Tief in meinem Herzen
von der tragischen Geschichte zweier Verliebter, die von den Balletttänzern eindrucksvoll vorgetragen wurde. Mindestens ebenso fasziniert war sie jedoch von dem Mann, der neben ihr saß, gestand sie sich ein und warf einen Blick zur Seite. In der Dunkelheit des Theaters war ihr jede seiner Bewegungen bewusst. Sobald er sich ein wenig bewegte und sie zufällig berührte, war es, als führe ein Stromstoß durch ihren Körper.
„Gefällt es dir?“, fragte Cesario in der Pause, während sie sich durch die Menschenmenge zur Bar drängten und Champagner bestellten.
„Das ist die magischste Nacht meines Lebens“, gestand Beth strahlend und wurde sofort rot, als ihr klar wurde, wie albern das in seinen Ohren klingen musste.
Er sah sie an und lächelte.
„Das freut mich. Ich hatte mir gedacht, dass der Abend sicher ein Lächeln in dein Gesicht zaubern würde. Du hast ein absolut bezauberndes Lächeln, Beth Granger, weißt du das?“
Als sie ihn schüchtern anlächelte, breitete sich in Cesario ein Gefühl aus, das er nicht definieren konnte. Es war wie eine Mischung aus Sehnsucht, Verlangen und inniger Zuneigung. Und es löste das unmittelbare Bedürfnis in ihm aus, sie hier und jetzt, inmitten dieser überfüllten Bar vor allen Leuten leidenschaftlich zu küssen. Es war ihm egal, wer ihn sehen konnte, er wollte in diesem Moment nichts mehr als ihre süßen Lippen schmecken und sie an sich drücken.
Ihr Schweigen sagte ihm, dass es ihr genauso ging. Langsam beugte er seinen Kopf zu ihr herunter und strich mit seinem Mund zart über ihre Lippen. Er spürte, wie sie nach Luft rang, und ein unerwartetes Gefühl von Zärtlichkeit überkam ihn und überdeckte fast das sehnsüchtige Verlangen danach, ihr körperlich nah zu sein.
„Cesario!“
Eine schrille Frauenstimme drang an sein Ohr. Im nächsten Moment ergoss sich ein Wortschwall auf Italienisch über ihn. Cesario hob den Kopf und fluchte.
„Tut mir leid, Cara , Allegra Ricci hat mich entdeckt. Sie ist Schirmherrin mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen und die größte Klatschtante in ganz Rom. Ihr Mann ist ein guter Freund von mir“, flüsterte er Beth ins Ohr, bevor er sich zu der rundlichen Dame in dem viel zu engen blauen Satinkleid umwandte und ein gekünsteltes Lächeln aufsetzte.
„Guten Abend, Allegra. Bist du mit Gilberto hier?“
„Nein.“ Sie winkte ab. „Ballett ist nichts für ihn. Ich bin mit meiner Schwester hier.“
Auf Cesarios Hinweis hin begann sie Englisch zu sprechen und richtete ihren Blick voller Neugier auf Beth.
„Darf ich fragen, wer Ihre hübsche Begleitung ist, Cesario? Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“
Cesario stellte die beiden einander vor.
„Machen Sie Urlaub in Rom, meine Liebste?“, fragte Allegra interessiert.
„Nein, ich wohne zurzeit eigentlich in Sardinien. Im Castello del Falco.“
Allegra zog die Augenbrauen hoch und wollte eine weitere Frage stellen, als Cesario auf seine Uhr sah und das Gespräch unterbrach.
„Ich würde sagen, wir gehen zurück auf unsere Plätze. Bestell Gilberto bitte einen herzlichen Gruß von mir.“
Mit einem Nicken in Allegras Richtung wandte er sich ab und führte Beth zurück in Richtung Loge.
Beths Erleichterung darüber, der neugierigen Dame entkommen zu sein, währte nur kurz. Im Waschraum traf sie erneut auf Allegra.
„Sie sind also bei Cesario zu Gast?“, erkundigte Allegra sich, als sie nebeneinander am Waschbecken standen. „Das ist ja faszinierend. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals eine seiner Freundinnen in das Schloss eingeladen hat. Normalerweise spielen sich seine Affären hier in Rom ab.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Es ist kein Geheimnis, dass er niemals lange bei einer Frau bleibt.“
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Sie sind noch so jung, Schätzchen“, fuhr Allegra fort. „Ich fürchte, Sie haben sich etwas übernommen mit Cesario. Ich weiß, er ist unglaublich charmant, aber ich habe gehört, er soll wie seine barbarischen Vorfahren furchtbar rücksichtslos und unbarmherzig sein können. Seine Frau hat das damals erst erkannt, als er sie aus seinem Schloss verbannt und ihr verboten hat, ihren kleinen Sohn zu sehen.“
Allegra schüttelte den Kopf.
„Man kann Raffaella wirklich nicht dafür verurteilen, dass sie versuchte, den kleinen Nicolo zu entführen. Natürlich ist es furchtbar, dass sie dann beide bei diesem Unfall ums Leben kamen. Und wie seltsam es für Cesario sein muss, dass Raffaella und Nicolo zusammen auf
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