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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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hin, dass die Welt sich verändert hatte, dass sie jetzt ein Ort war, an dem Wale an vollen Stränden strandeten oder durch Städte schwammen. Aber die Welt hat sich verändert, dachte er. Und ich habe meine Arbeit, meine Reputation, meinen Freund und all meine Gewissheiten verloren …
    Kate trat neben ihn, und gemeinsam schauten sie hinaus.
    »Du hast mir gesagt, dass du in einer idealen Welt gerne das Filmmaterial über den Killerwal-Konvoi analysieren würdest«, sagte sie.
    »Ja. Ich könnte eine Menge daraus erfahren.«
    »Dann lass uns das zuerst machen, okay? Dazu brauchst du ein Videoschneidestudio. Ich besorge dir mit meinen Kontakten aus meinem Job beim Fernsehen einen Platz.«
    »Du hast keinen Job beim Fernsehen mehr«, erwiderte er.
    »Verachtest du mich immer noch?«, fragte sie.
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Im Vergleich dazu, wie ich noch vor vierundzwanzig Stunden empfunden habe, nein. Allerdings bedeutet das nicht, dass ich dir restlos verziehen habe. Aber in den letzten Wochen sind viele seltsame Dinge passiert, und mich überrascht jetzt fast gar nichts mehr.«
    Sie blickte ihn intensiv an, und er wurde verlegen, als sie nicht weitersprach. Rasch ergriff er ein kleines Kunstwerk, das am Fenster stand.
    »Was ist das?«
    »Eine Skulptur von Daniel De Trouville.«
    »Das sind doch bloß drei zerknitterte Papierstreifen, die in einem Käfig aus Hühnerdraht hängen.«
    »Kommt darauf an, wie man es sieht.«
    »Stimmt …« Er erwiderte ihren Blick. »Wir sind schon ein seltsames Team.«
    Das Klingeln seines Handys enthob sie einer Antwort.
    »Ja? … Ja … Natürlich erinnere ich mich an Sie … Mir geht es gut … Ja, trotz allem … Whitaker? Mehrfache Beinbrüche, aber er wird wieder gesund … Ja, ich richte es ihm aus … Ja … Woher haben Sie diese Nummer? … Ich verstehe … Nun, eigentlich … Es ist nicht wirklich … Das Problem ist, dass ich gerade ziemlich beschäftigt bin … Nun, ich würde mich gerne mit Ihnen treffen, ich habe bloß keine Zeit … Nein … Nein … Ach ja? … Wie wichtig? … Warten Sie einen Moment.«
    Er legte die Hand über die Sprechmuschel. Was hatte Ally mit den Walen zu tun?
    »Es ist Ally Rattigan«, sagte er zu Kate.
    »Wer ist das?«
    »Die Tochter des Schiffsmagnaten Tony Rattigan«, erklärte Roddy. Weitere Informationen behielt er für sich. »Sie sagt, sie weiß etwas über die Wale. Sie möchte sich mit uns treffen.«
    »Dann machen wir das doch.«
    »Es muss spät heute Abend sein, sonst kommt sie nicht weg.«
    »Na ja, dann kümmern wir uns erst um das Video und treffen uns danach mit ihr.«
    »Gut … Hallo, Ally? … Ja … So spät? … Also, es gibt einen Pub in der Nähe des Schlachthofs, der lange auf hat. Kennen Sie ihn? … Gut … Also, gegen eins? … Falls es Probleme geben sollte, rufen Sie mich an … Okay … Ja … Ja … Tschüs.«
    Er ließ das Handy sinken. Stirnrunzelnd wiederholte er in Gedanken den Namen Rattigan.

7
    »Das ist doch der Waltyp, oder?«, sagte Geoff und musterte Roddy misstrauisch. Er war Cutter bei Videosupersonics, einer Firma, die mit Kates ehemaligem Fernsehsender zusammenarbeitete. »Davon hast du nichts gesagt, Kate. Es ist kein Problem, dich für eine halbe Stunde reinzuschmuggeln, aber davon, dass du mit dem Waltyp auftauchst, hast du nichts gesagt. Da kannst du ja gleich den Papst mitbringen.«
    »Entspann dich. Was macht das schon für einen Unterschied?«, sagte Kate. »Und er heißt Roddy. Roddy, das ist Geoff – Geoff, das ist Roddy.«
    Geoff war Mitte dreißig, und er kleidete sich mit dieser Mischung aus gewollter Lässigkeit und avantgardistischer Mode, die in den Medien üblich war, wenn man genug Geld verdiente und sich Gedanken um sein Alter machte. Seine Fünfhundert-Pfund-Brille baumelte an einer Paketschnur um seinen Hals; auf diese Schnur war er stolz, weil es seine eigene Idee gewesen war, daraus ein modisches Statement zu machen.
    »Ihr habt zwanzig Minuten Zeit. Tim wird stinksauer sein, wenn er es herausfindet.«
    »Hör auf zu winseln und lass uns weitermachen, Geoff.«
    »Ja, ja.«
    Der Schneideraum war fensterlos und mit schäbigen Möbeln eingerichtet – aber die elektronische Ausstattung war mindestens vierhunderttausend Pfund wert. In eine der Wände waren drei Fernsehschirme eingelassen.
    »Okay, setzt euch dorthin«, sagte Geoff und zeigte auf zwei orangefarbene Plastikstühle. »Gebt mir das Band. Okay, wir nehmen Flame. Das ist dieses Programm, mit dem man die

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