Tief in meinem Herzen
auf ihre Uhr und erschrak. „Sie hätte längst gefüttert werden müssen.“
Die Stunden mit Cesario waren nur so verflogen. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, gestand sie sich schuldbewusst ein.
Sie sprang vom Tisch auf, und Cesario erbot sich, sie zu begleiten.
Als sie die Treppe hinaufeilten, hörten sie schon die Schreie des Babys. Kaum im Kinderzimmer angekommen, nahm Beth Carlotta das Kind sofort ab.
„Ist doch alles gut, mein Liebling. Jetzt bin ich doch hier …“, versuchte sie Sophie zu beruhigen.
„Ist ihr Fläschchen schon fertig?“, erkundigte sich Cesario.
„Nein“, stöhnte Beth. „Ich sollte gleich mehrere Portionen fertig machen, damit ich für heute Nacht genug habe.“
„Gib sie mir, ich halte sie solange, während du das Fläschchen vorbereitest.“
Als sie ihm Sophie in die Arme legte, spürte Cesario ein seltsames ungewohntes Gefühl, so als löste sich ein Band, das sein Herz bisher umschlossen hatte. Er wusste nicht einmal, ob sie sein Kind war, aber das schien gar nicht wichtig. Alles, was zählte, war, dass er sie beschützte. Leise begann er, ein italienisches Schlaflied zu singen, das er seinem Sohn oft vorgesungen hatte.
Schlagartig hörte Sophie auf zu weinen und betrachtete ihn interessiert. Was sollte er bloß tun, wenn sie wirklich sein Kind war? Und was sollte aus Beth werden? Vielleicht könnte er sie als Sophies Nanny anstellen? Dann könnte sie wenigstens weiter ein Teil in Sophies Leben sein. Andererseits gefiel ihm die Vorstellung überhaupt nicht. Jedenfalls nicht, solange er sich so zu ihr hingezogen fühlte. Ihre Anwesenheit machte ihn vollkommen verrückt.
Während Sophie das Fläschchen in der angrenzenden kleinen Küche vorbereitete, beobachtete sie Cesario und Sophie aus dem Augenwinkel. Es war wirklich ungewöhnlich, wie ruhig Sophie jedes Mal wurde, wenn Cesario sie hielt. Spürte sie womöglich, dass er ihr Vater war?
Nachdem sie ihre Milch getrunken hatte, wurde Sophie wieder müde. Beth legte sie in ihre Wiege und ging hinüber zum Fenster zu Cesario. Er sah hinaus in die tiefschwarze Nacht. Mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen wandte er sich zu ihr um.
„Du solltest jetzt auch ins Bett gehen nach deinem ereignisreichen Tag“, murmelte er leise. „Der Hund schläft jetzt also bei Filomena vor der Küche?“
Beth errötete und war dann erleichtert, die Belustigung in seinen Augen zu sehen.
„Harry war einsam da draußen im Pferdestall.“
Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch.
„Harry?“
„Irgendeinen Namen musste ich ihm doch geben“, verteidigte Beth sich. „Filomena meinte, ihre Schwester würde Harry vielleicht aufnehmen. Ich kann ihn schließlich nicht mit nach England nehmen. Eine Ein-Zimmer-Wohnung im fünften Stock ist wohl kaum ein idealer Ort für einen Hund.“
„Für ein Kind ist es auch nicht gerade ein idealer Ort“, entgegnete Cesario spöttisch.
Beth biss sich auf die Lippe. „Nein, das stimmt. Es wäre toll, einen Garten zu haben …“ Sie dachte an den wunderschönen Schlossgarten und stellte sich vor, wie Sophie später einmal über den Rasen toben könnte. „Ich wünschte, ich könnte Sophie all die Dinge ermöglichen, auf die ich damals verzichten musste. Als Kind habe ich zum Beispiel immer davon geträumt, Ballettstunden zu nehmen. Leider konnte meine Mutter es sich nie leisten.“
Cesario blickte wieder hinaus in den Nachthimmel.
„Du hast ein sehr weiches Herz, Beth Granger“, sagte er rau. „Und jetzt erzähl mir bitte, wer Alicia Devingtons Ohrringe in deinem Zimmer versteckt hat?“
Überrascht sah Beth ihn an. Mit dieser Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Das Mondlicht schien in sein Gesicht und ließ seine Gesichtszüge sehr hart wirken.
Bevor sie antwortete, schluckte sie.
„Hugo Devington“, stieß sie schließlich hervor.
Sein Kopf fuhr herum. Prüfend sah er sie an.
„Warum würde Hugo Devington wollen, dass man dich als Diebin verdächtigt?“
„Weil er einen Grund brauchte, mir zu kündigen, nachdem ich gedroht habe …“ Sie brach ab und sah peinlich berührt auf den Boden. „Ich habe gedroht, Mrs Devington zu erzählen, dass ihr Mann mich … sexuell belästigt hat.“
Beth errötete und wagte es nicht, Cesario ins Gesicht zu sehen.
„ Santa Madre! Du meinst, er hat dich vergewaltigt?“
Cesario spürte das dringende Bedürfnis, Hugo Devington die Eingeweide herauszureißen.
„Nein, so schlimm war es nicht. Erst hat er nur anzügliche
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