Tiefer gelegt
kann euch nicht beschützen, solange ihr vor meinen
Augen rumtanzt.«
»Halt durch. Ich fahr mit dir in die Notaufnahme.«
»Wie nett«, sagte Hooker. »Ich habe es gern, wenn du mit
mir wohin fährst.«
Ich rief Judey an und ließ mir den Weg zum South Shore
Hospital beschreiben. Es war ein Wochentag, und Hooker und
ich tauchten auf, nachdem die Opfer der täglichen Verkehrsraserei versorgt waren und noch bevor die spätabendliche Parade
drogen- oder alkoholbedingter Katastrophen begonnen hatte.
Da wir zwischen den Stoßzeiten kamen, wurde Hooker praktisch sofort versorgt. Sein Kopf wurde geröntgt und seine Stirn
verpflastert. Danach musste er einige Tests absolvieren. Die
Diagnose lautete auf eine leichte Gehirnerschütterung. Mir
wurde ein Papier in die Hand gedrückt, auf dem stand, wie ich
ihn während der nächsten vierundzwanzig Stunden versorgen
sollte. Dann wurden wir wieder entlassen.
Ich führte Hooker am Ellbogen durch den Korridor zum
Ausgang. Eine Pritsche rollte uns von einem kräftigen Pfleger
geschoben entgegen. Auf der Pritsche lag größtenteils unter
einem Laken ein Mann. Die Karteikarte hatte man auf seinen
Bauch gelegt. Ich ging direkt an der Pritsche vorbei und sah
dem Verletzten ins Gesicht. Es war Doofi.
Doofi schnappte fassungslos nach Luft. » Ihr schon wieder! « , brüllte er los, setzte sich auf und versuchte, mich mit
beiden Händen zu erwischen, wobei die Karteikarte klappernd
zu Boden fiel.
Ich machte einen Satz zurück, und der Pfleger schob die
Pritsche hastig an mir vorbei.
»Du hast ihn nicht fest genug gerammt«, flüsterte Hooker
mir zu. »Er ist wie ein Zombie. Einfach nicht umzubringen.«
Gut zu wissen, dass es Hooker wieder besser ging.
Ich half ihm in den Mini, dessen Fahrerseite total verbeult
war, dessen Heck eine Reihe von Einschüssen zierte und dem
obendrein eine Sonnenblende fehlte.
Wir durchquerten South Beach und nahmen dann die Collins
nach Norden. Ich wollte kein Risiko eingehen, indem ich mich
noch mal in der Nähe von Hookers, Bills oder Judeys Wohnung
blicken ließ. Genauer gesagt wollte ich kein Risiko eingehen,
indem ich mich irgendwo in South Beach blicken ließ.
Hooker hatte die Augen zugemacht und hielt sich mit einer
Hand den Kopf. »Ich habe rasende Kopfschmerzen«, sagte er.
»Ich habe die Mutter aller Kopfschmerzen.«
»Schlaf bloß nicht ein. Die Ärzte haben gesagt, du sollst
nicht einschlafen.«
»Barney, ich müsste tot sein, damit ich mit diesen Kopfschmerzen einschlafen könnte.«
»Ich dachte, ich fahre ein Stück nach Norden und halte
Ausschau nach einem Hotel.«
»Auf der Collins gibt es Hotels ohne Ende. Sobald wir am
Fontainebleau vorbei sind, müssten wir in Sicherheit sein.«
Ich probierte es bei vier Hotels, dem Fontainebleau eingeschlossen, ohne dass es irgendwo ein freies Zimmer gegeben
hätte. Florida hatte Hochsaison. Im fünften Hotel gab es nur
noch ein Zimmer. Das war okay. Ich hätte Hooker sowieso nur
ungern allein gelassen.
Also checkte ich uns ein und rief dann Judey an, um ihm
mitzuteilen, dass alles okay war. Das Zimmer war sauber und
bequem. Eigentlich lag das Hotel am Strand, aber wir hatten
ein Zimmer mit Blick auf die Collins.
Hooker streckte sich auf dem Doppelbett aus, während ich
ins Bad schlich, um einen Blick auf meine Haare zu werfen.
Mit angehaltenem Atem stellte ich mich vor den Spiegel und
riss mir die Kappe vom Kopf.
Scheiße.
Ich schnaufte tief durch und setzte die Kappe wieder auf. Es
wächst wieder nach, ermahnte ich mich. Und es ist nur eine
Stelle. Es ist noch nicht mal eine kahle Stelle. Er hat bestimmt
drei oder vier Zentimeter stehen lassen.
Ich kehrte ins Zimmer zurück, setzte mich in einen Sessel
und begann, über Hooker zu wachen. Er klappte ein Lid hoch
und sah mich an.
»Du willst doch nicht die ganze Nacht da sitzen bleiben und
mich beobachten, oder? Das ist ja gespenstisch.«
»Ich halte mich nur an die Anweisungen auf dem Zettel,
den sie mir im Krankenhaus mitgegeben haben.«
»Das sind Anweisungen für eine schwere Gehirnerschütterung. Ich habe nur eine leichte Gehirnerschütterung. Sie haben
dir die falschen Anweisungen mitgegeben. In deinen Anweisungen sollte stehen, dass du mit dem Gehirnerschütterten ins
Bett gehst.«
»Das glaube ich weniger.«
»Du kannst nicht die ganze Nacht im Sessel sitzen. Dann
bist du morgen früh todmüde. Du wirst nicht mehr in der Lage
sein, die bösen Buben auszutricksen.«
Damit hatte er nicht Unrecht.
Ich legte
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