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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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tippte rasch. Seine beiden Mittelfinger hämmerten auf die Tasten.
    Eine persönliche Erklärung von Dr. Roderick Ormond, Notfallkoordinator des Wal-Krisenkoordinationsteams …
    Das Geschrei der Protestierenden draußen vor dem Fenster ließ ihn kurz aufblicken. Es ging auf Mitternacht zu. Achtzehn Stunden waren vergangen, seit die Polizei ihn durch den tobenden Mob geleitet hatte, durch Obszönitäten, Spucke und Hass. Die Ereignisse des Tages und seine Arbeit hatten ihm wieder ein besseres, sichereres Gefühl gegeben, obwohl er natürlich noch nicht über den Berg war.
    Noch nie hatte er sich einsamer gefühlt als in der vergangenen Nacht, nachdem er sieben Wale getötet hatte und wieder zurück ins Hotel begleitet worden war. Während in der Dusche das heiße Wasser auf ihn niederprasselte, hatte er sich mit den Gedanken an den Hass und die Kritik gequält. Das kann niemand ertragen, hatte er gedacht. Und er konnte mit niemandem reden, noch nicht einmal mit Whitaker oder mit Derek … Er war völlig allein …
    Und doch wurde er von einem Mantra beherrscht: Ich trete nicht zurück, weil ich recht habe. Ich trete nicht zurück, weil ich recht habe … Ich mag alle möglichen Fehler gemacht haben, hätte mit den Medien sprechen sollen, aber man kann mir Morddrohungen aus ganz England schicken, was die Wale angeht, habe ich trotzdem recht , und deshalb werde ich nicht zurücktreten. Er war nicht nur sauber, sondern auch entschlossen aus der Dusche gekommen. Dereks Rat, das war ihm klar geworden, war von Anfang an richtig gewesen. Und deshalb handelte er jetzt auch danach.
    Der Tag am Strand war anstrengend gewesen; nicht nur wegen seines Jobs – obwohl es auch nicht leicht war, zweitausend Soldaten darin zu unterweisen, wie sie die Wale wieder ins Meer bringen konnten –, sondern auch, weil er sich immer wieder Zeit nahm, um mit Journalisten zu reden, jeden einzelnen seiner Schritte zu erklären, sich zu demütigen. Und trotzdem verlangen die Medien immer noch nach meinem Blut, dachte er. Die Menschenmenge ist immer noch so aufgebracht, dass ich Polizeischutz brauche, und die Unterstützung von den Komitees ist bestenfalls lauwarm. Und Derek weigert sich immer noch, mit mir zu sprechen. Er schaut mich nicht einmal mehr an …
    Zur Melodie von Rod Stewarts »I Am Sailing« hatten die Protestierenden auf der Promenade zu singen begonnen »Stopp den Walkrampf … Stopp den Walkrampf … Steck dir dein Wi-hissen in den Arsch …« Roddy musste unwillkürlich lächeln. Trotz aller Probleme war er optimistisch, dass sich die öffentliche Meinung schon ändern würde, wenn die Soldaten erst einmal die Wale mit der hohen Flut ins Meer zurückgebracht hatten. Und er hoffte, dass seine Erklärung das Blatt ebenfalls wenden würde. Rasch tippte er weiter.
    Während der letzten drei Tage waren ich und meine Entscheidungen massiver Kritik ausgesetzt. Ich glaube mittlerweile, dass ein Teil dieser Kritik gerechtfertigt war. Ein anderer Teil war es jedoch nicht. Deshalb habe ich beschlossen, eine detaillierte persönliche Erklärung zu verfassen, um mich für die Fehler zu entschuldigen, die ich gemacht habe, und um die Aspekte meiner Situation zu verdeutlichen, die möglicherweise missverstanden worden sind …
    Derek stand am Strand in der Nähe des baufälligen West Pier. Unter dem Pflaster pochte seine Wunde. Weiter oben am Strand grölten die Protestierenden »Stopp den Walkrampf«, aber er achtete nicht darauf. Mit leerem Blick starrte er aufs Meer.
    Ich bin nie mutig gewesen. Es muss schon schwierig genug sein, so viel Mut zu sammeln, um etwas Wichtiges, Gefährliches zu tun; aber woher soll ich nur den Mut nehmen, etwas Böses, nicht zu Rechtfertigendes zu machen? Und doch muss ich es tun.
    Er wandte den Kopf und blickte zu den Walen. Diese hilflosen, unschuldigen Kolosse.
    Wolken zogen vor den Mond. Und das war gut angesichts dessen, was passieren würde.
    Dass ich die Ergebnisse akademischer Untersuchungen gefälscht habe, ist wahr …
    Roddy schrieb immer weiter. Er wusste noch nicht, dass seine Mühen völlig umsonst waren …
    … das geschah, als die Internationale Walfang-Kommission gedrängt wurde, das Moratorium für die Jagd auf Zwergwale aufzuheben. Die Walfang-Nationen hatten versprochen, sich an einen freiwilligen Kodex zu halten, der vor Überfischung bewahrte, aber niemand, der ihre Geschichte kannte, glaubte daran. Diese Nationen hatten zuerst den Pottwal und den Blauwal, dann den Finnwal und den

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