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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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die blutigen Angriffe des Mobs hatten ihre Opfer gefordert. Die Angst vor Seuchen war groß. Man hatte bereits über tausend Kadaver ins Meer geschafft, aber der Gestank der verwesenden Leiber am Strand war unerträglich. Die über tausend Helfer waren mit Atemgeräten ausgestattet und trugen versiegelte Gummi-Overalls, die je nach Funktion unterschiedliche Farben hatten: Polizei, Armee, Lastwagenfahrer, Kran- und Baggerfahrer, Tierärzte, Wissenschaftler, Umweltbeamte, Stadträte, akkreditierte Journalisten. Der Gestank waberte durch die Stadt und drang in jeden Winkel. Wenn man von den Helfern absah, war die Promenade so gut wie menschenleer. Abgesehen davon war sie sowieso nur für Einheimische geöffnet, und die wenigen Unerschrockenen, die sich dort aufhielten, trugen Atemmasken, die von der Stadt verteilt worden waren.
    Das Hotel Imperial an der Nordpromenade war von den Behörden in Beschlag genommen worden. In einem kleinen Hinterzimmer machte Roddy eine halbe Stunde Pause von seiner Arbeit am Strand. Whitaker, der immer noch im Rollstuhl saß, das Gipsbein ausgestreckt, leistete ihm Gesellschaft.
    »Wie viele Wale sind noch lebensfähig?«, fragte Whitaker.
    »Hundert, maximal hundertfünfzig.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Nein.«
    Roddy war entschlossen, die Wale, die noch eine Chance hatten, ins Meer zurückzubringen. Die Bedingungen waren völlig andere als in Brighton. Blackpool Beach war ein flacher Sandstrand, und die Wale lagen weit oben. Deshalb hatte er zwischen den Walen und dem Meer Kanäle graben lassen. Sie wurden mit Plastikplanen ausgekleidet und füllten sich bei der Flut mit Wasser. Über diese Kanäle sollten die Wale rückwärts ins Meer geleitet werden. Roddy sah das Ganze als ziemlich aussichtsloses Unterfangen an, und manchmal fragte er sich, ob es nicht besser wäre, die Wale einzuschläfern. Ein zu hoher Stresspegel bei einem Tier machte ein erfolgreiches Rückfluten so gut wie unmöglich, und diese Wale waren extremem Stress ausgesetzt.
    »Und Blackfin?«, fragte Whitaker.
    »Hält immer noch durch«, antwortete Roddy. Er versuchte, ruhig und sachlich zu klingen. Blackfin, mein Blackfin, du stirbst … »Unglaublich. Dass er noch lebt, grenzt an ein Wunder.«
    »Meinst du nicht, du solltest Blackfin … du weißt schon …«, drängte Whitaker.
    Eine Pause entstand. Roddy räusperte sich, dann beugte er sich über seinen Laptop und begann zu schreiben.
    »Klar.«
    Er wusste, was Whitaker sagen wollte. Es wäre am vernünftigsten gewesen, Blackfin einzuschläfern, auf menschliche Art, wie die anderen Wale auch. Aber – er konnte es nicht. Roddy konnte es sich selbst nicht erklären, aber tief im Innern begriff er, dass Blackfin erst dann sterben musste, wenn er dazu bereit war, nicht vorher. Blackfin war sein Freund.
    Er wischte sich mit der Schulter über die Augen, während er tippte. Whitakers Augen weiteten sich. Er rieb sich die Nase und wechselte das Thema.
    »Oh, du hast bestimmt noch nichts über die Rede des Premierministers gehört.«
    »Sag nicht, er tritt nicht zurück.«
    »Woher weißt du das? Adlington ist weg und der Umweltminister auch. Aber er hat gesagt – warte mal, irgendwas in der Art: ›Wir können die Krise am besten bewältigen, wenn ich im Amt bleibe.‹ Er sagt, die Regierung übernimmt die volle Verantwortung für das, was in SONAZ passiert ist.«
    »Wie gnädig von ihnen.«
    »Er stellt für den Anfang eine halbe Milliarde zur Verfügung, damit die Schäden beseitigt werden.«
    »Eine halbe Milliarde, fünf Milliarden, zehn Milliarden … Wer weiß, wie viel es kostet. Die Techniken, um die Umwelt dreitausend Meter unter dem Meer zu säubern, sind noch nicht erfunden worden. Man kann schließlich nicht einfach mit ein paar Müllcontainern und einer Schaufel da runtergehen.«
    »Ja, das stimmt. Aber er sagt, sie werden alles nur Erdenkliche tun.«
    »Mmm …«
    »Und er hat eine Initiative für die ethische und nachhaltige Ausnutzung der Ozeane angekündigt.«
    »Ach ja? Und was heißt das?«
    »Nun, strenge Richtlinien für jeden Aspekt der kommerziellen Aktivitäten im Ökosystem des Meers, von Anglern, die Sandwürmer im Schlick sammeln, bis hin zu Ölbohrungen durch transnationale Konzerne. Er hatte so einen Slogan: Die Natur an erster Stelle, damit die Menschen leben können …«
    »Was?«
    »Da dreht sich einem der Magen um, was? Er sagt, Großbritannien wird diese Richtlinien unilateral einsetzen und multilateral verbreiten.«
    »Mit anderen

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