Tief
Aber unter den Umständen machen wir schon Fortschritte.«
»Joe Farelli hat angerufen und wollte wissen, wie du vorwärtskommst.«
»Ich habe einfach keine Zeit, Joe Farelli anzurufen.«
»Ich gebe es ihm weiter. Was machst du denn gerade?«
»Ich bin mit Ally Rattigan verabredet. Am Telefon hat sie ganz geheimnisvoll getan.«
»Wirklich.« Whitaker, der zu Hause bei seiner Mutter auf dem Sofa lag, setzte sich auf. »Ausgezeichnet. Richte ihr schöne Grüße aus. Sag ihr, sie kann mich gern mal besuchen kommen und auf meinen Gips schreiben.«
»Sie hat mich gebeten, dir alles Gute zu bestellen.«
»Ehrlich? Du erzählst mir keinen Blödsinn?«
»Whitaker, ich habe Wichtigeres zu tun, als einen Mann mit einem gebrochenen Bein zu veralbern.«
»Ja, das stimmt wahrscheinlich. Du bist sicher müde. Willst du heute Nacht hier schlafen? Du kannst jederzeit auftauchen, und wenn es vier Uhr morgens ist.«
»Danke, aber ich schlafe bei Kate.« Er bedauerte die Worte, sobald er sie ausgesprochen hatte.
»Hey, du Tiger!«
»Nicht so, wie du denkst.«
»Seid ihr zwei jetzt etwa zusammen?«
»Gute Nacht, Whitaker«, sagte Roddy und beendete den Anruf.
Das Pub war weitläufig und düster, ganz in dunklem Holz ausgestattet. An der Theke standen die Männer vom Schlachthof in kleinen Grüppchen zusammen, tranken Bier und unterhielten sich leise.
Ally saß allein an einem Tisch und starrte trübsinnig in ein Glas Limonade. Als sie Roddy sah, stand ihr die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
»Hallo.«
»Hallo.«
»Was ist mit den Dreadlocks passiert?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Roddy bedrängte sie nicht. Sie sah angegriffen aus.
»Ally, das ist Kate Gunning, die Journalistin. Wir arbeiten jetzt zusammen.«
Ally zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»Wow … Roddy, das geht nicht gegen Sie, aber ich wusste ja nicht, dass Sie noch jemanden mitbringen. Was ich Ihnen zu sagen habe, ist sehr persönlich.«
Roddy rutschte das Herz in die Hose. Er wollte jetzt nicht über Theresa reden.
»Sie haben doch gesagt, es hätte mit den Walen zu tun.«
»Ja, das hat es auch. Aber es ist auch sehr persönlich.«
»Hören Sie, ich kann Sie ja eine Weile allein lassen«, schlug Kate vor.
»Ach, ist schon gut«, erwiderte Ally. »Wenn Sie jetzt wirklich zusammenarbeiten, dann müssen Sie es wahrscheinlich beide wissen. Sie holen sich jetzt besser was zu trinken, der Barkeeper sieht schon ganz unfreundlich aus.«
»Ich mache das«, erklärte Kate. »Ich hole mir einen Scotch. Was willst du, Roddy?«
»Auch einen.«
»Und Sie, Ally?«
»Egal. Limonade.«
»Sie sehen nicht gut aus«, sagte Roddy, als Kate zur Theke gegangen war.
Ally antwortete nicht. Schweigend warteten sie. Merkwürdig, dachte Roddy, Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie Wichtiges über die Wale wissen könnte … Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Entschuldigung«, sagte Kate, als sie von der Theke zurückkam. »Ich habe schrecklichen Hunger, und weil sie hier Essen für die Arbeiter von der Nachtschicht anbieten, habe ich mir etwas bestellt. Möchte sonst noch jemand was?«
»Um Gottes willen, nicht um diese Uhrzeit«, sagte Roddy. Ally schüttelte den Kopf. Sie holte tief Luft und trank einen Schluck Limonade.
»Ich bringe es besser hinter mich. Vor ein paar Tagen kam meine Mutter zu mir. Sie bat mich, nach Hause zu kommen, um herauszufinden, was mein Vater vorhat. Ich bin die Einzige, aus der er sich etwas macht und die er an sich heranlässt. Meine Mutter hatte ein Telefongespräch mitbekommen, in dem er über die Wale gesprochen hatte. Irgendwie schien er etwas damit zu tun zu haben. Das war, als Sie noch die Verantwortung trugen. Und mein Vater hat über Sie gesprochen.« Sie sah Roddy an. Ihre Augen erinnerten ihn an Rattigan. »Na ja, um auf den Punkt zu kommen: Was auch immer er vorhat, er will Sie jedenfalls vernichten. Mama hat gehört, wie er das gesagt hat.«
Roddy lehnte sich kopfschüttelnd auf seinem Stuhl zurück.
»Mich? Warum?«
»Wahrscheinlich aus persönlichen Gründen.«
»Na ja, finden Sie nicht, dass er damit ein bisschen spät dran ist? Das ist doch schon erledigt.«
»Ich habe versucht, herauszukriegen, was los ist, aber ich bin nicht sehr weit gekommen. Heute ist etwas passiert, das mich davon abhält.«
»Was ist passiert?«
»Ehrlich gesagt möchte ich lieber nicht darüber reden. Auf jeden Fall kann ich nicht weitermachen. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich weiß.
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