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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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weitergeht?«
    Bodenstein nickte. Er erinnerte sich an das, was Elard Kaltensee gesagt hatte. Meine Mutter glaubt, sie könnte die Nächste sein .
    »Außerdem bin ich mir ganz sicher, dass sie die Wohnung von Anita Frings hat ausräumen lassen. Ich würde gerne wissen, weshalb.«
    »Wahrscheinlich hatte Frau Frings ein ähnliches Geheimnis wie Goldberg und Schneider«, vermutete Bodenstein. »Aber leider können wir ein Gespräch mit ihr vorerst vergessen. Ich habe eben mit ihrer Tochter telefoniert, und die hat mir gesagt, dass der Notarzt Vera gestern Abend nochins Krankenhaus geschickt hat. Sie liegt mit einem Nervenzusammenbruch in der geschlossenen Psychiatrie.«
    »Quatsch. Sie ist nicht der Typ für einen Nervenzusammenbruch.« Pia schüttelte den Kopf. »Sie taucht unter, weil es eng für sie wird.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob Vera Kaltensee dahinter steckt.« Bodenstein kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    »Wer denn sonst?«, fragte Pia. »Bei Goldberg hätte es sein Sohn sein können, vielleicht auch der amerikanische Geheimdienst, der nicht wollte, dass irgendetwas über den Mann publik wird. Aber bei dieser alten Frau? Was hatte sie denn wohl zu verbergen?«
    »Wir denken womöglich falsch«, sagte er. »Vielleicht ist die Lösung viel banaler, als wir annehmen. Diese Zahl zum Beispiel kann auch nur eine falsche Fährte sein, die der Täter gelegt hat, um uns zu verwirren. Ostermann muss auf jeden Fall mehr über die KMF herausfinden. Jutta Kaltensee hat gestern irgendwelche Anteile erwähnt, die ihr Vater Anita Frings überschrieben hat.«
    Er hatte Pia gestern nach seinem Besuch auf dem Mühlenhof angerufen und ihr in knappen Worten geschildert, was er von den Geschwistern Kaltensee Widersprüchliches über die Charaktere von Goldberg und Schneider erfahren hatte. Allerdings hatte er ihr verschwiegen, dass Jutta ihn am späten Abend noch angerufen hatte. Er wusste selbst nicht recht, was er von diesem Telefonat halten sollte.
    »Sie meinen, dass es um Geld ging?«
    »Im weiteren Sinne. Vielleicht.« Bodenstein zuckte ratlos die Schultern. »Ganz zum Schluss hat Jutta Kaltensee mir noch geraten, mit dem früheren Assistenten ihrer Mutter zu sprechen. Das sollten wir auf jeden Fall tun, schon allein, um die Familie Kaltensee aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.«
    »Okay.« Pia nickte. »Ich nehme mir jetzt die Hinterlassenschaften von Schneider vor. Vielleicht finde ich einen Hinweis.«
    Sie wollte gerade gehen, als ihr noch etwas einzufallen schien. Aus ihrer Tasche förderte sie ein Päckchen zutage, das sie Bodenstein überreichte.
    »Für Sophia«, sagte sie und lächelte. »Mit den besten Wünschen vom K11.«
     
    Den ganzen Vormittag lang arbeitete sich Pia durch die Berge von Akten und Unterlagen, die in Schneiders Haus sichergestellt worden waren, während Ostermann mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Informationen über die KMF einholte, wie Bodenstein es angeordnet hatte.
    Es war gegen Mittag, als Pia einigermaßen frustriert auf gab.
    »Der Kerl hat das halbe Finanzamt in seinem Keller archiviert«, seufzte sie. » Ich frage mich echt, warum!«
    »Möglicherweise haben ihm diese Unterlagen die treue Freundschaft der Kaltensees und anderer eingetragen«, mutmaßte Ostermann.
    »Wie meinst du das? Erpressung?«
    »Zum Beispiel«, Ostermann setzte seine Brille ab und rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger. »Vielleicht waren es Druckmittel. Denk nur an die Zahlungen der KMF auf Schneiders Schweizer Konto.«
    »Ich weiß nicht«, zweifelte Pia. »Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass diese Unterlagen das Motiv für den Mord gewesen sind.«
    Sie schloss einen Ordner mit einem Knall und warf ihn auf den Boden zu einem Haufen anderer Aktenordner.
    »Hast du etwas herausfinden können?«
    »Eine Menge.« Ostermann klemmte den Bügel seinerBrille zwischen die Zähne und wühlte in einem Berg Papier, bis er das richtige Blatt gefunden hatte. »Die KMF ist eine Unternehmensgruppe mit weltweit über 3000 Mitarbeitern, Vertretungen in 169 Ländern und umfasst ungefähr dreißig Gruppengesellschaften. Der Vorstandsvorsitzende ist Siegbert Kaltensee. Im Konzern sind 40 Prozent Eigenkapital.«
    »Was machen die überhaupt?«
    »Sie stellen Strangpressen für die Bearbeitung von Aluminium her. Der Gründer der Firma hat den Urtyp dieser Pressen erfunden, mit denen man Aluminium in verschiedene Profile formen kann. Die KMF hat bis heute die Patente an dieser Strangpresse und allen

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