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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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Monitore, der die Sicht auf das Gebiet »vor dem Schiff« freigab, und sah die große Schwanzflosse auf und nieder gleiten. Sie glänzte hellgrau im Licht der starken Lampen.
    »Was ist es?«, fragte Kate.
    »Ein weiblicher Pottwal. Zeigen Sie mir alle anderen Kameras«, wies er die Kadetten an.
    Auf den anderen Monitoren war jedoch außer der Weite des Meers nichts zu sehen.
    »Zoomen Sie an ihr vorbei. Vielleicht sind ja dahinter noch mehr.«
    Ein Fischschwarm wich dem Pottwal aus.
    »Nichts«, sagte Falkland, der nach sechs Stunden Pause wieder Dienst hatte.
    »Er wendet sich ein bisschen nach links«, sagte Kate.
    »Das tut er ständig«, meinte Gerhardie. »Und dann kommt er zurück.«
    Als der Wal nach links abdrehte, wechselte der Gefreite zu einer Kamera an Backbord und fing das Tier ein.
    »Folgen Sie ihm«, sagte Roddy.
    »Ja, Sir«, erwiderte Falkland.
    »Nein, nicht Sie, das Schiff.«
    Gerhardie zog die Augenbrauen hoch.
    »Wir sollen unseren Kurs nach einem Wal ausrichten?«
    »Ja.«
    Gerhardie griff zum Mikrofon, das ihn mit der Kommandozentrale verband.
    »Kapitän. Steuerbord drei.«
    Langsam kam der Wal wieder in Sicht, bis er erneut direkt vor ihnen schwamm.
    »Lassen Sie uns mal den Navigator fragen, wo wir jetzt hinkommen«, sagte Roddy.
    Er und Gerhardie gingen in die Kommandozentrale. Kate trat an die Kamera, die sie in der Ecke auf einem Stativ aufgestellt hatte, und schaltete sie ein. Sie stellte sich vor die Linse.
    »Es ist zweiundzwanzig Uhr dreißig am 22. August, etwa sechsunddreißig Stunden nach der entsetzlichen Katastrophe am Strand von Blackpool. Ich bin mit Dr. Roddy Ormond an Bord der HMS Tenacious . Hinter mir sehen Sie die Monitore, die aufgebaut worden sind. Jede Sekunde wird aufgenommen und festgehalten. Wir befinden uns in zweihundert Meter Tiefe, etwa neunzig Minuten von SONAZ oder dem sogenannten ›Sperrgebiet‹ entfernt, und vor dem U-Boot schwimmt ein weiblicher Pottwal. Wir haben gerade leicht den Kurs korrigiert, um dem Tier zu folgen. Wer weiß, wohin es uns führen wird …«
    In der Kommandozentrale zeigten Kommandant Gerhardie und der Navigator Roddy die Richtung, in die sie sich bewegten.
    »Das geometrische Zentrum von SONAZ ist hier«, sagte der Navigator, »aber offensichtlich heißt das nichts. Der Kurs, den wir eingeschlagen haben, würde auf dieser Linie hier durch das Gebiet führen, nach Osten.«
    »Über diesen Graben?«
    »Ja. An den Rändern scheint ein sehr dichtes, turbulentes Benthal zu sein, und unter solchen Bedingungen müssen U-Boote vorsichtig sein, weil das Sonar und andere Geräte beschädigt werden können. Dieser Graben ist noch etwa eine Meile weit entfernt. Er ist fünfhundert Meter tiefer als das Becken, und man nimmt an, dass es dort vulkanische Aktivitäten und geothermale Emissionen gibt. Das ist ein brisanter Cocktail, vor allem mit der Benthal-Schicht, die den Meeresboden zu beiden Seiten so dicht abschließt.«
    »Wäre die Stelle gut geeignet zum Verklappen?«, fragte Roddy.
    »Ich bin kein Experte, aber wenn ich etwas zu verbergen hätte, würde ich es ohne Bedenken mitten im Graben versenken.«
    Kate kam in die Kommandozentrale.
    »Noch mehr Wale.«
    »Wie viele?«, fragte Roddy und folgte ihr in den Schallraum.
    »Sechs.«
    »Sechs«, wiederholte er, so vertieft in die Bilder auf den Monitoren, dass er unwillkürlich einem der Kadetten, dem Gefreiten Drew, die Hand auf die Schulter legte. Der junge Matrose bemerkte es gar nicht, weil er genauso konzentriert auf die Monitore schaute. »Was ist mit dem ersten Wal passiert?«
    »Er ist an die Oberfläche geschwommen, als die sechs hier auftauchten.«
    »Das Tier kommt wahrscheinlich wieder zurück, wenn es Sauerstoff aufgenommen hat.«
    In der nächsten Stunde tauchten immer mehr Wale auf, und bald waren es mehr als zwanzig. Sie schwammen in gleichmäßigem Tempo vor dem U-Boot her. Gelegentlich durchbrach einer von ihnen die Oberfläche, um fünf oder zehn Minuten später wieder zu erscheinen. Einmal ließ sich einer von ihnen zurücktreiben, bis er mit dem U-Boot auf einer Höhe war, und dann hielt er die Geschwindigkeit.
    »Ach du lieber Himmel«, sagte Falkland, als das Auge des Wals groß in einer der Backbordlinsen erschien. Auch Roddy beobachtete es fasziniert. Die dunkle Pupille bewegte sich, als der Wal das U-Boot betrachtete. Zehn oder zwanzig Sekunden lang schwamm der Wal dicht neben ihnen – er versucht, uns zu sehen, dachte Roddy. Er will uns verstehen und

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