Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
ihm.
    Rascher Schnitt zu junger weißgekleideter Frau mit slawischem Aussehen vor einer Masse von Küchengeräten an einer Wand: »Nur Frauen, ja«, sagte sie in gepflegtem Schwedisch. »Drei Kabinen. In einer drei, in den beiden anderen je vier. Vierbettkabinen. Aber sprechen Sie mit Wislawa. Ich glaube, sie hatte die Kabinen.«
    Rascher Schnitt zu einer noch jüngeren, dunklen Frau im Bikini, die sich an Deck sonnte. Die Kamera zickte ein wenig, aber der berüchtigte Kameramann konnte der Versuchung widerstehen, zur Bikinilinie hinabzugleiten.
    »Woher kommen Sie, Wislawa?« fragte Sara aus dem Off.
    »Ich bin Polin«, antwortete das Bikinimädchen in gutem Schwedisch.
    »Haben Sie gehört, ob sie miteinander gesprochen haben?«
    »Ja. Verschiedene Sprachen. Ein bißchen russisch, ein bißchen bulgarisch.«
    »Ukrainisch?«
    »Ich kann Ukrainisch nicht von Russisch unterscheiden. Bulgarisch ist etwas anderes, aber ich verstehe es nicht. Russisch kann ich ein bißchen.«
    »Haben Sie gehört, was sie sagten?«
    »Nein. Sie sprachen nie, wenn ich dabei war. Ich hörte ihre Stimmen vom Gang aus. Es wurden nie richtige Worte. Aber ich habe nur saubergemacht. Serviert hat Jadwiga.«
    Neuer Schnitt zu einem weiteren jungen Mädchen, blonder und in T-Shirt und Jeans. Sie wollte gerade mit einem Jungen mit Sonnenbrille an Land gehen, als sie am Landgang aufgehalten wurde. Das Bild schwankte kräftig, und ein hechelndes Geräusch war während des folgenden Gesprächs im Hintergrund zu hören.
    »Sind Sie Jadwiga?«
    »Ja«, sagte das Mädchen und fuhr zurück. »Nimm die Kamera weg. Was tust du da, schmieriger Alter.«
    »Wir sind von der schwedischen Polizei«, sagte Sara und hielt ihren Ausweis hoch.
    »Der auch?« sagte Jadwiga und machte eine Geste mit dem Kopf.
    »Ja. Komisch, nicht?« sagte Sara Svenhagen neutral.
    »Mußt du so hecheln?« sagte Jadwiga in klagendem Ton.
    »Ich bin ein alter Mann«, sagte die hechelnde Stimme.
    »Kennen Sie diese Frauen?« sagte Sara.
    Jadwiga betrachtete eine Karte mit Fotos. »Klar«, sagte sie. »Die meisten waren dabei, vielleicht alle. Schliefen in drei Kabinen. Ich glaube, sie waren während der gesamten Überfahrt in den Kabinen. Gingen nie raus. Ich habe ihnen das Abendessen serviert und am Morgen Frühstück.«
    »Die wichtigste ist sie«, sagte Sara und zeigte auf eins der Bilder. »Können Sie etwas über sie sagen?«
    Jadwiga kratzte sich am Kopf und sagte: »Sie war Russin, glaube ich. Irgendein russischer Dialekt. Mein Russisch ist nicht so gut.«
    »Da haben Sie nicht gehört, worüber sie sprachen?«
    »Vielleicht ein bißchen. In meinen ersten Schuljahren war Russisch obligatorisch. Als ich dann gerade angefangen hatte, die Grundlagen zu begreifen, wurde es Englisch.«
    »Sie sprechen ja sehr gut Schwedisch«, sagte Sara.
    »Danke.«
    »Scheiße!« hörte man jemand brüllen, dann kam ein Knall, und das Bild zeigte den Himmel durch eine Schiffsreling hindurch.
    Neuer Schnitt. Wieder Jadwiga, mit einer Kaffeetasse vor sich und essenden Menschen im Hintergrund.
    »Wir versuchen es noch einmal«, sagte Saras Stimme.
    »Bist du sicher, daß sie noch geht, Viggo?«
    »Viggo?« sagte Jadwiga amüsiert.
    »Tja«, sagte Norlanders nicht mehr hechelnde Stimme, »ich bin ausgerutscht.«
    »Also, Jadwiga. Wo waren wir?«
    »Die da«, sagte sie und zeigte auf die Fotokarte. »Sie hat mit den beiden anderen in der Kabine einen komischen russischen Dialekt geredet. Ich habe ein bißchen mitgekriegt, als ich das Frühstück servierte. Als ich am Abend vorher das Essen servierte, waren sie mucksmäuschenstill.«
    »Sie schlief also in der Kabine, in der drei Passagiere waren?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie die beiden anderen in der Kabine beschreiben?«
    »Ich glaube schon. Um die Dreißig, vielleicht. Ein bißchen südslawisches Aussehen. Wenn ich nordslawisch aussehe.«
    »Und die beiden waren keine von den anderen hier auf den Fotos?«
    »Nein, die waren in den anderen Kabinen. Vier in jeder. Sie machten mehr Krach. Drogensüchtige.«
    »Und die drei in der dritten Kabine würden Sie nicht als Drogensüchtige bezeichnen?«
    »Nein. Ich dachte, es wären Sozialarbeiterinnen oder etwas in der Art. Die eine Gang alter Fixerinnen begleiteten. Zum Entzug.«
    »Würden Sie diese beiden Frauen in der Dreierkabine wiedererkennen? Oder könnten Sie helfen, eine Zeichnung von ihnen anzufertigen?«
    »Vielleicht.«
    »Was haben sie denn gesagt?«
    »Wie?«
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie hätten

Weitere Kostenlose Bücher