Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
nicht eingeladen.«
    »Unsere Einzugsfete«, sagte Sara und stand auf. »Ich gehe davon aus, daß ihr alle kommt. Morgen abend um sieben. Eßt vorher nichts. Birkagatan in Birkastan. Alle haben hoch und heilig versprechen müssen, daß die laufende Ermittlung mit keinem Wort erwähnt wird.«
    »Warum habt ihr mir nichts gesagt?« klagte Viggo. »Wo wir so viel zusammen gereist sind, Sara.«
    »Du bist nicht eingeladen, Viggo«, sagte Jorge. »So einfach ist das. Wir haben alle eingeladen außer dir.«
    »Hört jetzt auf«, sagte Sara. »Du weißt sehr wohl, daß du eingeladen bist, Viggo. Astrid hat schon zugesagt. Charlotte kommt mit. Im übrigen haben wir von allen Antwort bekommen, glaube ich. Jan-Olov, wie ist es jetzt? Kommt deine Frau mit?«
    »Aber ja«, sagte Jan-Olov Hultin, der plötzlich ein Privatleben offenbarte und hinzufügte: »Sie heißt Stina.«
    »Und dann war noch unklar, Gunnar, mit wie vielen Personen …«
    »Zwei«, sagte Gunnar Nyberg in reinem und klarem Baß.
    »Es kommen also alle?« sagte Jorge. »Prima. Dann muß ich es noch zum Schnapsladen schaffen und ein bißchen mehr Duca kaufen.«
    »Was ist das denn für ein bescheuerter südamerikanischer Scheiß?« stichelte Viggo weiter.
    »Das ist ein vollmundiger italienischer Rotwein. Duca d’Aragona 1993. Und ein Scheiß ist er nicht. Dagegen ist er fast immer ausverkauft. Wahrscheinlich muß ich zum Nacka Forum fahren. Aber für euch tu ich das gern.«
    Jorge Chavez war mit anderen Worten ein Wunder an Geduld. Hjelm betrachtete ihn skeptisch. Es war eine Maske, es mußte eine Maske sein. So drastisch konnte sich kein Mensch verändern. »Alle kommen nicht«, sagte er vorsichtig. »Arto nicht.«
    »Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Jorge kryptisch.
    »Dann laßt uns zusehen, daß unser Freund noch rechtzeitig zu seinem Wein kommt«, sagte Hultin. »Laß den Film laufen, Viggo.«
    Die Fernbedienung in Viggo Norlanders Hand setzte den Videorecorder vorn neben der Flipchart mit einem Klicken in Gang. Einen endlos langen Schwenk über ein tristes Hafengelände begleitend, sagte Sara: »Während diese Totale von Karlskronas Hafen vorbeizieht, kann ich vielleicht als erstes sagen, daß Viggo und ich noch einmal das gesamte Filmepos der Naturschutzbehörde über den polnischen Adlerschänder Wojcieck Bienek durchgesehen haben. Seine Kunden waren übrigens, wie sich herausstellte, Deutsche, Japaner und Amerikaner. Besonders die Aufnahmen aus dem Schiffsinneren haben wir aufmerksam betrachtet. Darin kamen keine der ausgewanderten Slagstamädchen vor.«
    Nach dem Schwenk über Karlskrona folgte eine lange, verwackelte Sequenz mit vorüberwischenden Pflasterstei nen. Dazwischen war ein offensichtlich neuer italienischer rechter Herrenschuh mit deutlichen Flecken zu erkennen. Im Hintergrund war ein Murmeln zu hören:
    »Verflucht, wo ist sie denn jetzt hin, das Grüngemüse?«
    Viggo Norlander räusperte sich vernehmlich: »Das sollte doch geschnitten werden, Sara«, sagte er unwirsch.
    »Ich fand, es lohnte sich, das mitzunehmen«, sagte Sara friedlich.
    »Das finde ich auch«, sagte Hultin neutral.
    Jetzt erschien das Grüngemüse auf dem Fernsehschirm. Sara Svenhagens chlorgefärbtes Stoppelhaar befand sich einem wettergegerbten Mann in Uniform gegenüber, der in einer engen Kajüte mit fettfleckigen Seekarten an den Wänden saß. Er blickte auf ein Papier und sagte: »Nein. Wir haben keinerlei Information über diesen Bus oder seine Passagiere. Außer daß sie drei Kabinen bestellt hatten.«
    »Das klingt ja, als gäbe es doch einige Informationen«, sagte das Grüngemüse aufmunternd. »Wie viele Personen waren denn gebucht?«
    Der Wettergegerbte las in den Papieren, nicht ohne Schwierigkeit. »Elf Erwachsene«, sagte er schließlich.
    »Erwachsene?« sagte Sara Svenhagen.
    »Keine Kinder«, verdeutlichte der Wettergegerbte.
    Dann erstarrte er mit einer eigentümlichen Grimasse um die Mundwinkel.
    »Danke, Viggo«, sagte Sara und wandte sich der Kampfleitzentrale zu: »Elf Erwachsene heißt also, noch drei außer unseren acht aus Slagsta. Zwei hatten wir schon vermutet: einen Fahrer plus die Frau mit dem Handy, auf die wir zurückkommen. Jetzt zeigte sich also, daß es drei waren. Die Vereinigung der Erinnyen scheint unaufhörlich zu wachsen. Wir machen weiter, Viggo. Ihr müßt jetzt genau aufpassen, es gibt schnelle Schnitte, MTV-Ästhetik.«
    Norlander drückte auf die Fernbedienung. Der Wettergegerbte verschwand, die Grimasse mit

Weitere Kostenlose Bücher