Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
drückte Avery wieder einen Kuss auf die Wange. „Bis heute Abend dann, Liebste.“
Avery sah ihm lächelnd hinterher, als er zwischen den Tischen des gut besuchten Restaurants hindurch in Richtung Küche ging, und seufzte glücklich. „Ist er nicht der beste Mann, den man sich vorstellen kann? Und dazu sieht er noch so gut aus!“
„Du bist verliebt“, stellte Melissa nüchtern fest. Im Grunde war sie ein bisschen neidisch. Denn das, was Avery und Guy nach einem nicht ganz einfachen Start verband, war genau die zärtliche und gleichzeitig leidenschaftliche Beziehung, die Melissa sich immer gewünscht hatte. Leider war das für sie und Shane nicht drin. Sie hatten ein aufregendes sexuelles Verhältnis, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Doch auch das würde sich bestimmt merklich abkühlen, wenn er von der Schwangerschaft erfuhr.
Nach dem Lunch unterhielten sie sich noch über das Galadinner, das für die Geldgeber des Food and Wine Festivals gegeben werden sollte. Als sie sich nach einer Stunde trennten, kehrte Melissa sofort in ihr Cottage zurück. In wenigen Minuten würde Shane kommen. Zwar wusste sie immer noch nicht, wie sie ihm die Sache mit dem Baby beibringen sollte, aber eins war ihr klar: Sie mussten sich beide an den Gedanken gewöhnen, dass sie in etwa sieben Monaten Eltern sein würden.
Als Shane nach der Sitzung mit den Investoren in Richtung Hotellobby ging, hatte er nur einen Gedanken. Er musste Melissa unbedingt dazu überreden, das kommende lange Wochenende mit ihm auf seiner Ranch zu verbringen. Seit der Eröffnung der Food and Wine Gala hatten sie kaum Zeit füreinander gehabt. Und nun nach Ende des Festivals war er fest entschlossen, sich dafür entschädigen zu lassen. Zwar dachte er nicht an eine dauerhafte Beziehung, dennoch war er keineswegs bereit, das, was sie hatten, schon so bald aufzugeben. Die Zeit, die sie in den vergangenen zwei Monaten miteinander verbracht hatten, hatte er sehr genossen und wollte dies auch weiterhin tun.
„Shane, mein Junge! Wie schön, dich wiederzusehen!“, hörte er plötzlich jemanden hinter sich sagen.
Hastig drehte Shane sich um und lächelte dann einen der ältesten Freunde seines verstorbenen Vaters an. „Oh, hallo, Senator Kurk. Wie geht es Ihnen?“, fragte er und schüttelte dem alten Herrn die ausgestreckte Hand.
„Kann mich nicht beklagen.“ Groß, schlank und mit schneeweißem Haar, war der Senator immer noch eine beeindruckende Erscheinung. Solange Shane denken konnte, war Patrick Kurk Senatsmitglied gewesen. „Ich bin immer froh, wenn ich mal ein paar Tage aus Washington rauskomme. Es ist gut, zu Hause zu sein und Familie und Freunde wiederzusehen.“
„Das kann ich mir vorstellen. Ich habe gehört, dass Sie bei ein paar wichtigen Entscheidungen mitzureden haben.“
„In Washington ist alles wichtig.“ Der Senator lachte. „Aber neben den üblichen Aufgaben hat man mir auch noch den Vorsitz eines Untersuchungsausschusses aufs Auge gedrückt.“ Er schien einen Moment nachzudenken. „Hast du nicht auch Architektur studiert?“
Shane nickte. „Ja, aber ich habe mich auf kommerzielle Bauten hier auf dem Land spezialisiert. Ställe, Scheunen und so weiter.“
„Hm … interessant. Doch während des Studiums hast du sicher auch andere Bereiche kennengelernt?“
„Ja, selbstverständlich.“ Als der Senator nichts weiter sagte, trat Shane einen Schritt zurück. „Ich bin sicher, Sie werden der Sache auf den Grund gehen, mit der sich Ihr Ausschuss beschäftigt, Senator“, sagte er abschließend und hoffte, dass Kurk ihm nun nicht in epischer Breite auseinandersetzte, worum es dabei ging. Zwar war ihm der Senator durchaus sympathisch, aber wie die meisten Politiker konnte auch Patrick Kurk kein Ende finden, wenn es um ein Thema ging, das ihn interessierte. Und Shane brannte darauf, zur Willow Lodge zu kommen. Schon die ganze letzte Woche hatte er sich auf dieses verlängerte Wochenende mit Melissa Jarrod gefreut, der aufregendsten Frau, die ihm je begegnet war.
Glücklicherweise kam in diesem Moment einer von Kurks Begleitern auf sie zu und erinnerte den Senator daran, dass in wenigen Minuten das Treffen des Rotary Klubs stattfinden würde und der Senator seine Rede gleich nach der Begrüßung halten sollte.
Erleichtert nickte Shane dem Mann aus Washington zu. „Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Vielleicht können wir mal zusammen angeln gehen, wenn Sie das nächste Mal hier sind.“
„Sehr gern. Auf
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