Tief in meinem Herzen
Babypuder – erinnerte ihn an seinen Sohn. Als er sie sanft in seinen Armen zu wiegen begann, ließ ihr Weinen langsam nach, und ein Gefühl von Frieden überkam ihn. Ein anderes Kind würde niemals den Sohn ersetzen können, den er verloren hatte. Doch wenn Sophie wirklich seine Tochter sein sollte, würde sein Leben vielleicht wieder einen Sinn bekommen. Und nicht mehr eine bloße Existenz sein.
„Nicht weinen, Piccola “, murmelte er sanft.
Vielleicht war es seine tiefe Stimme, die Sophies Aufmerksamkeit weckte. Nach und nach ging ihr Schreien in einen Schluckauf über, und mit einem Mal war sie ganz still und sah ihn nur mit ihren großen dunklen Augen an. Mehrere Sekunden lang fixierte sie ihn, auf ihren langen Wimpern glänzten noch immer Tränchen. Und dann, zu Cesarios großem Erstaunen, formte ihr kleiner Mund sich zu einem Lächeln.
Dio mio! Er rang nach Luft. Sie war so niedlich … Und er bemerkte überrascht, wie ihm bei ihrem Anblick ganz leicht ums Herz wurde. Gleich morgen früh würde er den DNA-Test organisieren. Und wenn Sophie seine Tochter war, dann würde er sie mit offenen Armen in seinem Leben empfangen!
Ungläubig beobachtete Beth, wie Sophie sich an Cesarios Hals kuschelte und die leisen Schnüffelgeräusche von sich gab, die jedes Mal zu hören waren, wenn sie kurz davor war, einzuschlafen. Die Stille war nach dem lauten Weinen des Babys eine wahre Wohltat.
Es war doch wirklich albern, jetzt eifersüchtig zu sein, bloß weil Cesario es geschafft hatte, Sophie zu beruhigen, während sie gescheitert war. Dennoch schaffte sie es kaum, ihrer Stimme einen leichtfertigen Tonfall zu verleihen.
„Du scheinst ein Händchen für Babys zu haben. Ich versuche bereits seit mehr als einer Stunde, sie zu beruhigen“, erklärte sie.
„Wenn sie schon so lange geweint hat, dann ist sie jetzt wahrscheinlich einfach nur müde geworden“, gab er zurück, ohne den Blick von dem Kind in seinen Armen abzuwenden. Vorsichtig schlug er die Bettdecke in der Wiege zurück, legte Sophie hinein und deckte sie sorgfältig zu.
Beth wusste nicht, was sie sagen sollte, so sehr hatte Cesarios zärtlicher Umgang mit Sophie sie in Erstaunen versetzt. Sie hätte niemals gedacht, dass dieser große, Furcht einflößend wirkende Mann so liebevoll zu einem Baby sein könnte. Aber schließlich hatte sie vor ihrer Ankunft im Castello del Falco auch nicht gewusst, dass er bereits ein Kind hatte.
Nachdenklich ließ sie ihre Hand über das geschwungene Kopfteil der Wiege gleiten, das mit feinsten Schnitzereien versehen war. Sie musste an die gebrauchte Wiege denken, die sie für Sophie gekauft hatte. Eigentlich sah sie ganz hübsch aus, nachdem Beth sie gestrichen hatte. Aber natürlich konnte man sie nicht mit dieser wunderschönen antiken Wiege vergleichen.
„Vielen Dank, dass Sophie hier schlafen darf. Diese Wiege ist wirklich ganz bezaubernd. Ist sie sehr alt?“
„Einer meiner Vorfahren hat sie im frühen siebzehnten Jahrhundert schnitzen lassen. Ich habe in der Bibliothek Unterlagen gefunden, die besagen, dass der damalige Schlossherr des Castello del Falco und seine Frau zwanzig Jahre lang kinderlos waren, bis sie schließlich doch schwanger wurde und einen Sohn zur Welt brachte“, erklärte Cesario leise, um Sophie nicht wieder aufzuwecken. „Ich denke, mein Vorfahre war so voller Freude darüber gewesen, endlich einen Erben zu haben, dass er den besten Tischler, den er finden konnte, beauftragt hatte, ihm die schönste Wiege zu schnitzen.“
„Der Butler hat mir erzählt, dass das hier eigentlich das Kinderzimmer deines Sohnes sei …“ Beth zögerte, als sie sah, wie Cesario sich versteifte. Doch ihre Neugier war größer. „Teodoro sagte, er würde nicht mehr hier leben?“
„Nein.“
Seine knappe Antwort machte deutlich, dass Cesario nicht über das Thema sprechen wollte. Sein Gesichtsausdruck wirkte verschlossen, und die plötzliche Traurigkeit in seinen Augen ließ Beth sich wünschen, besser nichts gesagt zu haben. Welches Geheimnis auch immer er haben mochte, es ging sie nichts an.
Nach einem unbehaglichen Moment des Schweigens fuhr Cesario jedoch plötzlich fort: „Nicolo und seine Mutter sind bei einem Unfall vor vier Jahren ums Leben gekommen. Er war erst zwei Jahre alt gewesen.“
Beth war geschockt.
„Das … das tut mir sehr leid“, flüsterte sie gepresst. Offensichtlich war nichts an Cesario Piras so, wie sie es sich ausgemalt hatte. Nachdem Mel ihr von ihm erzählt hatte,
Weitere Kostenlose Bücher