der Vergangenheit. Somit schien es auch keine Möglichkeit zu geben, den Kreis der möglichen Opfer einzuschränken.
    Es klopfte vorsichtig, und Hajo betrat die Wache. Alle akzeptierten ihn inzwischen als inoffizielles Mitglied der Sonderkommission. Er erzählte, Jonas habe ihn informiert, dass er nun Schulferien habe und eine Woche mit seiner Gastfamilie in Urlaub und somit kaum zu erreichen sei, sodass sie auf ihn in Cachefragen nicht zurückgreifen könnten.
    »Herr Nert, Sie verstehen sicher, dass wir uns primär mit Pastor Feldmanns Opfern auseinandersetzen müssen«, erklärte Charlotte Baumgart. »Haben Sie noch etwas in Erfahrung bringen können?«
    »Heute Morgen hat mich Volker angerufen. Er hat –«
    »Bitte entschuldigen Sie«, unterbrach die Psychologin Hajo. »Es würde mir helfen, wenn Sie mir die Personen näher erläuterten. Nachname, Alter, Wohnort, solche Angaben, damit ich weiß, wo ich sie einzusortieren habe.«
    Hajo erläuterte: »Volker Gorges ging mit meinem Sohn Johannes in eine Klasse, er ist somit auch Mitte dreißig. Er ist nach dem Abitur weggezogen, hat Jura studiert und führt aktuell eine Rechtsanwaltskanzlei in Frankfurt. Er wusste, dass ein paar seiner Mitschüler nach den Erfahrungen als Kinder und Jugendliche gar nicht weit genug wegziehen konnten. Er erinnert sich ganz sicher daran, dass einer, der seit Jahren in Amerika lebt, missbraucht wurde. Außerdem –«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie schon wieder unterbrechen muss. War derjenige beim Klassentreffen anwesend?«, hakte Charlotte nach.
    »Nein, ganz sicher nicht. Genauso wenig wie der, der als Schafzüchter in Irland lebt, oder der, der ein Weingut in Frankreich betreibt.«
    »Und woher hat Herr Gorges diese Informationen?«, fragte die Psychologin skeptisch nach.
    »Teilweise war er bei den Taten anwesend, teilweise hat er nur mit den anderen darüber gesprochen«, kam Hajos nüchterne Antwort.
    »Anwesend?«, vergewisserte sich Vanessa, die sich auf die Schreibtischkante gesetzt hatte und das Gespräch mithörte.
    »Der Pastor mochte es anscheinend gern, wenn die Jungs miteinander … Entschuldigung, ich möchte gar nicht darüber nachdenken. Falls es wirklich notwendig ist, sollen Ihnen die Jungs das selbst erzählen.«
    Alle schwiegen betroffen.
    »Vanessa, ich glaube, ich weiß, was du mit der Anwesenheit von Herrn Nert bezwecken wolltest. Das sind Informationen, für die wir als externe Ermittler Wochen gebraucht hätten«, sagte Charlotte. Vanessa lächelte wissend.
    »Kann ich bitte Volker Gorges’ Telefonnummer von Ihnen haben?«, bat Gunter. »Wenn dieser Gorges doch Rechtsanwalt ist, verstehe ich nicht, warum er Feldmann nicht angezeigt hat. Das muss er mir erklären.« Er zog sich zum Telefonieren in den hinteren Raum zurück.
    »Weißt du von weiteren Opfern?«, brachte Vanessa das Gespräch wieder in Gang.
    »Ich habe mit Matthias Zimmer gesprochen«, sagte Hajo. »Er sagte mir, er sei damals zur Kommunion gegangen, aber nachdem sein Lieblingsonkel bei der Feier mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gekommen und kurz danach gestorben sei, habe er sich von der Kirche völlig abgewandt und sei darum auch weder Messdiener gewesen noch zur Firmung gegangen. Ihm ist bei der Organisation des Klassentreffens auch schon aufgefallen, dass die Jungs fast alle weggezogen waren.«
    »Es wäre nachvollziehbar, wenn die Opfer keinen Kontakt mehr zu ihrem Peiniger haben wollten und deshalb eine räumliche Distanz vorgezogen haben, auch um besser vergessen zu können. Wenn wir aus dieser Häufung eine Regel ableiten könnten, müssten wir den Mörder unter den Männern suchen, die außerhalb wohnen und jeweils zu den Tatzeiten in Hellersberg waren«, überlegte Charlotte.
    »Das klingt zwar äußerst logisch, aber was ist mit den Angehörigen der Opfer?« Vanessa senkte die Stimme. »Wenn ich allein sehe, wie aufgebracht Kollege Landscheid nicht nur wegen der sexuellen Übergriffe, sondern auch über den persönlichen Vertrauensmissbrauch ist, dann kämen auch viele Väter, Brüder oder sogar Mütter in Frage.«
    »Wir wissen auch noch immer nicht, wann die Taten aufgehört haben und wie alt die Opfer heute sind. Vielleicht gibt es jemanden,

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