Tief in meinem Herzen
hätte keine Gefühle? Als sie ihn berührte, versteifte er sich kurz. Doch dann legte er ebenfalls seine Arme um sie. Und Beth spürte, wie seine Anspannung langsam nachließ.
„Der Unfall war meine Schuld“, flüsterte er.
„Nein!“, protestierte sie. „Wie kannst du das nur denken? Raffaella …“
„Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen, sie bei unserer Vereinbarung in Nicolos Leben zu integrieren. Stattdessen habe ich sie zu dieser verzweifelten Tat getrieben.“
Er löste sich von ihr und schenkte sich ein weiteres Glas Brandy ein, bevor er seufzend auf das gemütliche Ecksofa sank. Er zog Beth neben sich und schlang einen Arm um ihre Schultern.
„Die Party in London letztes Jahr, auf der ich angeblich deine Freundin Mel kennengelernt haben soll, war direkt an Nicolos Todestag“, erklärte Cesario und ließ den Brandy in seinem Glas kreisen. „Ich wollte eigentlich nicht hingehen, aber ich hatte keine Wahl. Es ging mir sehr schlecht an diesem Abend, und ich war furchtbar betrunken.“ Er zog eine Grimasse. „Und ich schäme mich dafür, dass ich mich an Melanie Stewart nicht einmal erinnern kann.“
„Niemand kann dich dafür verurteilen, an diesem speziellen Tag zu tief ins Glas geschaut zu haben“, sagte Beth sanft. „Mel hätte dafür Verständnis gehabt, wenn sie deine Geschichte gekannt hätte.“
Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie seine verräterisch feuchten Augen sah. Vielleicht hätte sie ihn besser nicht auf die Sache ansprechen sollen.
„Ich gehe besser zu Bett“, flüsterte sie. „Du willst jetzt sicher allein sein.“
Cesario sah sie an und spürte, wie sich der harte Knoten in seiner Brust ein wenig löste. Er wusste selbst nicht, warum er ihr das alles erzählt hatte. Er kannte sie doch kaum. Und gleichzeitig hatte er das Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben. Er vertraute ihr mehr als irgendjemandem sonst in seinem Leben.
Dio! Was hatte er bloß für Gedanken? Ihr seidiges Haar berührte leicht seine Wange. Er schloss die Augen und atmete ihren Duft ein. Irgendwie hatte es ihm gutgetan, über Nicolo gesprochen zu haben.
„Bleib doch noch ein bisschen“, murmelte er und zog sie näher zu sich heran. Ein Gefühl des Friedens überkam ihn, als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte.
Cesario war zurück. Beth hatte das Geräusch des Helikopters gehört, als sie am Fenster stand und den Sonnenaufgang betrachtete. Ihr Herz machte einen Sprung bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen. Gleichzeitig erfasste sie ein mulmiges Gefühl.
Drei Tage waren vergangen, seit sie in seinem Apartment in Rom erwacht war und festgestellt hatte, dass sie noch immer ihr neues rotes Abendkleid trug. Sie musste in Cesarios Büro auf dem Sofa eingeschlafen sein. Offensichtlich hatte er sie danach in ihr Schlafzimmer getragen. Am nächsten Morgen hatte das Zimmermädchen ihr ausgerichtet, er sei bereits in der Bank, hätte aber einen Rückflug für sie und Sophia nach Sardinien organisiert.
Beth hatte sich gefragt, ob er ihr bewusst aus dem Weg ging, nachdem er ihr am Vorabend so viel von sich offenbart hatte. Vielleicht bereute er es, Emotionen gezeigt zu haben. Schließlich hatte sein Vater ihn gelehrt, dass Emotionen ein Zeichen von Schwäche seien.
Sie öffnete den Schrank und ließ ihren Blick über die neuen Kleider schweifen, die nach ihrer Rückkehr aus Rom plötzlich wie von Zauberhand in ihrem Schrank vorhanden gewesen waren. Darauf würde sie Cesario auf jeden Fall ansprechen. Sie konnte sie unmöglich annehmen. Es waren wunderschöne Designer-Kleidungsstücke aus Seide, Satin und Kaschmir. In den schönsten Regenbogenfarben. Der absolute Kontrast zu ihrer eigenen Kleidung.
Sie nahm ein blassblaues Wickelkleid heraus und trat eine Viertelstunde später, nachdem sie geduscht und ihre Haare gefönt hatte, hinaus auf den Flur. Sophie würde noch einige Stunden schlafen. Also könnte sie sich in Ruhe im Schlossgarten in die Sonne setzen.
Der Himmel war strahlend blau. Es schien ein weiterer warmer Frühlingstag zu werden, wenngleich die Bergspitzen am Horizont hinter Wolken verschwunden waren. Gerade war sie auf dem Weg zur Hinterseite des Schlosses, als sie den Klang von Hufschlägen auf dem Kopfsteinpflaster des Schlosshofes vernahm. Es war Cesario, der auf sie zuritt.
Komplett in Schwarz gekleidet wäre er mit seinem etwas zu langem Haar, das in der Sonne glänzte, glatt für einen seiner Vorfahren aus dem Mittelalter durchgegangen. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu
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