Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tief in meinem Herzen

Tief in meinem Herzen

Titel: Tief in meinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
Vom Netzwerk:
erinnerte sie daran, dass sie außer der Scheibe Toast in ihrer Wohnung in East London heute Morgen nichts gegessen hatte.
    Ob sie einfach mal an der Kordel ziehen sollte, um das Zimmermädchen zu rufen? Nein, dann würde sie sich furchtbar albern vorkommen. Außerdem war sie es nicht gewöhnt, bedient zu werden. Schließlich hatte sie selbst jahrelang als Nanny und Hausmädchen gearbeitet.
    Eine Dusche würde ihr jetzt guttun. Und sie hatte immer noch das halb gegessene Käse-Sandwich aus dem Flugzeug in ihrer Tasche. Das würde für den Moment reichen.
    Durch den Korridor tönten die herzzerreißenden Schreie eines Babys. Cesario blieb am oberen Treppenabsatz stehen und ließ seine Gedanken zu den ersten Monaten nach Nicolos Geburt zurückwandern. Diese anstrengende und doch so schöne Zeit, in der Raffaella und er sich abgewechselt hatten, nachts nach ihrem weinenden Sohn zu sehen.
    Er hatte einmal gelesen, dass die Elternschaft für viele verheiratete Paare eine große Belastung darstellte. Die Geburt ihres Sohnes hatte bei ihm und Raffaella hingegen zu einer unerwarteten Nähe geführt. Kurz nach Nicolos zweitem Geburtstag jedoch hatte Raffaella eine Affäre mit einem Künstler begonnen, der im Schloss Restaurierungsarbeiten durchführte.
    „Du kannst mich nicht dafür verurteilen, mich in einen anderen Mann verliebt zu haben“, hatte sie sich verteidigt, nachdem er sie zur Rede gestellt hatte. „Unsere Heirat war nicht mehr als ein geschäftliches Arrangement. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du überhaupt dazu in der Lage wärst, jemanden zu lieben. Dein Herz ist so hart wie die Granitwände dieses verdammten Schlosses.“
    „Ich weiß nur, dass ich meinen Sohn über alles liebe“, hatte Cesario sich verteidigt. „Geh von mir aus zu deinem Liebhaber, aber lass Nicolo hier.“
    Die Angst, von seinem Sohn getrennt zu werden, veranlasste ihn, vor Gericht das Sorgerecht einzufordern. Er war damit einverstanden gewesen, dass Raffaella ein Besuchsrecht erhalten würde. Schließlich erinnerte er sich noch gut daran, wie er sich gefühlt hatte, als seine Mutter gegangen war.
    Raffaella war hin- und hergerissen gewesen zwischen ihrem Liebhaber und ihrem Sohn. Ihr Plan, Nicolo zu entführen, wäre fast aufgegangen, wäre Cesario nicht einen Tag früher als geplant von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt. Stattdessen war es nach seiner Ankunft zu einem erbitterten Streit zwischen ihm und Raffaella gekommen.
    Hätte er doch nur nicht seine Beherrschung verloren. Hätte er nur versucht, Raffaella ein wenig zu besänftigen, statt damit zu drohen, ihr das Besuchsrecht entziehen zu lassen. Die Schuldgefühle schienen ihn noch heute von innen zu zerreißen.
    Um Ruhe einkehren zu lassen, hatte er sie mit Nicolo einen Moment allein gelassen, damit sie sich von ihm verabschieden konnte. Und während er in seinem Büro gewartet hatte, hatte Raffaella sich den kleinen Jungen geschnappt und war mit ihm davongefahren.
    Das Kreischen der Bremsen auf der gewundenen nassen Bergstraße verfolgte ihn bis heute in seine Träume. Er war gerannt wie noch nie in seinem Leben. Doch es war bereits zu spät gewesen.
    Stöhnend versuchte er, seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Das Weinen wurde immer lauter. Heute Nacht lag also wieder ein Kind in dem Kinderzimmer – ein Kind, das möglicherweise sein eigenes war.
    Sein Kiefer war angespannt, als er den langen Korridor entlanglief, um nachzusehen, warum Beth sich nicht um das kleine Mädchen kümmerte.
    „Mein kleiner Schatz, es ist doch alles gut“, murmelte Beth und hob das weinende Baby aus der Wiege. Es schrie bereits seit mehr als einer Stunde. Beth hatte bereits alles versucht, es zu beruhigen. Sie mochte es sich nicht eingestehen, doch nach vier Monaten schlafloser Nächte fühlte sie sich ziemlich erschöpft.
    Während sie dem Baby sanft über den Rücken strich, ging sie langsam hinüber zum Fenster und sah hinab in den Schlosshof. Die Scheinwerfer der Autos, die langsam über den Hof und auf die Straße hinausfuhren, deuteten darauf hin, dass die Party vorüber sein musste.
    Am liebsten wäre sie hinausgelaufen und hätte einen der Gäste darum gebeten, sie und Sophie mit zurück nach Oliena zu nehmen. Sie würde es schon irgendwie schaffen, Sophie allein großzuziehen. Das Geld würde kaum reichen, aber es würde schon gehen.
    Wäre das Sophie gegenüber fair? meldete sich eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf.

Weitere Kostenlose Bücher