Tief in meinem Herzen
beharrte Beth und dachte an all die Male im Heim, die sie enttäuscht worden war, wenn sie wieder einmal nicht ausgewählt worden war von potenziellen Adoptiveltern.
„Können wir ihn nicht mit ins Schloss nehmen? Ich bin sicher, dass Filomena nichts dagegen hätte, wenn er bei ihr im Angestelltentrakt schlafen würde. Zumindest so lange, bis sein Bein verheilt ist. Was meinst du?“
Cesario gab einen leisen Fluch von sich und ging zu seinem Pferd. Dafür, dass Beth einen so zerbrechlichen Eindruck machte, hatte sie einen erstaunlich starken Willen. Und sehr viel Mitgefühl, dachte er, als er sie beobachtete, wie sie den struppigen Hund liebevoll streichelte.
„Wir müssen zusehen, dass wir ins Trockene kommen“, rief er ihr zu. Ehe Beth sich versah, hatte er sie samt Hund auch schon bei der Taille gepackt und aufs Pferd gehoben. „Innerhalb von achtundvierzig Stunden hast du es geschafft, mein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen“, murrte Cesario, als er jetzt hinter ihr aufstieg. „Auf einmal muss ich mich um einen räudigen Köter und ein Baby kümmern.“ Er schüttelte den Kopf. „Fehlt nur noch, dass du dir mit deinen nassen Klamotten auch noch eine Lungenentzündung holst.“
Sie erreichten das Schloss ohne weitere Zwischenfälle. Cesario biss die Zähne zusammen, als er Beth vom Pferd hob und ihr schlanker Körper für einen Moment an ihn gepresst war. Er verfluchte die Reaktionen seines Körpers auf sie. Ich habe definitiv zu lange keinen Sex gehabt, dachte er zynisch. In Rom gab es eine ganze Reihe von Frauen, die er jederzeit anrufen könnte, und die sich über einen großzügigen Lover wie ihn freuen würden.
Mit dem Hund auf dem Arm ging er zusammen mit Beth in den Stall und legte ihn in einer leeren Pferdebox ins Stroh. Der Schnitt war nicht so tief, wie Beth zunächst gedacht hatte. Während Cesario die Wunde reinigte, kniete Beth sich neben den Hund und bot ihm Wasser an.
„Meinst du, das wird wieder richtig verheilen?“, fragte sie leise. „Das arme Tier. Er muss solch eine Angst gehabt haben, als er plötzlich in der Falle feststeckte …“
Ihr Mitgefühl berührte etwas in Cesario. Er sah auf ihre zarten Hände, die über das Fell des Hundes glitten, und stellte sich vor, wie sie ihn liebkoste. Seinen nackten Körper streichelte und seine Männlichkeit mit diesen zarten Fingern umfasste. Ihr Haar roch nach Regen und ganz leicht nach Zitronen. Sein Blick glitt über ihren Körper. Durch den feuchten eng anliegenden Stoff ihrer Bluse sah er ihre rosigen Brustwarzen hindurchschimmern.
Er schluckte.
„Natürlich wird das verheilen. Ich werde den Stallburschen anweisen, ihn ordentlich zu füttern.
„Danke.“ Ihr schüchternes Lächeln löste ein warmes Gefühl in Cesario aus. Dann sah sie ihn alarmiert an. „Ich muss zu Sophie! Sie ist bestimmt schon längst wach und weint nach mir.“
„Ich habe sie bereits gefüttert“, beruhigte Cesario sie. „Filomena ist immer noch bei ihr.“
„ Du hast sie gefüttert?“ Voller Erstaunen sah sie ihn an. „Hat sie denn getrunken? Ich meine, sie ist an mich gewöhnt, und …“
„Sie hat sogar die ganze Flasche ausgetrunken“, entgegnete Cesario trocken. „Es war nicht das erste Mal, dass ich ein Baby gefüttert habe. Ich habe meinem Sohn damals regelmäßig das Fläschchen gegeben.“
„Du musst deinen kleinen Jungen ganz schön vermissen.“
Beths Kommentar ließ ihn kurz zusammenzucken.
„Ich denke jeden Tag an ihn“, gab er zu.
Zum Glück versuchte sie nicht, ihn mit irgendwelchen Floskeln zu trösten. Stattdessen streckte sie ihre Hand aus und legte sie über seine Hand. Für einige Minuten blieben sie so im Stroh sitzen und blickten schweigend auf den Streuner vor ihnen. Die Stille war tröstender als jegliche Mitleidsbekundungen.
„Ich vermisse Mel und meine Mutter auch immer noch ganz schrecklich“, murmelte Beth schließlich und seufzte.
„Du sagtest, deine Mutter sei lange Zeit krank gewesen?“
Beth nickte.
„Sie hat die Diagnose MS bekommen, als ich fünf war. Ihr Zustand hat sich von Jahr zu Jahr verschlechtert, bis sie nur noch im Rollstuhl sitzen konnte. Mein Vater musste seinen Job aufgeben, um sich um sie zu kümmern. Also hatten wir obendrein nie Geld. Mum fand es ganz furchtbar, dass ich deswegen an Geburtstagen, Partys und Klassenfahrten nie teilnehmen konnte.“
Cesario sah sie mitfühlend an.
„Ist dein Vater auch gestorben?“
„Nein.“ Beth zögerte. „Er … hat uns verlassen. Er
Weitere Kostenlose Bücher