Tiefer gelegt
Feldstecher an Deck und hielt
Wache, aber es gab nichts zu sehen. Nur einen azurblauen
Himmel und den sanft wogenden Ozean.
Hooker hing erschöpft auf dem Sitz am Ruder, während ich
mich hinter ihm auf der Ruhebank räkelte. Es war Montag und
ich wahrscheinlich arbeitslos. Irgendwie erschien mir das
plötzlich belanglos. Ich schlief ein, und als ich aufwachte,
pflügten wir durch schweres Wasser.
»Wir legen in Key West an«, sagte Hooker. »Es hat einen
Wetterumschwung gegeben, und mir ist ein bisschen flau bei
Wellen dieser Größe. Außerdem muss ich sowieso tanken.
Falls ich Vanas Liegeplatz benutzen kann, bleiben wir in Key
West. Falls nicht, werde ich jemanden aufzutreiben versuchen,
der mir das Schiff nach Miami überführt.«
Zehn Minuten später kam Key West in Sicht, und Hooker
griff zum Funkgerät, um den Hafenmeister von Key West anzurufen und die Erlaubnis einzuholen, dass wir Vanas Liegeplatz nutzen durften.
»Den Liegeplatz habe ich bekommen«, erklärte er mir wenig später, »aber es wird trotzdem ein ziemliches Geschiebe
werden. Das hier ist viel zu viel Boot, als dass ich es unter
diesen Bedingungen in einen so schmalen Liegeplatz manövrieren könnte.«
Wir fuhren auf weiß gekrönten Wogen in den Yachthafen
ein, wo Hooker sofort auf Leerlauf schaltete. Wir fanden den
Liegeplatz, und Hooker schickte mich mit einem WalkieTalkie ins Heck des Bootes. Auf dem Pier standen bereits zwei
Helfer aus der Hafenmeisterei, die uns beim Anlegen helfen
sollten.
»Pass auf, dass du da hinten nicht ausrutschst«, warnte
mich Hooker. »Der Wind und die Strömung drücken von hinten nach. Es ist gut möglich, dass ich das Pier ramme. Ich
möchte nicht, dass du ins Wasser fliegst.«
Als die Yacht endlich fest vertäut war, dankte Hooker den
Helfern, drehte sich dann um und hieb den Kopf gegen das
Armaturenbrett. Dunk, dunk, dunk.
»Ich brauche einen Drink«, verkündete er. »Einen großen.«
»So schlimm war es doch gar nicht. Du hast das Pier nur
zweimal gerammt. Und du hast auch keinen Schaden angerichtet, als die Yacht gegen dieses andere Boot getrieben wurde.
Also, jedenfalls keinen großen Schaden.«
»Dafür«, meinte Hooker, »hast du umso bessere Arbeit geleistet. Du hast nicht mal das Walkie-Talkie ins Wasser geworfen.«
Wir steckten etwas Proviant ein, holten unsere Reisetaschen
aus der Kabine und gingen die drei Straßen zu Bills Mini.
Hooker fuhr ein bisschen kreuz und quer durch die Gegend,
um sicherzugehen, dass wir nicht verfolgt wurden, und parkte
dann vor Vanas Haus. Wir gingen hinein und ließen uns erschöpft auf das Sofa fallen.
»Ich bin k.o.«, erklärte Hooker.
»Du hattest auch wirklich einen anstrengenden Tag. Erst
musstest du mit Blutegeln ringen. Dann wurdest du mit Betäubungspfeilen beschossen. Und schließlich hast du ein Pier
ruiniert.«
»Ich würde dich ja durchs Haus jagen«, antwortete Hooker,
»aber leider komme ich nicht mehr vom Sofa hoch.«
Ich brachte das Essen in die Küche und machte Sandwiches. Die Sandwiches brachte ich zusammen mit einer Flasche
Wodka und einem Glas ins Wohnzimmer.
»Du willst nichts zu trinken?«, fragte Hooker und nahm mir
einen Teller ab.
»Später vielleicht. Auf meiner Mailbox sind siebzehn
Nachrichten, und ich möchte nur ungern betrunken mit meiner
Mutter telefonieren.«
»Ja, Mütter können so was gar nicht leiden.«
Zehn Minuten später lag Hooker in tiefem Schlummer auf
dem Sofa. Ich deckte ihn mit einer Decke zu und zog mich in
ein Gästezimmer zurück. Dort kuschelte ich mich in Rich Vanas gemütliches Gästebett, aber ich konnte lange nicht einschlafen. Zu viele Sorgen. Zu viele lose Enden.
Hooker war schon geduscht und trank frisch gekleidet in der
Küche einen Kaffee, als ich in einen Gästebademantel gehüllt
an ihm vorbeischlurfte und mir ebenfalls eine Tasse einschenkte.
»Morgen«, sagte ich.
»Morgen.« Er schlang den Arm um mich und setzte einen
Kuss auf meinen Kopf, als wären wir seit Ewigkeiten verheiratet.
»Nett«, erklärte ich.
»Es kommt noch netter. Aber leider Gottes nicht gleich. Ich
habe eben mit Judey telefoniert. Todd hat ihn heute in aller
Frühe angerufen. Todd sagte, die Flex sei von Miami nach
Key West verlegt worden. Wir haben sie nur nicht gesehen,
weil sie auf der anderen Seite der Insel ankert. Todd sagt, der
Helikopter hätte einen Einsatz nach dem anderen geflogen,
und die gesamte Besatzung hätte heute Landgang nehmen
müssen. Todd war im Yachthafen, um
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