Tief in meinem Herzen
bestellt. Aber was, wenn ein Gericht Cesario das Sorgerecht zusprechen sollte? Übelkeit stieg in ihr hoch. Für einen Moment musste sie stehen bleiben und sich am Treppengeländer festklammern. Ihre Knie waren ganz zittrig, und sie bekam kaum Luft.
Das Gleiche war ihr bereits ein paar Mal passiert, als sie die Treppen hoch zu ihrer Wohnung im fünften Stock steigen musste, weil der Aufzug mal wieder nicht funktionierte. Sie zwang sich, tief Luft zu holen und sich zu beruhigen. Es machte wirklich keinen Sinn, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Sie musste den DNA-Test abwarten.
Das Kinderzimmer befand sich am Ende eines langen Korridors im zweiten Stock. Beth hatte angenommen, es würde lediglich ein Gästezimmer sein, das mit einer Wiege ausgestattet war, falls Besucher ein Baby dabei hatten. Das, was sie jetzt sah, überraschte sie ungemein.
Der lichtdurchflutete und außerordentlich geräumige Raum, wirkte mit seinen zartgelb tapezierten Wänden und den hellen Eichenmöbeln unerwartet freundlich und einladend. In der Mitte stand eine wunderschöne antike Babywiege. Ein Zimmermädchen schlug gerade die cremefarbene mit Spitze verzierte Schlafdecke zurück. Es wandte sich um, als Beth eintrat, und warf einen neugierigen Blick auf Sophie, bis Teodoro ihr auf Italienisch ein paar Anweisungen gab und das Mädchen schnell den Raum verließ.
„Carlotta wird Ihnen alles bringen, was Sie benötigen. Sie brauchen einfach nur an dieser Kordel hier ziehen, um sie zu rufen“, erklärte er Beth.
„Vielen Dank“, entgegnete Beth und begann, langsam über den hellen weichen Teppich durch den Raum zu gehen. Vor einem hölzernen Schaukelpferd blieb sie stehen. Kinderzimmer wie dieses hatte sie bisher nur in Hochglanzmagazinen gesehen, in denen die Häuser von irgendwelchen reichen Stars vorgestellt wurden. Alles war von feinster Qualität. Und trotzdem bemerkte sie, dass dieser Raum mehr als nur ein Gästekinderzimmer war. Es war nicht zu übersehen, dass er mit ganz viel Liebe gestaltet worden war. Und als sie auf Sophie herabsah, die in ihren Armen schlief, überkam sie ein unerwartetes Gefühl von Ruhe und Frieden.
„Es ist wunderschön“, sagte sie leise. Irgendetwas an dem Zimmer verwirrte sie jedoch. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, es war, als fühlte sie eine Art Präsenz, die schwer zu beschreiben war. Ein wenig irritiert sah sie den Butler an. „Es kommt einem fast so vor, als hätte hier noch vor kurzer Zeit ein Kind geschlafen.“
„Es war das Zimmer von Signor Piras’ Sohn.“
Beth schaffte es kaum, ihre Überraschung zu verbergen. Er hatte einen Sohn!
„Also ist Mr Piras verheiratet? Leben seine Frau und sein Sohn ebenfalls im Schloss?“
„Nicht mehr“, erklärte der Butler knapp und nickte ihr zu. „Wenn Sie weiter keine Wünsche haben, Signorina, dann würde ich Sie jetzt allein lassen. Die Tür dort drüben führt in das Schlafzimmer, das für Sie hergerichtet wurde. Ich lasse Ihr Gepäck hochbringen, sobald es angekommen ist.“
Offensichtlich war der Butler nicht bereit, ihr irgendwelche Auskünfte zu Cesarios Frau und Kind zu geben. Beth hätte ihm am liebsten alle möglichen Fragen gestellt und war ein wenig frustriert, dass er sich so plötzlich zurückgezogen hatte. Jetzt wünschte sie, sie hätte sich ein wenig besser über Cesario informiert, bevor sie England verlassen hatte. Sie wusste, dass er Geschäftsführer und Inhaber der größten Bank Italiens war. Sie hatte erwartet, ausführliche Informationen über ihn im Internet zu finden. Stattdessen war sie lediglich auf einige Artikel über die Geschichte seiner Vorfahren gestoßen. Über Cesarios Privatleben hatte sie nichts gefunden. Warum lebten seine Frau und sein Sohn nicht mit ihm im Schloss? Hatte er sich scheiden lassen?
Ihre Arme wurden langsam schwer, und ihr Blick fiel auf Sophie, die immer noch fest an Beths Brust geschmiegt selig schlummerte. Nicht mehr lange und das Baby würde aufwachen und wieder gefüttert werden wollen. Sie schüttelte die Gedanken an Cesario Piras ab und legte das Kind in die Wiege, um einen Blick in ihr Schlafzimmer nebenan zu werfen.
Es war kleiner als das Kinderzimmer, aber mit seinen hell gestrichenen Wänden und den lindgrünen Vorhängen sowie der farblich abgestimmten Bettwäsche nicht weniger charmant. Mit einem Mal überkam sie ein Gefühl von Müdigkeit, und sie sehnte sich nach einer Tasse Tee. Etwas zu Essen wäre auch nicht schlecht. Das leere Gefühl in ihrer Magengegend
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