Tiefer gelegt
mich neben ihn. »Aber wir lassen das Licht an, damit ich nach dir sehen kann. Und du musst anständig bleiben.«
»Ich werde bestimmt nichts unternehmen, solange du mich
nicht im Schlaf befummelst.«
»Ich werde dich garantiert nicht befummeln! Und du sollst
nicht schlafen.«
Ich machte die Augen zu und war im nächsten Moment
eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, war das Licht aus.
Ich tastete nach Hooker.
»Ich wusste doch, dass du dich nicht beherrschen kannst«,
hörte ich ihn sagen.
»Das war kein Fummeln. Ich wollte nur nach dir tasten. Du
hättest das Licht anlassen sollen.«
»Ich kann bei Licht nicht schlafen.«
»Du sollst auch nicht schlafen.«
»Aber ich kann ein Nickerchen machen. Außerdem bekomme ich bei dieser Geräuschkulisse sowieso kein Auge zu.«
In dem Moment hörte ich es auch. Rums, rums, rums, rums.
Es war das Bett nebenan, das gegen die Wand schlug. »O
Gott.«
»Warte. Es kommt noch besser. Sie ist eine von denen, die
stöhnen und schreien.«
»Bestimmt nicht.«
»Ich schwöre es dir. Warte, bis du sie gehört hast. Wenn ich
nicht solche Kopfschmerzen hätte, hätte ich schon einen Ständer.«
»Ich höre nur das Rumsen.«
»Du musst ganz still sein.«
Wir lagen lauschend nebeneinander in der Dunkelheit.
plötzlich hörte man ein ersticktes Stöhnen und dann einen
gedämpften Wortwechsel.
»Ich verstehe nicht, was sie sagen«, sagte ich zu Hooker.
»Psst!«
Neuerliches Rumsen und ein leises Stöhnen. Das Stöhnen
wurde lauter.
»Jetzt kommt’s«, flüsterte Hooker.
»Ja!«, hörte ich durch die Wand. »O ja. O Gott. O Gott. O
Gott.«
Rums, rums, rums, rums. DENG DENG DENG DENG.
Ich begann zu befürchten, das Bild über unseren Köpfen
könnte von der Wand und uns auf den Schädel fallen.
»O GOTT! «
Dann war alles still.
»Na?«, fragte Hooker. »Das war doch super.«
»Sie hat ihm was vorgespielt.«
»Mir kam das nicht gespielt vor.«
»Vergiss es. So klingt keine Frau, es sei denn, sie spielt ihm
was vor.«
»Das ist eine beunruhigende Neuigkeit.«
Am nächsten Morgen ging es Hooker schon besser. Er hatte
dunkle Ringe unter den Augen und eine fette Beule, aber die
Kopfschmerzen hatten sich gelegt, und er sah nicht mehr doppelt.
Wir bestellten uns das Frühstück aufs Zimmer, und während wir aßen, läutete mein Handy.
»Er ist weg!«, jaulte mir Judey ins Ohr.
»Wer?«
»Bill! Wild Bill ist abgehauen. Ich habe nur kurz geduscht
und als ich zurückkam, war er weg. Ich verstehe das einfach
nicht. Wo wir uns so gut verstanden haben. Heute Morgen
ging es ihm schon viel, viel besser. Er ist fürs Frühstück sogar
aufgestanden und aus seinem Zimmer gekommen. Ich habe
ihm Pfannkuchen gebacken. Wie konnte er mich nur verlassen,
nachdem ich ihm Pfannkuchen gebacken hatte?«
»Hat er irgendwas gesagt, dass er weg wollte? Hast du irgendwas gehört? Könnte es sein, dass jemand eingebrochen ist
und ihn mitgenommen hat?«
»Nein, nein und nein. Der kleine Dreckskerl ist einfach
durchgebrannt. Erst hat er meine Sachen angezogen. Und dann
ist er abgehauen.«
»Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
»Eine Nachricht«, wiederholte Judey. »Ich war so aufgeregt, dass ich gar nicht nachgesehen habe.«
Mit zusammengepressten Lippen saß ich da und hörte
durch das Telefon Judey suchen.
»Ich habe sie gefunden!«, meldete er sich nach einer Weile.
»Sie lag auf der Küchentheke. Darauf steht, dass er Maria befreien will. Mehr nicht. Es tut mir wirklich Leid. Das ist ganz
schrecklich. Dabei sollte ich doch auf ihn aufpassen.«
»Du kannst nichts dafür. Genau darum heißt er Wild Bill.
Gib mir Bescheid, wenn du was von ihm hörst.«
Hooker schob seinen Stuhl von dem kleinen Tisch zurück.
»Das hört sich nicht gut an.«
»Bill will Maria befreien.«
»Falls er nicht irgendwas weiß, das wir nicht wissen, wird
er sich an Salzar ranmachen. Wie will er das bloß anstellen?
So wie ich die Sache sehe, ist Salzar praktisch nie allein. Er ist
ständig von seinen schweren Jungs umgeben.«
»Bill ist nicht gerade für seine Gerissenheit berühmt. Bill
holt sich einfach, was er will. Es würde mich nicht überraschen, wenn er sich vor Salzar aufbaut und ihm eine Pistole an
die Schläfe hält.«
12
U
m kurz nach zehn fuhr ich an Salzars Bürogebäude an
der Calle Ocho vorbei. Es war ein nett aussehender
Bau in einer netten Gegend. Und es wäre ein richtig netter Tag
gewesen, wenn die Dinge anders gelegen hätten. Offenbar
seufzte ich immer wieder, ohne es zu merken,
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