Tief in meinem Herzen
hatte sie gedacht, er sei ein typischer Playboy, der sich nicht einmal die Mühe machte, nach dem Namen der Frau zu fragen, bevor er mit ihr schlief.
Natürlich war Mel diese Art von rüpelhaftem Benehmen gewöhnt, überlegte Beth. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber Beth war auch nicht vollkommen naiv. Ihr war bewusst gewesen, dass Mel gelegentlich ihr Einkommen mit speziellen Dienstleistungen für Männer aufbesserte.
Cesario erschien ihr jedoch gar nicht wie ein typischer Playboy. Er war ein Witwer, der seine Frau und seinen Sohn unter furchtbar tragischen Umständen verloren hatte. Dieser Anblick, wie er Sophie zärtlich in seinen Armen gehalten hatte, hatte in Beths Kehle einen seltsamen Knoten erzeugt und eine lang gehegte Sehnsucht in ihr geweckt. Die Sehnsucht danach, dass ihr eigener Vater so zu ihr gewesen wäre. Und sie nicht verlassen hätte.
„Es muss schrecklich sein, ein Kind zu verlieren. Sophie ist zwar nicht mein Kind, aber ich liebe sie, als wäre sie mein eigenes. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr irgendetwas zustieße. Sie ist alles, was mir von Mel geblieben ist.“ Beths Stimme wurde rau. „Seit ich zwölf Jahre alt bin, war Mel die einzige Person, die sich um mich gekümmert hat, und die ich geliebt habe.“ Hastig blinzelte sie die Tränen fort und hob den Kopf, um Cesarios undurchdringlichem Blick zu begegnen. „Was passiert, wenn die DNA-Tests ergeben, dass du Sophies Vater bist?“, fragte sie ihn stockend. „Du hast gesagt, du möchtest, dass sie bei dir auf dem Schloss lebt. Aber ich bin seit dem ersten Tag für sie da. Sie braucht mich. Du kannst mich nicht einfach wegschicken und uns trennen. Das wäre einfach nur grausam.“
Die Tränen in Beths grünen Augen machten Cesario zu schaffen. Er wusste eigentlich nichts von ihr, außer den paar Dingen, die sie ihm erzählt hatte. Vor einer Stunde hatte er einem Privatdetektiv den Auftrag gegeben, sie zu überprüfen. Solange er von ihm keine Rückmeldung hatte, gab es keinen Grund, ihr zu vertrauen oder ihren Geschichten Glauben zu schenken. Dennoch berührte ihn ihre offensichtliche Verzweiflung mehr als er sich eingestehen mochte.
„Solange wir die Testergebnisse nicht haben, kann sowieso nichts entschieden werden“, erklärte er betont nüchtern und trat von der Wiege zurück. „Ich schlage vor, du gehst jetzt ins Bett. Schläft Sophie die Nacht durch?“
„Sie wird wahrscheinlich gegen drei aufwachen und nach ihrem Fläschchen verlangen“, erklärte Beth. „Aber danach schläft sie normalerweise noch einmal ein.“ Beth schaffte es kaum, ihr Gähnen zu unterdrücken. „Ihr Schlafrhythmus lässt sich ganz gut mit meiner Arbeit in England vereinbaren. Ich fange nämlich morgens um 5:00 Uhr an und habe um 9:00 Uhr Schluss. In der Zeit lasse ich Sophie immer bei der Nachbarin.“
Cesario runzelte die Stirn.
„Was für einen Job hast du denn, bei dem du so früh anfangen musst?“
„Ich reinige Büros für ein großes Unternehmen ganz in der Nähe meiner Wohnung.“
„Du arbeitest als Putzfrau?“
Sein Tonfall ließ Beth erröten.
„Es ist nicht gerade leicht, einen Job zu finden, der sich mit Babybetreuung vereinbaren lässt“, versuchte sie, sich zu verteidigen. Normalerweise war sie nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Vielleicht lag es heute nur daran, dass sie müde war. Sein geringschätziger Blick regte sie furchtbar auf. „Was ist denn so schlimm daran, als Putzfrau zu arbeiten? Ohne Putzfrauen würde die Geschäftswelt nicht funktionieren. Du musst doch schließlich auch Dutzende von Reinigungskräften beschäftigen – die Arbeit erledigt sich nicht von allein, das müsstest du doch wissen.“
Belustigt zog Cesario die Augenbrauen hoch. Die kleine graue Maus hatte also Temperament. Auf ihren Wangen hatten sich hektische rote Flecken gebildet.
„Ich wollte deinen Job gar nicht kritisieren. Ich hatte nur gerade gedacht, kein Wunder, dass du so erschöpft aussiehst und Augenränder hast, wenn du jeden Morgen so früh aufstehen musst.“ Er ließ seinen Blick über ihren schmalen Körper gleiten. „Und Zeit genug zum Essen findest du offensichtlich auch nicht.“
Verlegen sah Beth an sich herunter. Ihr verwaschener Morgenmantel gehörte eigentlich in die Altkleidersammlung. Er stand oben ein wenig offen, sodass man ihr Nachthemd darunter sehen konnte. Schnell zog sie den Mantel wieder zurecht. Nicht, dass ihr Körper sonderlich aufregend wäre. Cesario wirkte ziemlich unbeeindruckt
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