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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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Licht-Arrangements umgewandelt, die über die Bildschirme flackerten. Zwei Kadetten überwachten das Ergebnis besonders sorgfältig, da Kommandant Gerhardie sich im gleichen Raum befand und mit dem TASO , Taktik-und-Sonar-Officer Lieutenant Sammy Gale, sprach. Die Kadetten waren darauf trainiert worden, den Schall von Schiffen, vor allem anderen U-Booten, zu erkennen. Sie konnten einen weit entfernten und beinahe stillstehenden Feind entdecken und genau identifizieren, und zwar nur aufgrund subtiler Unterschiede in Sonarprofil und Schallwellen. Jetzt hörten sie aufmerksam zu, wie ihr Kapitän und der TASO über das akustische Profil von Walen sprachen.
    Als Kommandant Gerhardie sicher war, dass der TASO wusste, was von ihm erwartet wurde, kam er in die Kommandozentrale zurück und sprach mit seinem Navigator.
    »Steuermann, Kurs zwei-vier-null, Tiefe zweihundert Meter und dreißig Knoten!«, befahl der Navigator, als Gerhardie wieder gegangen war.
    Der Kommandant eilte in die Offiziersmesse, in der die Monitore und die Fernsichtgeräte aufgebaut worden waren. Roddy sah den beiden Kadetten an der Schalttafel über die Schulter. Kate baute ihre eigene Ausrüstung auf. Sie war nicht wirklich betrunken, summte aber leise und schräg vor sich hin.
    Jeder der vier Monitore konnte zwischen acht Außenkameras hin und her geschaltet werden. Gerhardie starrte auf die Bilder des Meers. Gleißend helle Unterwasserlampen reichten zehn bis fünfzehn Meter weit und erhellten auch dahinter die Umgebung mindestens noch einmal zehn Meter weit. Auf den Bildschirmen waren winzige Organismen und Partikel zu sehen, die vor dem schlammig grünen Hintergrund fast weiß wirkten.
    Gerhardie sagte: »Ich bin seit acht Jahren Kommandant auf einem U-Boot, aber ich habe mich noch nie zuvor unter Wasser umgeschaut.«
    »Na ja«, erwiderte Roddy, »viele Wale und Delphine verfügen auch über alles drei – Sonar, Akustik und Sicht –, aber genau wie Sie verlassen sie sich eher auf die ersten beiden.«
    »Wie ist das Echolot der Wale?«
    »Besser als ihres. Ein großer Tümmler ›sieht‹ jedes noch so kleine Detail eines Umrisses. Sie unterscheiden mit ihrem Sonar sogar Farben.«
    Kommandant Gerhardie nickte zweifelnd. Diese Behauptung überzeugte ihn genauso wenig wie die Vermutung, dass die Wale mit den Menschen »gesprochen« hatten. Er hielt diesen seltsamen Auftrag eher für eine öffentlichkeitswirksame Angelegenheit, die die Politiker ihm aufs Auge gedrückt hatten, damit sie den Anschein erwecken konnten, etwas zu tun.
    »Sie glauben mir nicht«, sagte Roddy, der das Schweigen des Kommandanten richtig interpretierte.
    »Nicht eine Sekunde lang«, erwiderte Gerhardie fröhlich. »Hinter meinem Rücken nennen meine Leute mich ›Käpt’n Klartext‹, was, Falkland?«, fuhr er fort und schlug einem der Kadetten auf die Schulter.
    Gefreiter Falkland, ein glatt rasiertes Milchgesicht von neunzehn Jahren mit sehr dunklen Augen und mädchenhaft roten Lippen, öffnete den Mund, um zu antworten, aber es kam kein Ton heraus. »Nein, Sir«, konnte er nicht sagen. Das war eine Lüge, und niemand hätte ihm geglaubt. Würde er dagegen »Ja, Sir« sagen, konnte man ihm das als Unverschämtheit ankreiden.
    »Keine Angst, Falkland, wenn es eine Beleidigung wäre, den Offizieren Spitznamen zu verpassen, dann gäbe es keine Männer in der Navy.«
    »Ja, Sir.«
    »Und auch keine Frauen«, sagte Kate hinter ihm.
    »Und auch keine Frauen«, stimmte der Kommandant ihr zu und drehte sich um. »Wie geht es Ihnen?«
    »Na ja, dass ich hier unten bin und nicht schreie, verbuche ich schon als Erfolg.«
    »Wir sind noch etwa zwölf Stunden von unserem Ziel entfernt. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich ein wenig hinlegen, nachdem Sie alles fertig eingerichtet haben. Meine Kajüte gehört Ihnen für die Dauer dieser kleinen, äh, Eskapade.«
    »Danke.«
    »Sie auch, Dr. Ormond. Sie können in den Offiziersquartieren schlafen. Es ist zwar eng, aber angemessen.«
    »Er schläft in Ihrer Kajüte«, sagte Kate.
    »Nein, nein, Ms Gunning, da schlafen Sie doch.«
    »Genau.«
    Der Kommandant der HMS Tenacious starrte sie verwirrt an. Sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte.
    »Sie wollen, äh …«
    »Ja.« Es muss sein, dachte Kate. Ich will in einer Blechbüchse am Grund des Ozeans nicht allein sein.
    »Ich verstehe.«
    Er richtete sich auf und bürstete ein unsichtbares Stäubchen von der Brusttasche seines Hemds.
    »Nun, ich … ich …« Plötzlich grinste er.

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