Tief in meinem Herzen
hat eine Affäre angefangen und mich und meine Mutter sitzen lassen, um zu seiner Freundin zu ziehen.“
„Dio!“
Cesario war geschockt. Für ihn selbst als kleinen Jungen war es damals furchtbar gewesen, als seine Mutter ihn verlassen hatte. Aber das war sicher nichts gegen die Situation, die Beth erlebt hatte.
„Wer hat sich um deine Mutter gekümmert, nachdem er weg war?“
„Ich habe es gemacht. Eine Zeit lang jedenfalls. Es hat mir nichts ausgemacht“, versicherte Beth ihm. „Als ihr Zustand immer schlimmer wurde, musste sie ins Krankenhaus. Und dort ist sie dann gestorben. Das Jugendamt hat meinen Vater gefragt, ob ich bei ihm leben könnte, doch er wollte mit seiner Freundin nach Australien auswandern und mich nicht dabeihaben.“ Sie zuckte die Schultern und tat, als hätte die Ablehnung ihres Vaters sie damals nicht sonderlich verletzt. „So bin ich ins Heim gekommen. Und dort habe ich Mel kennengelernt.“
Sie hob den Kopf und begegnete Cesarios offenem Blick. „Ich habe von Vätern keine besonders hohe Meinung. Darum hatte ich auch gedacht, du würdest kein Interesse an Sophie haben.“
Wie schlimm es für Cesario sein musste, seinen Sohn Tag für Tag zu vermissen, überlegte sie. Kein Wunder, dass er immer so grimmig wirkte. Seine Art, mit der Trauer umzugehen, war offensichtlich, sie zu ignorieren und den Schmerz zu unterdrücken.
Nachdem sie den Hund noch einmal gestreichelt hatte, sprang sie auf die Füße. „Ich muss nach Sophie sehen.“
Cesario erhob sich ebenfalls.
„Dinner gibt es heute wieder um acht.“
Beth blieb in der Tür stehen und wandte sich zögernd zu ihm um. Erst jetzt fiel ihr der gestrige Abend wieder ein. Und wie Cesario sie des Diebstahls bezichtigt hatte.
„Ich würde lieber im Kinderzimmer essen. Wenn Filomena keine Zeit hat, etwas vorzubereiten, dann gehe ich in die Küche und mache mir ein Sandwich.“
Er runzelte die Stirn und fixierte sie aus seinen grauen Augen.
„Sei einfach um acht fertig, Beth, okay?“, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede erlaubte.
Seine Arroganz machte sie wahnsinnig. Sie wollte ihm gerade etwas entgegensetzen, als sie das warnende Funkeln in seinen Augen sah. Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Stall und ließ die Tür hinter sich zuknallen.
Das grüne Kleid wollte sie nicht noch einmal anziehen. Also blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als den biederen schwarzen Rock und die marineblaue Bluse zu wählen, die Carlotta zwischenzeitlich für sie gewaschen hatte. In dem Aufzug sah sie aus, als wollte sie auf eine Beerdigung. Andererseits hatte sie aber auch nicht vor, Cesario zu beeindrucken. Demonstrativ kämmte Beth die Haare streng nach hinten und band sie zu einem festen Knoten zusammen. Nun sehe ich erst recht langweilig aus, dachte sie und lachte leise in sich hinein.
Wie am Vorabend saß Cesario bereits am Tisch. Er sah in seinem maßgeschneiderten dunklen Anzug und dem weißen Seidenhemd gefährlich sexy aus.
Teodoro verließ den Raum, und Beth fühlte sich etwas verloren, als sie plötzlich mit Cesario allein war.
Er schwieg und musterte sie bloß.
„Hattest du gedacht, du könntest deine Schönheit vor mir verbergen, indem du dich anziehst wie eine Nonne?“, fragte er schließlich. „Oder hattest du gehofft, dein Aufzug würde mich abstoßen? Falls das deine Absicht war, dann hast du leider Pech gehabt.“
Im nächsten Moment erhob er sich vom Tisch und kam auf sie zu. Ehe Beth realisierte, was er vorhatte, hatte er auch schon mit einem Griff die Spange aus ihrem Haar gezogen, die ihren strengen Knoten zusammenhielt.
„Was fällt dir ein?“ Sie brach ab, als er seine Hand unter ihr Haar gleiten ließ und sie an sich heranzog. Seine grauen Augen funkelten, und sie erkannte das Verlangen in seinem Blick. Die Erinnerung an ihren Kuss draußen im Regen ließ sie erröten. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich mit Sophie beschäftigt, sie gebadet und mit ihr gespielt, und bewusst nicht an diese Momente der Leidenschaft gedacht. Doch jetzt, wo sie in sein markantes Gesicht sah, wurde sie fast überwältigt von dem Bedürfnis, stürmisch von ihm geküsst zu werden.
Als er sich zu ihr herunterbeugte, hielt sie den Atem an. Gleich würde sie wieder seine Lippen auf ihren spüren. Instinktiv bog sie sich ihm entgegen. Zu ihrer Überraschung jedoch versteifte er sich und zog ruckartig den Kopf zurück. Als wollte er gegen die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen ankämpfen.
„Lass uns essen“, raunte
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