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Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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konnte er zwar nur schwer verdauen, doch da es ein Gesicht krönte, das ein wahres Wunder jugendlicher Schönheit war, wurde dieser Einwand vollkommen belanglos. Das zerzauste kastanienbraune Haar dagegen war ungeheuer ansprechend. Und die Dame, die es trug, war einfach unbeschreiblich. Er sah geradewegs durch ihre Kleider hindurch. Es war phantastisch.
    »Laß gut sein, Viggo«, sagte Sara Svenhagen. »Sie fallen dir gleich aus dem Kopf.«
    »Wovon redest du?« sagte Viggo mit gut maskierter Beschämung.
    »Es ist wirklich so, wie die Leute sagen«, ergänzte Kerstin Holm. »Wenn ein Mann erfährt, daß er ein Kind gezeugt hat, wird er geiler denn je.«
    »Aber was ist denn mit euch los?« sagte Viggo und wurde zum erstenmal seit dreißig Jahren rot. »Was habe ich denn gemacht?«
    »Schalte einfach nur an«, sagte Sara.
    »Aber das habe ich doch getan«, entgegnete Viggo verwirrt. Wie sonderbar es sich anfühlte, rot zu werden. Erinnerungen drängten sich auf, von denen er nichts wissen wollte. Gleichzeitig fand er es gut, daß sie kamen. Sie waren so lange verschüttet gewesen.
    »Jetzt kommt es gleich, jetzt«, sagte Sara, und Viggo konnte es nicht lassen, alles mögliche in diese Worte hineinzudeuten.
    Eis, dachte er. Gibt es keine Eiswürfel, um sie in die Hose zu kippen?
    »Die Naturschutzbehörde hatte vier Stunden Film«, fuhr Sara fort. »Sie sind dem Adlerschänder von St. Annas Skärgård oben in Östergötland gefolgt, wo jemand gemeldet hatte, einen Bus voller Federn gesehen zu haben. Als der Bus in Karlskrona auf die Fähre fuhr, haben sie gefilmt. Und als er wieder runterfuhr und vom polnischen Zoll geschnappt wurde, haben sie diese Sequenz hier aufgenommen.«
    Das Bild kam unklar. Dann wurde es scharf. Der Bug einer großen Fähre. Die Bugklappe glitt hoch. Busse fuhren hinaus. Zuerst ein paar große Touristenbusse, einer mit deutschem Kennzeichen, dann ein schwedischer. Danach ein etwas kleinerer, ein bißchen schäbig. Er fuhr auf die Kamera zu. Die Kamera folgte ihm. Der Zoll schlug zu. Robuste uniformierte Polen traten die Bustür auf, stürmten hinein und zerrten den Fahrer heraus. Der Adlerschänder wurde auf den Asphalt gepreßt. Die Kamera filmte ihn, während sie an ihm vorbeiglitt. Die Bustür stand offen. Die Kamera schwenkte die Stufen hinauf, dann nach links ins Innere des Busses. Über die Sitzbänke. Zehn Seeadler lagen auf den Sitzen ausgebreitet. Die Kamera schwenkte hinüber auf die andere Seite des Busses. Da wurde das Bild angehalten.
    »Hier«, sagte Sara und zeigte auf den Fernsehschirm. Über den getöteten Adlern sah man das Busfenster. Durch die Scheibe sah man die Vorderfront eines anderen, kleineren Busses von links herankommen.
    Sara Svenhagen ließ den Film so langsam wie möglich ablaufen, bis die Fensterscheiben des anderen Busses ins Bild kamen. Durch das Fenster war ein Gesicht zu erkennen. Da stoppte der Film.
    »Das hier«, sagte Sara, »ist Svetlana Petruseva, die Weißrussin von Zimmer 226 im Norrboda-Motel in Slagsta.«
    Viggo Norlander und Kerstin Holm betrachteten Svetla nas Paßfoto und verglichen es mit der ein wenig unscharfen Gestalt auf dem Fernsehschirm.
    »Doch«, sagte Viggo. »Das könnte sie sein.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Kerstin. »Aber es fragt sich, ob das als Beweis ausreicht.«
    »Es kommt noch mehr«, sagte Sara.
    Der Bus setzte seine Zeitlupenfahrt hinter den Fenstern des Adlerschänderbusses fort. Im selben Moment, in dem er vorüberfuhr, wurde die Kamera ein klein wenig gedreht, so daß die Rückseite des anderen Busses sichtbar wurde. Hier hielt Sara das Bild erneut an.
    Man sah die Heckscheibe des anderen Busses. Zwei Gesichter schauten heraus, um die Aktion des Zolls zu verfolgen. Eins davon erkannten sie sofort. Es war ganz eindeutig die Ukrainerin Lina Kostenko aus Zimmer 225, dem Zimmer, mit dem die Ninja-Feministin in Kontakt gestanden hatte. Das Gesicht daneben war unbekannt, es war eine junge, dunkle Frau, und in ihrer Hand war ein Mobiltelefon zu erkennen.
    »Sieh mal an«, sagte Kerstin Holm. »Von diesem Handy aus wurde also ein paar Stunden später bei einem abgetrennten Arm in der U-Bahnstation Odenplan angerufen.«
    »Dies ist unser erstes und einziges Porträt eines Mitglieds der Bande«, sagte Sara Svenhagen. »Die Techniker arbeiten auf Hochtouren daran. Und sie arbeiten auch hieran.«
    Saras Finger glitt am Bildschirm nach unten zu einem sehr undeutlichen, halb abgeschnittenen Nummernschild.
    »Es ist ein

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