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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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»Wissen Sie, in den beinahe hundert Jahren, in denen es jetzt Unterseeboote im Dienst Ihrer Majestät gibt, hat noch nie ein Mann mit einer Frau in einem U-Boot geschlafen.«
    Kate zuckte zusammen.
    »Na ja, er ist alt genug, um mein Vater zu sein, aber ich tue es für die Königin.«
    Nachdem Kate und Roddy sich zurückgezogen hatten und Kommandant Gerhardie ebenfalls gegangen war, wandte der Gefreite Falkland sich an seinen Kameraden.
    »Glaubst du, sie schlafen miteinander?«, fragte er.
    »Du liebe Güte, Falkland, was würdest du denn machen, wenn du mit so einer Schnitte im Bett von Klartext liegen würdest?«
    *  *  *
    Der Abend senkt sich über Blackpool Beach. Blackfin ist hilflos. Da er auf der Seite liegt, ist sein Gleichgewichts- und Koordinationsgefühl gestört. Sein linkes Auge blickt in den Sand, sein rechtes zum Himmel.
    Mechanisches Dröhnen, Megafone, sterbende Wale, Helikopter, Sirenen … Er begreift es nicht. Manchmal werden schwere Maschinen angelassen, aber er weiß nicht, dass damit tote Wale angehoben werden, um menschliche Körper freizubekommen. Von überallher hört er neue Geräusche, Menschen schreien, die Schallwellen sind voller Hass. Etwas geht vor sich. Bekämpfen die Menschen einander?
    Er ist ein alter Pottwal, verletzt und erschöpft. Dreimal hat er, angetrieben von seiner unerschütterlichen Entschlossenheit, das Meer verlassen, und jetzt kann er nicht mehr. Das böse Leuchten fällt ihm ein. Die Menschen müssen das böse Leuchten finden.
    »Tötet die Wale! Tötet die Wale! Tötet die Wale!«
    Laute, barbarische Geräusche. Was bedeuten sie? Blackfin denkt an den ersten Menschen, den er je gesehen hat, damals, als er noch jung, unbekümmert und dumm auf dem Strand gelandet war … Der Mann mit den warmherzigen Gedanken und den weichen Lauten … Wer war dieser Mann? …
    Auf der Promenade bricht die Hölle los. Ein wütender Mob durchbricht die Barrikaden der Polizei und Soldaten und stürmt an den Strand. Junge Männer gehen mit allen möglichen Waffen – Stöcken, Äxten – auf die Wale los, und niemand kann sie aufhalten. Die Stimmen der Reporter, die hektisch ihre Berichte schreien, kippen vor Aufregung.
    Blackfin hört seine Schwestern und Brüder weinen und stöhnen. Er ist zu krank, um sich darum zu kümmern. Ein paarmal rasen Menschen an ihm vorbei. Einige Soldaten gehen eine Zeit lang hinter ihm in Deckung, als sei er ein Unterstand auf einem Schlachtfeld. Und dann stürmen zwei jüngere und ein älterer Mann schreiend auf seine linke Flanke zu. Einer hat eine Axt, ein anderer eine Machete und der dritte eine Gartengabel. Sie schlagen auf ihn ein. Der Jüngste stößt einen Schrei aus und lässt seine Axt auf Blackfin niedersausen.
    »Scheiße«, grunzt er, als er sich bemüht, sie wieder herauszuziehen.
    Fieberhaft hacken sie auf ihm herum, wie unfähige Walfänger, und ihre Waffen durchdringen Haut, Muskeln und Speck. Blackfin ist voller roter Schnittwunden, aus denen Blut dringt. Sein Körper zuckt und verkrampft sich.
    *  *  *
    Der Gefreite Falkland und seine Gefährten wären enttäuscht gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass Roddy die Situation nicht ausnutzte. Kate klammerte sich verzweifelt an ihn, weil er ihr Sicherheit vor ihren Phobien bot, aber weiter ging er nicht. Er wachte wenig später wieder auf, hatte jedoch keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Eine Uhr besaß er nicht, er war nicht der Typ für Armbanduhren. Kate schlief noch. Eine kleine rote Glühbirne, die immer leuchtete, warf ihr schummeriges Licht in die kleine Kajüte.
    Er drehte sich ein wenig. Kate bewegte sich und schnarchte leise. Roddy lächelte sanft und wandte sich ihr zu. Das Verlangen, sie in die Arme zu nehmen, wurde fast unwiderstehlich. Sie zu streicheln, sein Gesicht an ihren Hals zu drücken. Und er hatte das Gefühl, dass sie zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort solche Zärtlichkeiten auch erwidern würde. Aber –
    Es klopfte an der Tür.
    »Ja.«
    »Kommandant Gerhardie schickt mich, Sir, Ma’am«, rief ein junger Seemann. »Sie haben zehn Stunden geschlafen. Wir sind nur noch knapp zwei Stunden von SONAZ entfernt, und auf dem Monitor ist ein Wal.«
    Ein paar Minuten später kamen Roddy und Kate in das behelfsmäßige Videostudio in der Offiziersmesse. Kommandant Gerhardie sagte: »Er ist von Backbord her gekommen. Wir mussten auf achtzehn Knoten heruntergehen, aber er hat immer noch ein ganz schönes Tempo drauf.«
    Roddy starrte auf einen der

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