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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Ehrmann, ihr Wissen auf diese Weise öffentlich zu machen. Er wusste nicht, aus welchem Grund Katharina die Kaltensees hasste; dass sie einen hatte, war allerdings kaum zu übersehen. Eins war sicher: Sollte dieses Buch jemals erscheinen, würde der Skandal einige Mitglieder der Familie Kaltensee in den Abgrund reißen.
    Das Telefon klingelte. Entgegen seiner Hoffnung war es nicht Pia, sondern Behnke. Die Beschreibung des Mannes, der Ritter vorgestern aus der Redaktion begleitet hatte, konnte auf einen Mitarbeiter der K-Secure zutreffen, aber Améry und seine fünf Kollegen schwiegen wie die sizilianische Mafia.
    »Ich will mit Siegbert Kaltensee sprechen«, sagte Bodenstein auf die Gefahr hin, eine weitere Anzeige wegen Polizeiwillkür zu kassieren. »Holen Sie ihn hierher. Und auch die Empfangsdame der Weekend . Wir machen eine Gegenüberstellung mit den K-Sechsen-Leuten Vielleicht erkennt sie den Paketboten wieder.«
    Wo war Vera Kaltensee? Wo war Elard? Waren sie noch am Leben? Weshalb hatte Elard Kaltensee Nowak in den Keller der Universität gesperrt? Man hatte Marcus Nowak gestern Abend noch operiert, er lag nun auf der Intensivstation des Bethanien-Krankenhauses, und es war noch nicht abzusehen, ob er überleben würde. Bodenstein schloss die Augen und stützte den Kopf in die Hand. Elard war im Besitz der Kiste und der Tagebücher gewesen. Auf Bitten von Katharina Ehrmannhatte er die Tagebücher Ritter gegeben, und irgendwie mussten die Kaltensees davon erfahren haben. Unkonzentriert blätterte er das Protokoll durch. Plötzlich hielt er inne.
    »›Katerchen‹, der kam regelmäßig«, las er. »Schob sie im Rollstuhl durch die Gegend ... ›Katerchen‹? ... So hat sie ihn genannt, den jungen Mann ... Wie hat er ausgesehen? ... Braune Augen. Schlank. Mittelgroß, Durchschnittsgesicht. Der ideale Spion, nicht wahr. Oder ein Schweizer Bankier.«
    Irgendetwas regte sich in Bodensteins Gedächtnis. Spion, Spion ... Dann fiel es ihm ein! »Furchtbar, dieser Moormann!«, hatte Jutta Kaltensee gesagt und war ganz blass geworden, als der Chauffeur ihrer Mutter plötzlich hinter ihr aufgetaucht war. »Schleicht überall lautlos herum und erschreckt mich jedes Mal fast zu Tode, dieser alte Spion!«
    Das war an dem Tag gewesen, als er ihr auf dem Mühlenhof zum ersten Mal begegnet war. Bodenstein dachte an das Hemd, das Watkowiak getragen hatte. Moormann hätte ohne größere Probleme ein Hemd von Elard Kaltensee an sich nehmen können, um damit eine falsche Spur zu legen!
    »Großer Gott«, murmelte Bodenstein. Wieso hatte er nicht viel eher daran gedacht? Moormann, der Dienstbote, dessen ständige unauffällige Anwesenheit im Haus so selbstverständlich war, wusste sicherlich bestens über alles Bescheid, was sich in der Familie abspielte. Hatte er von der Übergabe der Tagebücher an Ritter erfahren, hatte er vielleicht ein Telefonat von Elard belauscht? Zweifellos war der Mann seiner Chefin treu ergeben, zumindest log er für sie. Mordete er auch für sie? Bodenstein klappte die Akte zu und nahm seine Dienstwaffe aus der Schreibtischschublade Er musste sofort zum Mühlenhof fahren. Gerade, als er sein Büro verlassen wollte, erschienen im Türrahmen Kriminaldirektor Nierhoff mit bedrohlicher Gewittermiene und eine ziemlich zufrieden blickende Nicola Engel. Bodenstein zog sein Jackett an.
    »Frau Dr. Engel«, sagte er, bevor einer von ihnen den Mund aufmachen konnte, »ich brauche dringend Ihre Hilfe.«
    »Wo ist Frau Kirchhoff?«, fragte Nierhoff scharf.
    »In Polen.« Bodenstein sah Nicola Engel an. »Ich weiß, dass ich damit eine Dienstanweisung missachtet habe, aber ich hatte meine Gründe.«
    »Wobei brauchen Sie Hilfe?« Die Kriminalrätin überging seine Rechtfertigung und erwiderte seinen Blick mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.
    »Mir ist gerade klargeworden, dass wir die ganze Zeit jemanden übersehen haben«, sagte Bodenstein. »Ich glaube, dass Vera Kaltensees Chauffeur Moormann der Mörder von Monika Krämer und Robert Watkowiak ist.« Eilig erläuterte er ihr die Verdachtsmomente.
    »Wir haben einen Spur-Spur-Treffer, den wir bisher nicht zuordnen konnten. Ich brauche die DNA von Moormann und möchte, dass Sie mich zum Mühlenhof begleiten. Außerdem brauchen wir eine Gegenüberstellung von Ritters Sekretärin und den K-Sechsen-Leuten Ich kann sie nur noch bis heute Abend festhalten.«
    »Ja, aber so geht das nicht ... «, protestierte Nierhoff, doch Dr. Engel nickte.
    »Ich komme

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