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Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Chavez.
    »Manchmal«, sagte Hjelm.
    So traf der Finanzchef der Schalentier-Gesellschaft Clam Invest mit Assistent bei Hit Cab am Fuße von The World Famous Glob ein.
    Henry Blom war ein glatzköpfiger Mann von Mitte Fünfzig, der ein sehr schlechtes Schwedisch mit grobem finnischem Akzent sprach. Er begrüßte die hohen Herrschaften unterwürfig, bat sie, Platz zu nehmen, und ließ von einem Mädchen Kaffee servieren, das kaum die Sekundarstufe abgeschlossen haben durfte. Henry Blom hatte den Herrschaften bereits einige billig gestaltete Broschüren in die Hand gedrückt, als diese ihm plötzlich ihre Polizeiausweise unter die Nase hielten. Der eine von ihnen sagte:
    »Olli Peltonen, glaube ich, der Vater des Schwarztaxis.«
    Wie verhext starrte Blom auf die beiden Männer, die vor seinen Augen die Gestalt wechselten.
    »Leider müssen wir die ganze Zukunft von Hit Cab zerstören«, sagte Harrysson, der Hjelm hieß. »Nicht genug damit, daß Sie seit langem wegen des Betriebs schwarzer Taxis gesucht werden, nicht genug damit, daß Sie Ihr neues Unternehmen unter falschem Namen gegründet haben, Sie beschäftigen auch Mädchen, die viel zu jung sind, um bei Ihnen angestellt zu sein.«
    »Kinderarbeit nennt man das«, sagte der Assistent namens Chavez. »Darauf stehen richtig strenge Strafen.«
    »Aber«, sagte Harryssonaliashjelm, »es gibt eine Alternative.«
    Henry Blom, der Olli Peltonen hieß, spürte, wie der Privatjet des Daseins eine Bruchlandung hinlegte. Man sah, wie es im ganzen Flugzeugrumpf weh tat. »Welche Alternative?« stammelte er.
    »Daß Sie uns von einem Mann ohne Nase erzählen.«
    Die Masken waren gefallen.
    Der heftig blinzelnde Mann hieß Olli Peltonen und nicht anders. Schließlich nickte er, wie von einer Einsicht überwältigt.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Und wenn ich erzähle?«
    »Dann werden wir die Lage einer erneuten Beurteilung unterziehen«, sagte Chavez geschraubt. »Vermutlich hat sich die Lage für Sie dann entscheidend verbessert.«
    »Was?« sagte Peltonen.
    »Du erzählen. Wir Augen zumachen.«
    »Jaja. Das war der, der ermordet wurde, oder?«
    »Genau.«
    »Neunzehnhundert … Kann es … zweiundachtzig gewesen sein?«
    »Einundachtzig«, sagte Hjelm. »September 1981.«
    »Ich habe ihn gefahren, das ist richtig. Ich erinnere mich deutlich an ihn. Es war furchtbar. Er sah einfach gräßlich aus. Eine komische Verletzung.«
    »Von wo haben Sie ihn gefahren?«
    »Vom Freihafen. Er mußte mit einem Schiff gekommen sein.«
    »Wie hat er Sie gefunden? Sie hatten kein Taxischild.«
    »Nein. Schwarztaxis sind Taxis ohne Schild.«
    »Das nennt man eine euphemistische Umschreibung. Wie kam er auf Sie?«
    »Ich glaube, ich bin einfach da unten herumgefahren. So läuft es noch immer, glaube ich. Ich weiß es nicht, ich habe ja nichts mehr damit zu tun. Man fragt die Leute, die aussehen, als bräuchten sie einen Wagen, ob sie einen Wagen brauchen.«
    »Und wann war das?«
    »An das Datum kann ich mich nicht erinnern.«
    »Er wurde am Sonntag, den 9. September gefunden. Die Schlagzeilen waren an dem Sonntag in den Abendzeitungen. Und da haben Sie wohl in der Kneipe gesessen und lauthals getönt, daß Sie ihn gefahren hätten.«
    »Dann muß es an einem Freitag gewesen sein. Am Freitag, dem siebten. Am Abend, ich bin meistens abends gefahren. Nach sieben Uhr.«
    »Woran erinnern Sie sich bei ihm? Wie war er gekleidet? Was machte er für einen Eindruck? Welche Sprache sprach er?«
    »Er saß auf dem Rücksitz. Der einzige Eindruck, den er machte, war der, daß er keine Nase hatte; das stellte sozusagen alles andere in den Schatten. Das einzige, was er auf der ganzen Fahrt sagte, war die Adresse, zu der ich ihn fahren sollte. Sehr gebrochen, meine ich mich zu erinnern. Er war noch weniger schwedisch als ich.«
    »Und wohin haben Sie ihn gefahren?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Na, nun komm schon, Ollipolli. Denken Sie nach.«
    »Es ist keine Kinderarbeit«, sagte Peltonen heftig. »Sie ist meine Enkelin. Manchmal schwänzt sie die Schule, und dann darf sie herkommen und ein bißchen helfen. Ist doch besser so, als wenn sie bei den Fixern im Högdalen Zentrum säße.«
    »Es handelt sich also um eine soziale Hilfstätigkeit?«
    »Sie ist meine Enkelin. Ich liebe sie. Sie können mich nicht wegen Kinderarbeit belangen.«
    »Das hatten wir auch nicht vor. Jetzt kommen Sie schon. Wohin haben Sie den Mann ohne Nase gefahren? Was hat er gesagt, wo er hinwollte?«
    »Ich muß wissen, daß

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