Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
Vom Netzwerk:
fragte Gunter Vanessa, als sie wieder draußen waren.
    »Ich würde mir am liebsten noch ihren Personalausweis zeigen lassen, um ihr Alter und ihren Namen zu überprüfen, so wenig glaube ich dem, was sie sagt. Aber da wir keinen begründeten Verdacht haben, kann ich sie nicht in die Mangel nehmen.«
    »Ich halte sie jedenfalls nicht für gewalttätig. Es würde nicht zum Wesen von Alexandra Stüber passen«, sagte Charlotte. »Ihren Mann kann ich nicht wirklich einschätzen, konkret verdächtig hat er sich jedoch nicht gemacht. Und ich denke, er tut sowieso nur das, was sie möchte, auch wenn er durchaus den Eindruck vermitteln will, als wäre er der starke Part in ihrer Beziehung.«
    »Aber unabhängig von Stübers, jeder Mörder macht Fehler, auch hier werden wir die Puzzlestücke finden, die keinen Zweifel mehr zulassen«, sagte Vanessa. »Bernadette und ihr Team von der Kriminaltechnik sind unschlagbar, ich bin mir sicher, in Kürze wird sie mit stichhaltigen Beweisen aufwarten, und wir müssen nur noch den Haftbefehl beantragen, für wen auch immer. Lasst uns in Ruhe auf die Ergebnisse der Kriminaltechnik warten.«
    »Jetzt dürften die Morde vermutlich aufhören, das große Ziel ist schließlich erreicht. Ich frage mich nur, wer das war und was diese ganzen Caches sollten«, sagte Gunter.
    Bernadette verließ gerade das Haus und ging ebenfalls auf ihr Auto zu. »Ich schätze, ich werde den Rest des Tages im Labor verbringen. Ich würde dieser hochnäsigen Tussi zu gern ein Vergehen nachweisen, um sie wieder auf den Boden zurückzuholen. Aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass die beiden Stübers mit den Morden in Verbindung stehen.«
    »Kommst du bitte erst noch einmal mit auf die Wache? Ich glaube, wir müssen einmal kurz alle Informationen sammeln. Vielleicht kann einer deiner Kollegen mit den Fingerabdrücken schon nach Trier fahren«, schlug Vanessa vor, und Bernadette stimmte zu.
    Vor der Wache wartete Peter Erschens auf sie. Er hatte vom Tod des Pastors gehört und bot seine Hilfe an.
    »Meinst du, diese Stüber ist auch mit einer psychischen Störung in Behandlung?«, fragte Vanessa Charlotte, als sie wieder im Büro saßen.
    »Ich kläre das mal mit der Ärztin, die scheint ja sehr kooperativ zu sein«, schlug Charlotte vor und schickte Frau Dr. Schulze-Obersehr eine SMS .
    »Bin gerade bei Stübers fertig, sitze im Auto, komme in 30 min vorbei«, schrieb diese kurz darauf zurück.
    Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, als die Tür zur Wache bereits aufging. Der leichenblasse Pastor Lämmle trat ein und hielt Vanessa wortlos einen Brief entgegen.
    »Herr Lämmle, Sie kommen in einem denkbar schlechten Moment. Können wir das bitte auf morgen verschieben?«, fragte Vanessa, aber der Pastor schüttelte nur stumm den Kopf und zeigte auf den Brief.
    Vanessa hatte ihn als sensiblen, klar denkenden und strukturierten Menschen kennen- und schätzen gelernt und ahnte, dass der Brief tatsächlich wichtig sein musste. Sie entnahm dem Kuvert einen handgeschriebenen Brief auf feinem Büttenpapier mit Wellenrand.
    »Darf ich?«, fragte sie vorsichtig nach, aber der Pastor sagte schon fast tonlos: »Lesen Sie!«
    Lieber Pastor Lämmle,
    wenn Sie das lesen, sind Sie der dienstälteste Pastor in der Gemeinde, meinen Glückwunsch. Ich hätte mein Amt gern weiter ausgefüllt, aber die Umstände zwangen mich vor drei Jahren zum Aufhören. Jemand im Bistum hatte einen Verdacht gegen mich, weil es Gerüchte gab, die ich nicht entkräften konnte. Nichts Schwerwiegendes, aber es hatte ein Geschmäckle, wie Sie in Schwaben wohl sagen würden. Zu diesem Zeitpunkt gab es ohnehin viel Wirbel um Missbrauchsvorfälle innerhalb der Kirche, deshalb hat man mich vorzeitig in Ruhestand geschickt, vermutlich, um mich erst einmal aus der Schusslinie zu haben und das Thema unter den Teppich zu kehren.
    Ich bin ein schlechter Mensch, aber das habe ich erst in den letzten Tagen verstanden. Ich wollte diesen Jungen, die zu mir kamen und mir ihre Sorgen und Nöte erzählten, die nach Liebe und Aufmerksamkeit verlangten, nie wehtun. Ich habe erst in den letzten Tagen verstanden, was ich in ihren Seelen ungewollt angerichtet habe. Sie wollten Liebe, und ich habe sie ihnen gegeben, aber vielleicht bezog sich ihre Suche nach Liebe nicht auf die Form, die ich ihnen zu bieten imstande war. Ich wollte ihnen körperliche Geborgenheit geben, weil sie mir selbst ein Leben lang gefehlt hatte, und ich dachte, es wäre auch das, was den

Weitere Kostenlose Bücher