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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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visuellen Effekte verbessert. Mit der Ausrüstung hier kann man so gut wie alles machen, ihr braucht mir nur zu sagen, was ihr haben wollt.«
    Roddy beobachtete die Killerwale, die auf dem Bildschirm erschienen. Das erstaunte Raunen der unzähligen Schaulustigen erfüllte den Raum. Die Wale tummelten sich zwischen den beiden Brücken. Stirnrunzelnd beugte er sich vor.
    »Spricht er überhaupt?«, fragte Geoff nach einer Weile. »Soll ich irgendwas machen?«
    »Roddy? Was siehst du dir da an?«, fragte Kate.
    »Ich versuche die Gruppendynamik zu analysieren. Ob bestimmte Bullen dominant sind oder ob alle Männchen gleichermaßen die Richtung bestimmen.«
    »Warum könnten denn die Weibchen nicht dominant sein?«
    »Nun, Kühe sind im Normalfall nicht dominant, das ist also eher unwahrscheinlich. Andererseits ist das hier nicht gerade der Normalfall«, sagte er und wandte sich zu ihr. »Okay, können wir vorspulen? Auf ein paar Minuten vor Mitternacht?«
    »Kein Problem.«
    »Sie werden schneller«, stellte Kate fest.
    »Können wir einem Wal ganz dicht folgen?«, fragte Roddy.
    »Klar. Welchem denn?«
    »Äh, dem da?«
    »Okay, ich bin dran.«
    »Ein Bulle«, informierte Roddy sie.
    Schweigend beobachteten sie das Tier, das zwischen seinen Artgenossen hin und her schwamm und immer schneller wurde, je näher Mitternacht heranrückte.
    »Noch zwei Minuten, dann geht es los«, verkündete Geoff.
    Auch die Menschenmenge, die zuschaute, wurde immer lauter und aufgeregter.
    »Hast du etwas herausgefunden?«, fragte Kate Roddy, der immer noch den einzelnen Killerwal betrachtete.
    »Nein.«
    »Soll ich vorspulen?«, fragte Geoff. »Wollt ihr die Leute rennen und von der Brücke fallen sehen? Mann, war das cool! Es dauert nur noch dreißig Sekunden.«
    »Nein, ist schon okay, bleiben Sie bitte bei dem Wal, wenn es geht.«
    Big Ben schlug zwölf. Der Wal schwamm jetzt mit rasender Geschwindigkeit. Roddy bemühte sich, irgendein aufschlussreiches Detail zu erkennen.
    Big Ben schlug zum zwölften Mal.
    »Scheiße, tut mir leid!«, rief Geoff, als sich alle die Ohren zuhielten: die Schreie, das Klirren von splitterndem Glas. Er hielt das Band an. »Ich bin kein Tontechniker, mir war nicht klar, dass es so laut sein würde.«
    »Kann ich es noch mal sehen?«
    »Ja. Wie gesagt, ich bin kein Tontechniker, aber ich lasse es auf dem Mischpult durch einen Filter laufen. Das nimmt zehn Dezibel von einem Kilohertz weg.«
    »Hast du dir das gerade ausgedacht, Geoff?«, fragte Kate.
    »Damit sind die Alarmanlagen der Autos und die meisten Schreie der Menschenmenge weg.«
    Er spielte das Band erneut ab. Jetzt war es unheimlich ruhig, selbst die Schläge von Big Ben klangen dumpf und leise. Ich folge dem Wal durch die gesamte Sequenz, dachte Roddy, und beobachte, wie er sich verhält, wenn die Leute ins Wasser fallen. Dann ertönte der zwölfte Schlag, und …
    »Oh, verdammt!«, brüllte Geoff und griff nach den Lautstärkereglern.
    »Nein, lassen Sie es!«, schrie Roddy. Die unheimlichen Pfeiftöne der Wale waren jetzt getrennt von den anderen Geräuschen deutlich und klar zu vernehmen.
    Mann-holen-Mann-Fisch-Mann-holen-Mann-Fisch-Mann –
    »Roddy!«, keuchte Kate und packte ihn am Arm.
    -holen-Mann-Fisch-Mann-holen-Mann-Fisch-Mann-holen-
    Mann-Fisch-Mann-holen-Mann-Fisch-Mann-holen-Mann-Fisch-
    Mann-holen-Mann-Fisch-Mann-holen-Mann-Fisch.
    »Ich drehe es jetzt leiser!«, schrie Geoff und riss sich los. Roddy und Kate sahen sich aufgeregt an. Der Lärm verstummte. »Mann, sollen wir alle taub werden?«
    »Der gleiche Ruf!«, schrie Kate auf. »Woher kennen wilde Killerwale die künstliche Sprache? Ich meine, ist Joe im Boot rausgefahren und hat sie ihnen beigebracht?«
    »Nicht Joe hat sie ihnen beigebracht, sondern Attila! Verstehst du denn nicht? Wilde Wale sind unter dem Pier in Clacton herumgeschwommen und haben mit Attila kommuniziert.«
    »Aber warum wollen sie uns mitteilen, was Attila sagt?«
    »Du begreifst es nicht, was? Sie wollen, dass wir verstehen, was sie sagen. Es ist ihre Botschaft in Attilas Sprache.« Roddy schaute sie mit aufgerissenen Augen an. »Es ist ein Code.«
    *  *  *
    Eine Stunde später, nachdem sie erfolglos darüber nachgegrübelt hatten, was die Botschaft der Killerwale bedeuten könnte, gingen sie in das Pub, in dem sie mit Ally verabredet waren. Sie hatten den Raum gerade betreten, als Roddys Handy klingelte.
    »Ja? … Whitaker, hi!«
    »Du klingst fröhlich.«
    »Na ja, es hält sich in Grenzen.

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