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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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dann sein, dass die beiden Vorfälle in Verbindung miteinander stehen?
    Ich habe natürlich keinen besonderen Einblick in SONAZ und verstehe auch nicht allzu viel von Walen, deshalb handelt es sich hier um reine Spekulation.
    Du kannst mir ruhig sagen, wenn ich mich hier im Reich der Science-Fiction bewege, aber wenn du dich nicht gleich kaputtlachst, wäre ich dir dankbar für eine Antwort. SONAZ scheint ein ziemlich heikles Thema zu sein, deshalb zögere ich, meine Idee dem Komitee zu präsentieren, ohne dass Hattie ihre Zustimmung dazu gibt.
    Gruß, Malcolm
    »Hattie« tippte mit dem Daumennagel an ihre Zähne. Wie seltsam, in einem Moment dafür gelobt zu werden, dass man die Bedrohung durch chemische Waffen Russlands verringerte, während man im nächsten auf dieser hausgemachten Bananenschale ausrutschte – die ja durchaus auch etwas mit dem Thema zu tun hatte. Aber die Politik wurde eben von solchen Gegensätzen bestimmt.
    Ihr Staatssekretär hatte die Identitäten von Absender und Empfänger auf der E-Mail notiert: Malcolm, der Verfasser, war Malcolm Gillie; Colin, der Empfänger, war Colin Nye, und beide waren leitende wissenschaftliche Berater im Wissenschaftsstab des Verteidigungsministeriums. Neben ihren Spitznamen »Hattie« hatte der Staatssekretär geschrieben, Entschuldigung, Frau Staatsminister.
    Aber eine Verbindung zwischen den Walen in Brighton und den Walen um SONAZ herum, überlegte Adlington – war das möglich? Sicher nicht. Und wenn sie doch für einen Augenblick daran glauben würde, dass es eine Verbindung gäbe – dann wäre die Konsequenz, dass sich die Medien für diesen grauslichen Fleck im Ozean interessieren würden. Und das wäre höchst unwillkommen.
    Als sie ihr Amt angetreten hatte, hatte sie die besondere Problematik von SONAZ nicht verstanden; sie hatte schon überlegt, ob sie die Exklusivrechte Großbritanniens über das Gebiet nicht aufgeben sollte. Es war bekannt, dass die Atomversuche, die dort in den Fünfzigerjahren stattgefunden hatte, nicht von großem Ausmaß gewesen waren, und 1961 hatte eine Untersuchung ergeben, dass die begrenzte Radioaktivität, die dort entstanden war, innerhalb von drei Jahren verschwunden sein würde. Angesichts der Proteste anderer Nationen schien es altmodisch und unangemessen zu sein, eine exklusive Zone für »Spezialoperationen« beizubehalten, zumal es solche »Spezialoperationen« schon seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Aber dann hatte Adlington feststellen müssen, dass die Sache mit SONAZ nicht ganz so einfach war.
    Sie blätterte den obersten Stapel Papiere durch; diese Dokumente waren ihr eigener Beitrag zum Problem. Allerdings wusste sie, dass er sich nicht wesentlich von dem anderer Verteidigungsminister seit 1966 unterschied. Einer von ihnen hatte Ende der Achtzigerjahre eine lakonische Randbemerkung hinterlassen, die sie nur unterschreiben konnte – Wir können wohl kaum den Kopf hinhalten, nur weil vor dreißig Jahren unsere Regierung hinter dem Fahrradschuppen geraucht hat. SONAZ war ein Skandal, aber es war ein Skandal, den andere verursacht hatten.
    Sie zog eine leere Karteikarte aus der Schreibtischmappe und schrieb darauf: »Malcolm Gillie soll Hawksley ein vertrauliches Memo vorlegen, Termin in zwei Wochen, in dem er seine Ideen erläutert.« Zwei Wochen waren in Ordnung. Gillie würde etwas zu tun haben, und nach zwei Wochen würde es kein Notfallkomitee mehr geben, dem er seine Gedanken vortragen könnte. Und die Tatsache, dass er das Memo nicht ihr, sondern Hawksley, einem der jüngeren Minister, vorlegen musste, würde in ihm den Eindruck verstärken, dass es nicht so wichtig sein konnte.
    Sie klemmte die Karteikarte an die Notiz. Die Nekropsien fielen ihr ein. Ihr Kollege Clive Manners, Umweltminister, war Mitglied des Kabinetts, dem Gillie berichtete. Manners hatte im Kabinett erklärt, welche Informationen man erhalten würde, indem man Autopsien bei den Tieren vornahm. Nun, dachte Adlington, vielleicht waren die Labors im Verteidigungsministerium am besten für eine solche Maßnahme geeignet; dann hätte sie zumindest die Kontrolle darüber. Am besten würde sie Manners noch heute Morgen anrufen, um ihn von den Vorteilen eines solchen Schritts zu überzeugen.
    *  *  *
    Rattigan war etwas beunruhigt. Er konnte sich kaum erinnern, wann Theresa das letzte Mal freiwillig mit ihm gefrühstückt hatte, aber jetzt saß sie am Tisch und trank Orangensaft. Er warf einen verstohlenen Blick auf die Verfärbung an ihrer

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